Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Studio 6

Studio 6

Titel: Studio 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
Vom Netzwerk:
Kreditkarte Chips im Wert von tausend Kronen und legten sie über die Nummern elf bis sechzehn aus, ein gemeinsamer Einsatz von zwölfhundert Kronen. Annika ließ die Kugel schnell und hart laufen, sie rollte fast dreizehn Runden, ehe sie langsamer wurde.
    »Keine weiteren Einsätze«, sagte sie bestimmt.
    Die Kugel fiel auf die 3. Mit einem routinierten Handgriff machte sie den Tisch frei und stapelte die Chips auf.
    »Neue Einsätze«, sagte sie und schaute verstohlen auf die enttäuschten Mienen der Männer. Diesmal waren sie vorsichtiger, setzten auf die Nummern neun bis achtzehn.
    Neues Rollen, keine weiteren Einsätze, Nummer 16. Einer der Typen gewann zehn Chips.
    »Bitte sehr«, sagte Annika und schob den kleinen Stapel vor. »Fünfhundert Kronen. Ich hab’s ja gesagt, du bist ein Glückspilz.« Das Gesicht des Mannes hellte sich auf wie eine Sonne, und Annika sah, dass die Sache lief. Beide Männer verspielten weitere dreitausend Kronen, ehe sie am Ende noch einmal bei Sanna eine Abrechnung machen ließen und gingen. Annika konnte sehen, dass die Wirtin »Essen und Getränke« auf die Rechnung schrieb.
    Joachim hatte hinter dem Tresen gesessen und sie beobachtet.
    »Du hast das drauf«, sagte er und kam vor. »Wo hast du das gelernt?«
    »Stadthotel in … Piteå«, erklärte sie und lächelte.
    »Dann kennst du vielleicht Peter Holmberg?«, fragte er und lächelte.
    Annikas Lächeln zuckte in den Mundwinkeln. Verdammt, dachte sie, er wird rauskriegen, wer ich bin, ehe ich richtig angefangen habe.
    »Nein«, sagte sie, »aber Roger Sundström in der Solandergatan, kennen Sie den? Oder Hasse in der Oli-JansGatan oben auf Pitholm?«
    Joachim wechselte das Thema.
    »Du nimmst zu viel Geld für die Chips«, sagte er. »Das ist nicht erlaubt. Du spielst zu hoch.«
    »Ich kann die Preise an die Spieler anpassen. Keiner weiß, was der andere für seine Chips bezahlt hat, das steht ja nicht drauf. Ich halte mich an alle Regeln.«
    »Du riskierst, dass die Bank gesprengt wird«, sagte Joachim. Annika hörte auf zu lächeln.
    »Es gibt beim Roulette nur einen Weg für einen Spieler, die Bank zu sprengen«, sagte sie. »Sofort zu gewinnen, sofort aufzuhören und den Gewinn zu behalten. Das macht keiner, der mit dem Gewinnen einmal angefangen hat. Es ist leicht, Croupier zu sein. Es kommt nur darauf an, die Spieler so lange bei der Stange zu halten, bis sie alles wieder verloren haben, was sie gewonnen haben.«
    Joachim lächelte locker.
    »Wir werden uns gut verstehen, du und ich«, sagte er und ließ seine Hand an ihrem Arm herabgleiten.
    Dann ging er ins Büro. Annika drehte sich herum und spürte Sannas stechende Blicke auf ihrem Rücken.
    Die sind zusammen, wurde ihr klar. Joachim und Sanna sind ein Paar. Der Laut von hochhackigen Schuhen, die die Wendeltreppe herunterkamen, ließ Annika aufsehen.
    Sie traute ihren Augen nicht. Der forsche Moderator aus dem Fernsehen kam in einem superkurzen Rock, Nylonstrümpfen und durchsichtiger Bluse mit BH darunter ins Studio 6 gestöckelt.
    »Hallo, Mädels«, sagte der Mann mit Piepsstimme.
    »Herzlich willkommen, meine Dame«, erwiderte Sanna und lächelte verführerisch. »Was können wir Ihnen heute Schönes bieten?«
    Der Mann nannte die Namen einiger Mädchen, und Annika wurde bewusst, dass sie ihn hemmungslos anstarrte. Sie sah sich die Sendung des Mannes regelmäßig an, raue und witzige Talk-Runden mit Politikern und Prominenten. Sie wusste, dass er Familie hatte.
    Der Mann glitt mit Sanna zusammen in den StripteaseSaal, und Annika seufzte. Die Füße taten ihr in den Schuhen weh. Einen Moment lang überlegte sie, sie einfach auszuziehen, denn hinter dem Tisch würde niemand den Unterschied bemerken. Aber im selben Augenblick kamen die italienischen Geschäftsleute wieder heraus. Sie sahen etwas unzufrieden aus. Annika ging hin und sprach sie auf Englisch an. Das lief nicht. Sie versuchte es mit Französisch, ebenso schlecht, aber Spanisch war gut.
    Sie verspielten dreizehntausend, und Sanna sah immer wütender aus, je mehr die Männer verloren.
    Sie mag mich nicht, dachte Annika. Sie weiß, dass ich Patricias Freundin bin, sie sieht in mir eine Nachfolgerin von Josefine. So betrachtet ist es vielleicht kein Wunder.
    Sie schielte auf ihren winzigen Paillettenbikini hinunter, himmelblau, Josefines Arbeitskleidung.
    »Ich muss mal aufs Klo«, murmelte sie.
    Der Abend schleppte sich dahin und ging in eine nicht greifbare Nacht über. In der alten Pornogarage gab es

Weitere Kostenlose Bücher