Striptease: Roman (German Edition)
einen Hand eine Dose Cola Light, in der anderen eine noch nicht geöffnete Dose Canada Dry. Er setzte beide Dosen ab, sobald er das lange Messer an Erins Hals gewahrte. Darrell Grant riet ihm, nichts Dummes zu versuchen. In der Dunkelheit war Shads Gesichtsausdruck nicht zu erkennen.
»Ich habe eine Idee«, sagte Darrell und befahl Shad, sich auf den Bauch zu legen, falls er nicht einen Eimer holen wolle, um Erins Blut aufzufangen. Shad nickte und streckte sich auf dem Asphalt hin. Darrell Grant ließ Erin los, stürzte sich sofort auf den Rausschmeißer und kniete sich auf die massigen Schulterblätter des Mannes. Lachend schaffte es Darrell, Shads dicke Handgelenke mit einem Paar Plastikhandschellen zu fesseln.
»Hör auf«, sagte Erin immer noch zitternd.
Mit beiden Händen drückte Darrell Grant den Dolch gegen Shads kahlen Schädel. Das weiche Fleisch gab unter dem Druck der Klinge nach.
Erneut bat Erin ihn, aufzuhören, und erneut lachte ihr Ex-Mann gackernd. Er rollte den Messergriff zwischen seinen Handflächen hin und her, so daß die Messerspitze auf Shads Haut rotierte. Erin sah den ersten Tropfen Blut, der im matten Licht schwärzlich glänzte.
»Tut das weh?« erkundigte sich Darrell Grant.
»Nee«, erwiderte Shad wahrheitsgemäß. Er empfand nur wenig, wenn es sich um physische Schmerzen handelte. Die Ärzte schienen den Grund dafür nicht zu kennen.
»Seit wann trägst du ein Messer bei dir?« fragte Erin.
»Seit wann treibst du dich mit häßlichen glatzköpfigen Urwaldbewohnern herum?« Darrell Grant stand auf und hieb mit dem Dolch wie mit einem Schwert durch die Luft. Er war völlig aufgedreht von Speed. »Ich nehme doch an, daß es ein reiner Zufall ist, daß du ausgerechnet heute nacht auf diesem Parkplatz aufgetaucht bist, oder? En garde! « Er zeichnete ein schnelles Z in die Luft. »Denkst du etwa, ich bin blind? Ich hab deinen Wagen schon drei Straßen vorher entdeckt, Erin. Mein Gott, du bist wirklich eine Spitzenspionin. Vielleicht kannst du das nächste Mal auch noch ein Feuerwerk abbrennen.«
»Du bist ein Riesenarschloch«, seufzte sie.
Darrell Grant grinste schief. »Reden sie so bei der St. Vitus Society? Das warst doch du am Telefon, nicht wahr? Quasselst von all den brandneuen Rollstühlen.«
»Du hast ja den Verstand verloren.«
»Dann erklär mir dies doch mal.« Anklagend deutete er mit dem Dolch auf den Fairlane. »Und dies!« Er trat mit der Spitze seines braunen Cowboystiefels in Shads Seite. »Du hast mir eine verdammte Falle gestellt!«
Ungerührt entgegnete Erin: »Darrell, ich führe eine Liste: tätlicher Angriff mit einer verbotenen Waffe, Freiheitsberaubung, Einbruchdiebstahl, Besitz von Rauschgift...«
»Halt die Schnauze«, fauchte er sie an. »Was sollte ich denn glauben? Daß du und dein Igor hier angehalten habt, um herumzuschmusen? Ich weiß, daß du dich einsam fühlst, aber das ist ja lächerlich. Ich habe schon hübschere Iguanas gesehen.«
Sie dachte an die Pistole im Wagen, berechnete die Schritte zurück zur Fahrerseite. Dann verscheuchte sie den Gedanken aus ihrem Kopf. Darrell zu erschießen würde bedeuten, daß sie Angie nie wiedersehen würde. Der Richter würde dafür sorgen.
»Junior?« Shad meldete sich, sprach aus dem Mundwinkel. Er hatte keine andere Wahl, da er auf dem Bauch auf dem Asphalt lag. »Junior, hör zu. Die Lady und ich sind Arbeitskollegen. Sie nahm mich nach Hause mit, als dieses Stück Scheiße von einem Ford überkochte. Wir haben hier angehalten, damit der Motor sich abkühlt. Mehr nicht. Das ist die ganze Geschichte.«
Darrell Grant ging in die Hocke und kniff in Shads Nase. »Mich laust der Affe, das Ding kann reden.«
»Was ist mit deinem Haar los?« fragte Erin. Darrell fuhr bei ihrem sarkastischen Tonfall hoch. Für jemanden, der hilflose Personen bestahl, war er in bezug auf seine äußere Erscheinung erstaunlich eitel.
»Ich habe es ein wenig aufgehellt. Na und?« antwortete er.
»Und die Bartstoppeln?« fragte Erin. »Komm her, laß mich mal sehen.«
»Kommt nicht in Frage.« Er stand mürrisch auf.
»Ist das deine Don-Johnson-Phase?«
»Halt die Schnauze, Erin.«
Sie versuchte ihn von Shad und dem Messer abzulenken. »Ich wette, du hast dir auch passend zum Haar einen weißen Leinenanzug von Armani geholt.«
»Du kannst mich mal«, bellte Darrell Grant. Als er den Dolch hinter seinen Gürtel schob, entspannte sich für Erin die Situation etwas. Sie hoffte, daß er sich allmählich beruhigte, damit
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