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Studio 6

Studio 6

Titel: Studio 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Boden.
    Annika lachte auf.
    »Herzlichen Glückwunsch! Diese Zeitung setzt wirklich auf die Leute, die sie verdient«, rief sie und erhob sich.
    »Setzen Sie sich«, befahl Schyman.
    »Warum denn?«, fragte Annika. »Es gibt keinen Grund, auch nur eine Minute länger in diesem Haus zu bleiben.
    Ich gehe auf der Stelle, genau wie die Gewerkschaft es will.«
    »Sie haben noch anderthalb Wochen«, sagte der Ressortchef. »Halten Sie durch.«
    Sie lachte wieder.
    »Um hier Dreck zu fressen?«
    »Das kann in kleinen Dosen und zum richtigen Zeitpunkt der Charakterbildung dienen«, meinte Anders Schyman und lächelte. Sie zog eine Grimasse.
    »Ich habe noch Überstunden abzufeiern.«
    »Ja, das haben Sie. Aber ich möchte, dass Sie die restliche Zeit bleiben.«
    Sie ging zur Tür, hielt dann aber inne.
    »Eine Frage noch«, sagte sie. »Würde die Zeitung für einen Tipp über eine Terrorgruppe bezahlen?«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte er und stand auf.
    »So, wie ich es sage. Geld bezahlen, um bei einem Terroranschlag dabei sein zu können?«
    Er verschränkte die Arme vor der Brust und schaute sie prüfend an.
    »Wissen Sie etwas?«
    »Ich gebe meine Quellen niemals preis«, erwiderte sie.
    »Aber Sie sind bei dieser Zeitung angestellt«, beharrte er, »und ich bin Ihr Vorgesetzter.«
    Sie fischte ihre Passierkarte aus dem Halter und legte sie auf seinen Schreibtisch.
    »Jetzt nicht mehr«, sagte sie.
    »Ich möchte wissen, warum Sie gefragt haben«, hakte er nach.
    »Ich will eine Antwort«, erwiderte sie.
    Er schaute sie eine Weile schweigend an.
    »Natürlich nicht«, sagte er. »Das kommt überhaupt nicht in Frage. Unter keinen Umständen.«
    »Wenn die Zeitung das getan hätte, seit Sie hier Ressortchef sind, würden Sie das dann wissen?«
    Sein Blick verdunkelte sich.
    »Davon gehe ich aus«, sagte er.
    »Und Sie können garantieren, dass das nicht geschehen ist?«
    Er nickte bedächtig.
    »Okay«, sagte sie leichthin, »dann bin ich ja froh. Gut.
    War schön, Sie kennen gelernt zu haben.«
    Sie streckte ihm die Hand mit einer arroganten Geste entgegen.
    Er nahm sie nicht.
    »Was werden Sie jetzt tun?«
    Annika sah den Ressortchef verächtlich an.
    »Was geht Sie das an?«
    Er antwortete ruhig.
    »Ich bin einfach neugierig.«
    »Ich werde nach Kaukasien reisen«, sagte sie. »Ich fahre schon morgen.«
    Anders Schyman kniff die Augen zusammen.
    »Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist«, sagte er.
    »Dort herrscht Bürgerkrieg.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen«, erwiderte Annika. »Ich werde bei der Guerilla wohnen, dann ist es absolut sicher.
    Die Regierungstruppen haben nämlich keine Waffen. Die Vereinten Nationen haben dafür gesorgt, dass das Abschlachten nur einseitig stattfinden kann. Viel Glück dabei, diese Zeitung wieder auf die Füße zu bekommen.
    Sie haben da wirklich einiges zu ackern. Die Macher hier haben nämlich keinen Schimmer, was sie eigentlich tun.«
    Sie nahm die Klinke, blieb aber stehen.
    »Und Sie müssen sich von diesem Sofa trennen«, fügte sie hinzu. »Es riecht zum Kotzen.«
    Sie ließ die Tür weit geöffnet. Anders Schyman schaute ihr nach, als sie durch die Redaktion lief. Sie ging mit ruckartigen und wütenden Bewegungen zu ihrem Schreibtisch. Auf dem Weg nach draußen sprach sie mit keinem einzigen Menschen.
    Anne Snapphane war nicht an ihrem Platz.
    Umso besser, dachte Annika. Jetzt muss ich hier nur noch rauskommen, ohne zusammenzubrechen. Das gönne ich ihnen nicht. Sie raffte ihre Sachen zusammen, nahm noch ein paar Packungen Stifte, eine Schere und einen Heftapparat mit. Gut so. Das waren sie ihr schuldig in dieser verdammten Zeitung.
    Sie verließ die Redaktion, ohne sich umzusehen. Im Fahrstuhl auf dem Weg nach unten spürte sie plötzlich einen schweren Druck auf der Brust. Es fiel ihr schwer zu atmen, und sie starrte in ihr Gesicht im Spiegel, der im Fahrstuhl hing – es war genauso bläulich leichenblass wie immer.
    Verdammte Beleuchtung, dachte sie, und dabei ist Sommer. Wie man in diesem Fahrstuhl wohl im Winter aussieht?
    Das werde ich nie herausbekommen, dachte sie im nächsten Moment. Es ist das letzte Mal, dass ich mit diesem Fahrstuhl fahre.
    Der Aufzug blieb mit dem wohl bekannten Rucken stehen. Sie schob die Tür auf, schwer wie Blei, und ging auf den Nebel draußen zu. Tore Brand musste in Urlaub gegangen sein, denn im Glaskasten an der Rezeption saß eine Frau, die sie nicht kannte. Die Eingangstüren glitten hinter ihr zu, so, das wäre

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