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Studio 6

Studio 6

Titel: Studio 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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keine andere Tageszeit als die Nacht, keine andere Jahreszeit als die Dunkelheit. Annika saß eine Weile im Umkleideraum mit den bläulichen Neonröhren. Sie schloss die Augen, die Tränen brannten.
    Was mache ich hier?, fragte sie sich. Soll ich langsam in diese Halbwelt abgleiten und sie zu meiner machen?
    Werde ich irgendwann kapieren, dass ich noch mehr verdienen kann, wenn ich in Separees posiere, und werde ich das dann auch tun? Und was ich mit den Preisen der Chips mache, ist ungesetzlich, ich lande im Gefängnis, wenn man mich erwischt.
    Sie legte etwas mehr Schminke auf, unter der Sonnenbräune war sie blass.
    Patricia kam in den Umkleideraum und lächelte sie aufmunternd an.
    »Ich höre, dass es gut läuft.«
    Annika nickte.
    »Siehst du.«
    Patricia sah stolz aus.
    »Ich wusste, dass du das schaffen würdest.«
    Annika schloss die Augen, ich darf das nicht an mich rankommen lassen, dachte sie, darf nicht auf die Schmeicheleien hören. Ich darf hier keine Bestätigung bekommen. Der Pornoklub wird nicht meine neue Heimat werden. Ich verdiene etwas Besseres, Patricia verdient etwas Besseres.
    Sie zog ihre Lippen nach und ging raus.
    In den frühen Morgenstunden verschwand Sanna mit einem älteren Mann in einem Separee.
    »Ein Stammkunde«, flüsterte die Wirtin, ehe sie ging.
    »Es sind fast keine Kunden mehr da, kassier bei denen ab, die gehen. Die Rechnungen liegen auf dem Tresen.«
    Annika stellte sich verwirrt an den Roulettetisch und wusste nicht, was sie machen sollte. Wer würde kassieren, wenn sie gerade jemanden beim Spiel hatte?
    Sie beschloss rasch, das Roulette sein zu lassen. Im nächsten Moment betrat der Fernsehmann den Eingangsbereich.
    »Wo ist Sanna?«, fragte er, und jetzt erkannte Annika auch die Stimme aus der Sendung.
    »Sie ist beschäftigt«, sagte Annika lächelnd. »Kann ich Ihnen helfen?«
    Der Mann legte eine Kreditkarte hin, und Annika fuhr sich verzweifelt mit der Zunge über die Lippen. Sie ging zum Tresen und wühlte ein wenig in den Papieren.
    Tatsächlich, da lag eine Rechnung für ihn. Neuntausendsechshundert.
    Sie legte die Karte in den Apparat und ließ die Rechnung heraus. Ihr war klar, dass Sanna die Prozente bekommen würde, denn ihr Code stand auf dem Papier. Der Mann unterschrieb.
    »Ach, Liebling, gehst du schon?«, piepste ein Mädchen an der Tür. Sie war splitternackt, hatte eine rasierte Scham, kleine Zöpfchen und aufgemalte Sommersprossen.
    »Oh, mein kleines Baby«, stöhnte der Fernsehmoderator und umarmte sie.
    »Einen Moment bitte«, sagte Annika und schlich ins Büro. Das Zimmer war leer. Sie legte die Rechnung auf den Kopierer, schloss die Augen und betete.
    Bitte, bitte, lass ihn nicht lärmen wie eine Dreschmaschine, lass ihn nicht langsam und kalt sein, lass Papier drin sein.
    Lautlos und schnell glitt die statisch aufgeladene Lichttrommel unter dem Glas hin und her, ein Blatt wurde eingezogen, gemessen, mit Toner bedruckt, fixiert und kam dann aus der Maschine. Sie atmete auf, aber was.
    sollte sie jetzt damit machen?
    Schnell rollte sie die Kopie zu einem harten Röhrchen, knickte es zwei Mal und legte es in die Ritze unter dem String der Hose, was ziemlich scheuerte.
    »So, bitte schön«, sagte Annika und legte die Rechnung auf den Tresen. Der Mann stand da und sog an den Brustwarzen des Pippi-Langstrumpf-Mädchens. Als das Mädchen Annika erblickte, schob sie den Mann schnell weg.
    »Das wollte ich nicht«, sagte sie erschrocken.
    Annika kniff die Augen zusammen. Plötzlich begriff sie, dass die anderen Mädchen in ihr eine Autoritätsperson sahen, vielleicht, weil Josefine das gewesen war. Sie beschloss, dies auszunutzen.
    »Lass es nicht wieder vorkommen«, erwiderte sie streng und gab dem Mann seine Rechnung.
    Er ging, und das Mädchen lief schnell in den StripteaseSaal. Annika wartete ein paar Sekunden und lauschte.
    Leise Musik sickerte von der Bühne in den Eingangsbereich hinaus, und plötzlich schauderte sie. Es war nicht sonderlich warm hier.
    Sie ging in den Umkleideraum, holte die Kopie heraus und drückte sie in den Zeh von ihren Straßenschuhen.
    Schnell schlich sie sich heraus und lehnte sich an den Roulettetisch. Sie stand dort, bis Sannas Stunde mit dem Onkel im Privatzimmer zu Ende war.
    »Hat alles geklappt?«, fragte die Wirtin.
    »Klar«, gab Annika zurück und zeigte auf die Rechnung.
    Sanna blickte auf die Summe, lächelte zufrieden und schaute schelmisch zu Annika hinüber.
    »Bezahlst du auch immer ordentlich deine

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