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Studio 6

Studio 6

Titel: Studio 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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sollte ich? Sie haben mich ja nicht interviewt.
    Er fuhr auf die linke Spur und überholte zwei französische Wohnwagen. Haga Norra rauschte vorbei, und er merkte, dass er viel zu schnell fuhr. Das wär noch was, wenn ich ausgerechnet jetzt einen Unfall hätte, dachte er und wechselte die Spur. Die Wohnwagen füllten seinen Rückspiegel aus und hupten, weil er so dicht vor ihnen einscherte.
    Es wurde sechs, und er drehte lauter, um die Nachrichten zu hören. Der Präsident der USA war besorgt über die Entwicklung des Friedensprozesses im Nahen Osten. Er hatte die Parteien in der folgenden Woche zu neuen Gesprächen nach Washington eingeladen. Es war noch unklar, wie der Verhandlungsführer der Palästinenser die Einladung aufnehmen würde. Der Minister hörte aufmerksam zu, denn das konnte auch Konsequenzen für seine eigene Arbeit haben.
    Danach folgte ein Bericht von Gotland, wo ein schwerer Waldbrand tobte. Große Gebiete auf der Ostseite der Insel waren gefährdet. Der Reporter interviewte einen beunruhigten Bauern. Die Aufmerksamkeit des Ministers ließ nach. Da kam bereits die Abfahrt nach Sollentuna, er hatte also überhaupt nicht bemerkt, dass er an Järva Krog vorbeigefahren war.
    Nach Gotland folgten weitere Meldungen. Im drohenden Fluglotsenstreik wurde immer noch verhandelt, und die Gewerkschaft wollte auf das Angebot der Vermittler spätestens um neunzehn Uhr antworten. In der Innenstadt von Stockholm war eine junge Frau im Kronobergspark tot aufgefunden worden. Der Minister horchte auf und stellte lauter. Die Polizei hielt sich bedeckt, was den Todesfall anging, doch gab es Anzeichen, die darauf hinwiesen, dass die Frau umgebracht worden war.
    Dann kam ein kurzer Einschub mit dem früheren Parteisekretär, der in einer Tageszeitung einen streitbaren Artikel über die alte IB-Affäre geschrieben hatte. Der Minister war verärgert. Dieser verdammte Kerl. Dass er einfach nicht die Klappe halten konnte, und das auch noch mitten im Wahlkampf.
    »Wir haben es für die Demokratie getan«, sagte der ehemalige Parteisekretär im Lautsprecher. »Ohne uns hätte die Tür zum marxistisch-leninistischen Paradies weit offen gestanden.«
    Anschließend folgte der Wetterbericht. Das Hochdruckgebiet würde in den kommenden fünf Tagen weiterhin über Skandinavien liegen. Das Grundwasserniveau lag jetzt überall weit unter dem normalen Stand, und die Brandgefahr in den Wäldern und der Landwirtschaft war sehr groß. Im ganzen Land war es immer noch verboten, Feuer zu entzünden. Der Minister schüttelte den Kopf. Der Reporter im Studio beendete die Sendung, als das Rotebro-Motel vorbeiglitt, und auf der rechten Seite sah man ein Einkaufszentrum. Der Minister wartete auf die kreischende E-Gitarre, die Erkennungsmelodie von Studio 6, doch zu seinem Erstaunen kam sie nicht. Stattdessen wurde erneut ein Programm mit hysterisch kreischenden Jugendlichen als Moderatoren angekündigt. Ja, verdammt, es war ja Samstag. Studio 6 wurde nur Montag bis Freitag gesendet. Ärgerlich schaltete er das Autoradio aus. Im selben Moment klingelte sein Handy. Dem Laut nach zu schließen, lag es tief unten in einer Tasche auf dem Rücksitz. Er fluchte laut und warf den rechten Arm nach hinten. Während das Auto zwischen den Straßenmarkierungen hin und her schlingerte, boxte er seine Reisetasche auf den Boden und holte die kleine Übernachtungstasche hervor. Ein silberfarbener Mercedes neueren Modells hupte wütend beim Überholen.
    »Kapitalistenschwein«, murmelte der Minister.
    Er hielt die Tasche auf dem Beifahrersitz auf den Kopf und holte sein Telefon heraus.
    »Ja?«, fragte er.
    »Hier ist Karina, hallo.«
    Seine Pressesprecherin.
    »Wo sind Sie?«, fragte sie.
    »Was gibt es?«, gab er zurück.
    »
Svenska Dagbladet
fragt, ob die neue Krise in den Friedensverhandlungen im Nahen Osten die Lieferungen von Kampfflugzeugen nach Israel beeinflussen werde.«
    »Das ist eine Fangfrage«, erwiderte der Minister. »Wir haben gar keine Abmachungen über Lieferungen von Kampfflugzeugen nach Israel.«
    »Darum ging es in der Frage auch nicht«, sagte die Pressesprecherin. »Die Frage war, ob die Verhandlungen dadurch gefährdet sind.«
    »Die Regierung kommentiert mögliche Verhandlungen über mögliche Verkäufe von schwedischem Kriegsmaterial oder schwedischen Kampfflugzeugen nicht. Es werden oft und sehr lange mit einer ganzen Reihe unterschiedlicher Interessenten Verhandlungen geführt, die nur in den allerseltensten Fällen zu größeren

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