Striptease: Roman (German Edition)
Stammnische unweit der Kickerautomaten. Monique Sr. tanzte wie wild auf dem Tisch. Der Richter beobachtete sie mit trüben Augen und völlig reglos. Erin vermutete, daß seine Hände unterm Tisch beschäftigt waren.
Nach dem Auftritt kam Mr. Orly in die Garderobe und erklärte, er sei mit der neuen Musik einverstanden. »Je schneller, desto besser«, sagte er.
Urbana Sprawl meinte, ZZ Top sei schädlich für ihre Gesundheit. »Meine Titten bringen mich um.«
»Hey«, sagte Orly, »wir ertragen ja auch deinen Rap-Scheiß. Ice Puke oder wie er heißt.«
»Ice Cube!«
»Fazit ist, daß du acht Minuten Hardrock aushalten kannst.«
»Davon bekomme ich Dehnungsstreifen«, klagte Urbana.
»Ich suche ein paar langsamere Stücke aus«, versprach Erin.
»Niemals!« protestierte Orly. »Schnell ist gut. Jeder schwitzt und jeder trinkt.«
»Und jeder gibt Trinkgeld«, fügte Monique Sr. hinzu und wedelte mit einem Fünfziger. Die anderen Tänzerinnen pfiffen anerkennend.
»Damit wäre die Sache erledigt«, sagte Orly und war schon verschwunden.
Als die Schicht vorüber war, schminkte sich Erin sofort ab und zog sich schnell an. Urbana fragte, weshalb sie es so eilig habe.
»Ich habe etwas zu erledigen.«
»Um drei Uhr morgens?«
»Ich bin mit jemandem verabredet.«
»Sag mir, daß es nicht Darrell ist.« Urbana und die anderen Tänzerinnen wußten über den schlimmen Vorfall vom Vortag Bescheid. Sie hatten die Schnitte auf Shads kahlem Schädel gesehen.
»Keine Angst«, sagte Erin. »Es ist nur Jerry Killian.« Sie schloß den Reißverschluß ihrer Jeans und schlüpfte in ein Paar Sandaletten.
»Mr. Peepers?« fragte Monique Jr. »Weshalb?«
»Um mit ihm zu reden.«
»Eine schlechte Idee«, sagte Monique Sr.
»So viele gute hat man nicht mehr um drei in der Frühe.« Erin kontrollierte ihre Erscheinung im Spiegel. »Schlechte Zeiten verlangen verzweifelte Maßnahmen.«
»Hab Geduld«, riet Urbana Sprawl ihr. »Er kommt schon zurück. Vor allem, wenn du weiter die Musik spielst.«
»Ich kann nicht warten«, sagte Erin.
»Und wie willst du ihn finden?«
»Er wurde schon gefunden.«
Urbana Sprawl lächelte. »Das Telefonbuch!«
»Nein«, sagte Erin. »Da steht er nicht drin. Eine Geheimnummer.«
»Und wie hast du’s geschafft?«
»Recherchen«, erklärte Erin rätselhaft. Erin konnte ihnen nicht die Wahrheit sagen. Ein Anruf hatte Agent Cleary den Computer anzapfen lassen. Er freute sich, ihr behilflich sein zu können und stellte kaum Fragen. Ihm tat ihre Entlassung immer noch leid.
Monique Jr. meinte zu Erin, es sei verrückt, Mr. Peepers mitten in der Nacht aufzusuchen. »Er könnte doch trotz allem irgendein verrückter Lustmörder sein.«
»Ach, ich glaube, er ist harmlos.«
»Das haben sie auch von Ted Bundy gesagt.«
»Vielen Dank für die Aufmunterung«, sagte Erin und suchte ihre Handtasche und ihr Tanzkostüm zusammen.
Ohne viel Mühe versperrte Urbana Sprawl ihr die Tür. »Gib ihm bis zum Wochenende Zeit«, sagte sie.
Erin spürte einen Anflug von Erschöpfung. Ihre Freundinnen hatten recht. Es war verrückt.
»Hab Geduld«, sagte Urbana.
»Bis zum Wochenende«, versprach Erin. »Wenn du die neue Musik so lange ertragen kannst.«
Monique Jr. meinte, ZZ Top sei Spitzenklasse. Sie schwor, sie würde nie mehr zu Rap-Nummern tanzen. Sie wünschte sich einen weißen Zylinder und einen Frack als Kostüm für den Song »Sharp-Dressed Man«.
Mit finsterer Miene wog Urbana in jeder Hand eine enorme Brust. »Versuch mal, mit diesen Dingern rumzuhüpfen, und du landet im Streckverband. Deshalb scheiß auf deine ZZ und laß mir meinen Ice-Cube.«
Erin hatte dafür Verständnis. Sie konnte sich nicht vorstellen, mit einem derartigen Busen durchs Leben zu gehen. Keine der Tänzerinnen bezweifelte den Wahrheitsgehalt des Gerüchts, daß Urbana mal einen Mann auf einer Schlafcouch damit erdrückt habe.
»Bis morgen«, verabschiedete Erin sich von ihren Freundinnen.
»Du fährst nach Hause?« fragte Monique Sr. »Sei ehrlich.«
»Nach Hause«, versprach Erin.
Shad folgte ihr mit seinem eigenen Wagen, nur um sicherzugehen.
Moldowsky traf den Congressman während einer Massage an. Eine rothaarige Frau in einem goldenen Badeanzug hockte rittlings auf seinem Rücken und schlug mit den Handkanten auf seine bleichen Schulterblätter ein. Für eine Masseuse hatte die Frau ziemlich lange Fingernägel.
»Sagen Sie hallo zu Eve.« Dilbecks Worte kamen durch die Schläge auf seinen Rücken ein
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