Studio 6
auf?«
Annika nickte.
»Hat keinen Sinn, noch weiterzumachen«, sagte sie.
»Vielleicht können Sie später noch mal wiederkommen«, schlug Jansson vor.
Sie lachte leise.
»Darauf würde ich nicht mein letztes Hemd verwetten«, sagte sie. Der Nachrichtenchef lachte auch.
»Kann ich Sie irgendwo absetzen?«
Sie schaute in das todmüde Gesicht des Mannes und schüttelte den Kopf.
»Ich laufe«, sagte sie. »Muss doch das herrliche Wetter ausnutzen.« Sie schauten beide in den Nebel hinauf und lachten.
Ihre Kleider stanken nach altem Zigarettenrauch. Sie zog sie aus und ließ sie in einem Haufen auf den Fußboden im Flur liegen. Stattdessen warf sie sich den Morgenmantel über und fiel aufs Sofa.
Patricia war unterwegs, das war gut. Sie zog das Tele fonbuch heraus.
»Sie können nicht einfach so aus dem Journalistenverband austreten«, sagte eine Sachbearbeiterin beim Verband vorwurfsvoll. »Ach nee«, erwiderte Annika, »und was muss ich tun?«
»Erst müssen Sie an Ihre lokale Verbandsstelle schreiben und den Austritt aus dem Verband beantragen, dann müssen Sie dies auch der Zentrale mitteilen. Und dann müssen Sie nach sechs Monaten Ihren Austritt noch einmal bestätigen, sowohl auf lokaler Ebene als auch bei der Zentrale.«
»Sie machen Witze«, meinte Annika.
»Die Kündigungsfrist wird vom ersten Tag des folgenden Monats an berechnet, was bedeutet, dass Sie frühestens am 1. März nächsten Jahres aus dem Verband austreten können.«
»Soll das heißen, dass ich bis dahin die vollen Beiträge zahlen muss?«
»Ja, es sei denn, Sie hören auf, einer journalistischen Arbeit nachzugehen.«
»Aber genau das tue ich doch«, sagte Annika, »von jetzt an.«
»Sie haben also Ihre derzeitige Anstellung verlassen?«
Sie zögerte.
»Nein, ich bin beim
Katrineholms-Kurier
fest angestellt.«
»Dann können Sie nicht austreten.«
Gleich werde ich die Alte mit dem Telefonkabel erdrosseln, dachte Annika.
»Jetzt hören Sie mal gut zu«, verlangte sie. »Ich trete aus dem Verband aus, und zwar jetzt. Heute. Für immer. Was ich mache oder nicht mache, kann Ihnen völlig egal sein.
Ich werde nicht eine einzige Krone mehr an Ihren gottverdammten Verband zahlen. Streichen Sie mich aus den Listen, sofort.«
Die Frau in der Leitung war jetzt wütend und beleidigt.
»Das kann ich nicht tun«, sagte sie. »Außerdem ist es nicht unser Verband, sondern Ihrer.«
Annika brach in schallendes Gelächter aus.
»Sie sind wirklich unglaublich«, rief sie. »Wenn ich nicht austreten darf, sorge ich einfach dafür, dass ich hinausfliege. Schicken Sie mir einen Überweisungsträger für die Arbeitslosenversicherung.«
»Das tun wir nicht.«
Annika schluckte und schloss die Augen. Sie hatte das Gefühl, ihr Kopf würde explodieren.
»Okay«, sagte sie. »Scheißegal. Dann trete ich eben auch aus der Arbeitslosenversicherung aus. Gehen Sie zum Teufel.«
Sie ging in die Küche, machte sich ein Brot, aß die Hälfte und warf den Rest weg. Dann holte sie einen Notizblock und setzte sich hin. Sie atmete einmal tief durch und schrieb dann die beiden Briefe.
Es war schon Abend, als Patricia die Tür aufschloss und auf den Kleiderhaufen trat.
»Hallo«, rief sie in die Wohnung hinein. »Warst du in der Kneipe?«
Annika steckte den Kopf aus der Küche.
»Wieso?«
»Die Kleider riechen so.«
»Ich bin rausgeflogen.«
Patricia hängte ihre Jacke auf einen Bügel und kam in die Küche. »Es hat wieder angefangen zu regnen«, berichtete sie und strich sich das Haar aus dem Gesicht.
»Ich weiß«, erwiderte Annika. »Ich bin auch gerade erst gekommen.«
»Hast du etwas gegessen?«
Annika schüttelte den Kopf.
»Ich habe keinen Hunger.«
»Du musst essen«, wiederholte Patricia eindringlich.
»Was passiert sonst, ein schlechtes Karma?«
Patricia lächelte.
»Karma sind Sünden aus einem früheren Leben, die dich in deinem jetzigen behindern. Das andere nennt man Hunger. Leute sterben daran.«
Sie stellte sich an den Herd, schlug ein paar Eier auf und hantierte mit Essenssachen.
Annika schaute aus dem Fenster. Der Regen pladderte und machte den dunkelgrauen Abend noch dunkler.
»Bald ist es Herbst«, meinte sie.
»Bitte schön, ein Pilzomelett«, sagte Patricia und setzte sich ihr gegenüber.
Zu ihrem eigenen Erstaunen aß Annika die ganze Portion auf.
»Was heißt das, du bist rausgeflogen?«, fragte Patricia.
Annika sah auf ihren leeren Teller hinab.
»Mein Vertrag wird nicht verlängert. Die Gewerkschaft
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