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Studio 6

Studio 6

Titel: Studio 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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»Joachim hat das Geld bekommen, es war die Bezahlung für ihre Brustoperation.
    Deshalb hat sie hier gearbeitet. Außerdem war sie nur an den Wochenenden hier, unter der Woche ging sie zur Schule.«
    »Nimmt Joachim auch das Geld von den anderen Mädchen an sich?«
    »Nein, natürlich nicht. Alle Mädchen sind nur wegen des Geldes hier. Sie verdienen gut, bis zu zehntausend pro Nacht, schwarz.«
    Annika kniff die Augen zusammen.
    »Und was sagt das Finanzamt dazu?«
    Patricia zuckte mit den Schultern.
    »Keine Ahnung, um die finanziellen Angelegenheiten kümmern sich Joachim und Sanna.«
    »Aber wenn du das Geld von der Bar in die Buchführung einträgst, dann müsst ihr das doch versteuern.«
    Patricia wurde ungehalten.
    »Man hat zweierlei Bücher, das kapierst du doch wohl.
    Sollen wir jetzt zum Roulette gehen?«
    Annika zögerte.
    »Und ich? Wie werde ich bezahlt?«
    Patricia runzelte die Stirn und ging zum Eingangsbereich.
    »Ich weiß nicht, wie Joachim sich das gedacht hat«, meinte sie.
    Annika drehte dem dunklen, schrecklichen Lokal den Rücken zu. Sie schwankte auf ihren Schuhen. Die Absätze sanken in den Teppich ein und wirbelten einen Staub aus dunkelrotem Synthetik auf.
    Der Roulettetisch war abgenutzt, der grüne Filz zeigte Spuren von Zigaretten und Asche. Der Spielplan, der ihr mit seinen Zahlen und Kästchen so wohl bekannt war, ließ die Nervosität etwas abklingen.
    »Der Tisch muss abgebürstet werden«, sagte Annika und schaute ihn sich genauer an.
    Während Patricia die Bürste holte, ließ Annika die Hand über die Kante des Stoffes gleiten. Das würde schon gehen, es war nicht so schlimm. Sie stand nicht im Showroom, und der Eingangsbereich unterschied sich nicht sonderlich vom Foyer des Stadthotels in Katrineholm.
    Patricia zeigte ihr, wo die Putzmittel lagen, und Annika bürstete den Tisch sauber und holte die Chips heraus.
    »Warum haben die unterschiedliche Farben?«, fragte Patricia.
    »Um die Spieler unterscheiden zu können«, erklärte Annika und stapelte die Chips um die Scheibe herum, jeweils zwanzig übereinander. »Wo ist die Kugel?«
    »Es gibt zwei, eine große und eine kleine«, meinte Patricia und holte eine Pappschachtel hervor. »Ich weiß nicht, welche die richtige ist.«
    Annika lächelte und wog die Kugeln in der Hand. Die Bewegung war ihr vertraut und gab ihr Mut.
    »Sie laufen unterschiedlich lange. Ich ziehe die große vor.«
    Sie ließ die Scheibe langsam gegen den Uhrzeigersinn anlaufen, nahm die große Kugel zwischen Zeigefinger und Daumen, drückte sie an die Kante der Innenseite des Rades und schoss sie im Uhrzeigersinn ab. Patricia staunte.
    »Wie hast du das denn gemacht?«, fragte sie.
    »Man muss es aus dem Handgelenk machen«, sagte Annika. »Die Kugel muss mindestens sieben Runden laufen, sonst ist der Schlag ungültig. Ich schaffe im Schnitt elf Runden.«
    Die Kugel wurde langsamer und blieb schließlich bei Nummer 19 liegen. Annika beugte sich über die Scheibe.
    »Wenn ich die Kugel das nächste Mal abschieße, muss ich das von der Nummer aus tun, von der ich sie aufgenommen habe«, erklärte sie.
    »Warum?«, fragte Patricia.
    »Damit man nicht schummeln kann.«
    »Wie rechnet man den Gewinn aus?«
    Annika erklärte ihr kurz, wofür Manque, Passe, Impair, Douze und die anderen Einsätze standen und welche Kombinationen das Spielfeld erlaubte. Alle Einsätze standen für verschiedene Auszahlungen.
    Patricia fasste sich an die Stirn.
    »Wie kann man denn ausrechnen, wie viel das alles wird?«
    »Das geht ziemlich schnell«, bekannte Annika. »Anfangs ist es ganz praktisch, wenn man gut im Kopfrechnen ist, aber man lernt die verschiedenen Kombinationen schnell auswendig.«
    Sie zeigte, wie sie die Gewinne ausrechnete, zwanzig Chips in jedem Stapel, die Hälfte nehmen, die Finger an der Kante entlangführen, so dass die restlichen Chips mitkamen. Patricia starrte fasziniert auf Annikas schnelle Finger.
    »Mannomann, das ist ja toll«, sagte sie. »Vielleicht ist Roulette ja auch was für mich?«
    Annika lachte und ließ die Kugel laufen.
    Im selben Moment kamen die anderen Mädchen.
    Sanna, die Wirtin, stand splitterfasernackt hinter ihrem Tresen, als die Männer kamen. Sie lächelte und kokettierte, flirtete und lockte und erzählte den Männern, wie scharf man sie machen würde. Annika erkannte ihre Stimme vom Anrufbeantworter wieder. Als Sanna die Männer dazu gebracht hatte zu bezahlen, sahen die Kunden zu Annika hinüber. Ihre Blicke trafen sie wie

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