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Studio 6

Studio 6

Titel: Studio 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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nebeneinander, kein bisschen Glanz und Gloria. Auch der Zoll war nicht besetzt.
    Immerhin etwas, dachte sie, während sie bei Grün durchging.
    Natürlich kamen ihre Koffer zuletzt. Der Shuttle in die Stadt war überfüllt, und sie musste den ganzen Weg bis zum Hauptbahnhof stehen. Als sie am Klarabergsviadukt ausstieg, regnete es heftig. Ihre Koffer aus Stoff sogen die Feuchtigkeit wie Pilze auf, der Inhalt wurde völlig durchnässt. Sie fluchte mit zusammengebissenen Zähnen und sprang am Bolindersplan in den 52er.
    In ihrer Wohnung war es still und hell, die Gardinen hingen regungslos im Vormittagslicht. Sie stellte ihr Gepäck im Flur auf einen Teppich und ließ sich erschöpft auf das Sofa fallen. Das Flugzeug hätte bereits gestern Nachmittag vom Flughafen in Antalya abheben sollen, doch aus Gründen, die nie richtig erläutert wurden, mussten sie acht Stunden in dem türkischen Hangar und weitere fünf im Flugzeug warten, ehe es dann abhob. Na ja, so war das eben bei Last-Minute-Flügen. Sie hatte es ja nicht eilig. Sie lehnte sich zurück, schloss die Augen und ließ die Gefühle an sich heran. Während der heißen Tage in der Türkei hatte sie sie verdrängt und sich nur darauf konzentriert, die asiatischen Laute, das Licht und die Gerüche aufzusaugen. Sie hatte ordentlich gegessen, Salat und Kebab, und zum Essen Wein getrunken. Jetzt verkrampfte sich ihr Magen wieder, und ihr Hals schnürte sich zusammen. Als sie versuchte, sich ihre Zukunft vorzustellen, sah sie nichts. Eine Leere ohne Konturen.
    Ich muss vergessen, dachte sie. Hier und jetzt fängt alles an.
    Sie schlief halb im Liegen ein und wachte nach zehn Minuten davon auf, dass sie in ihren nassen Kleidern fror.
    Schnell zog sie sich um und lief zum Badezimmer im Vorderhaus hinunter.
    Als sie wieder hinaufkam, schlich sie in die Küche und schaute ins Mädchenzimmer. Es war niemand da. Sie war überrascht. Auf dem Weg nach Stockholm hatte sie sich über Patricias Anwesenheit in der Wohnung geärgert und geglaubt, allein sein zu wollen, aber das stimmte nicht. Sie vermisste den schwarzen Haarschopf auf dem Kissen, und dieses Gefühl gefiel ihr nicht.
    Rastlos drehte sie eine weitere Runde durch die Wohnung, ins Wohnzimmer und wieder hinaus, machte sich einen Kaffee, den sie dann nicht trinken konnte. Sie schüttete die nassen Kleider zu einem Haufen auf den Wohnzimmerfußboden. Hängte sie über Stühle und Türklinken. Das Zimmer wurde von einem stockigen Geruch erfüllt, und sie öffnete ein Fenster.
    Und was passiert jetzt?
    Wovon soll ich leben?
    Was werde ich mit meinem Leben anfangen?
    Sie ließ sich wieder ins Sofa fallen. Die Müdigkeit wurde zu einem kleinen Klumpen Furcht direkt hinter dem Brustbein zusammengepresst. Es fiel ihr schwer zu atmen.
    Die Gardinen vor dem offenen Fenster hoben sich in den Raum hinein, wogten, atmeten und sanken wieder zurück.
    Annika sah, dass der Fußboden am Fenster nass wurde, und stand auf, um ihn abzutrocknen.
    Das hier ist nur ein Abrisshaus, dachte sie mit einem Mal. Das ist doch alles egal. Es ist sinnlos. Keiner schert sich darum, wenn der Fußboden kaputtgeht. Warum sich die Mühe machen?
    Die Parallele zu ihrem eigenen Leben erfüllte sie plötzlich mit Selbstmitleid. Sie setzte sich unverrichteter Dinge wieder hin, zog die Knie unters Kinn, wiegte sich vor und zurück und weinte. Ihre Arme erstarrten in einem krampfhaften Griff um die Beine, so hart, dass sie schmerzten.
    Alles hört auf, dachte sie. Wohin soll ich nur gehen?
    Wer wird mir jetzt helfen?
    Plötzlich wusste sie es.
    Ihre Großmutter.
    Sie wählte die Nummer, schloss die Augen und betete, dass ihre Großmutter in der Wohnung und nicht draußen in Lyckebo sein würde.
    »Sofia Hällström«, meldete sich die alte Frau.
    »Oh, Großmutter!«
    Annika weinte.
    »Aber, mein kleines Mädchen, was ist denn passiert?«
    Die alte Frau war erschrocken, und Annika unterdrückte ihre Tränen.
    »Ich fühle mich so allein und elend«, sagte sie.
    Die Großmutter sprach beruhigend auf sie ein.
    »So ist das manchmal im Leben«, meinte sie. »Es ist immer ein Kampf. Das Wichtigste ist, nicht aufzugeben, hörst du?«
    »Was hat das denn alles noch für einen Sinn?«, fragte Annika, während ihre Augen in Tränen schwammen.
    Die Stimme der alten Frau klang etwas müde.
    »Die Einsamkeit ist schwer zu ertragen«, sagte sie. »Die Menschen kommen ohne ihre Herde einfach nicht klar. Du bist aus der sozialen Gemeinschaft, von der du ein Teil sein

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