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Studio 6

Studio 6

Titel: Studio 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Kommissar bei der Mordkommission. Jetzt kriege ich hier gerade einen anderen Anruf rein …«
    Annika bedankte sich, legte auf und wählte noch einmal die Nummer der Telefonzentrale.
    »Ich suche Q bei der Mordkommission«, sagte sie.
    »Wen?«, fragte die Telefonistin erstaunt.
    »Einen Kommissar, der Q genannt wird und bei der Mordkommission arbeitet.«
    Sie hörte die Telefonistin leise stöhnen. Wahrscheinlich war es dort genauso warm wie hier.
    »Einen Moment …«
    Es klingelte wieder. Annika wollte gerade auflegen, als eine mürrische Stimme antwortete.
    »Hallo, ist da die Mordkommission?«, fragte sie.
    »Ja, hier ist die Mordkommission. Was gibt es?«
    »Ich suche Q«, sagte Annika.
    »Das bin ich.«
    Volltreffer!
    »Ich wollte nur um Entschuldigung bitten«, sagte Anni ka. »Ich heiße Annika Bengtzon und bin heute am Kronobergspark in Sie hineingelaufen.«
    Der Mann in der Leitung atmete tief ein. Im Hintergrund scharrte etwas, es klang, als würde er sich auf einen Stuhl setzen.
    »Von welcher Zeitung rufen Sie an?«
    »Vom
Abendblatt.
Ich bin hier zur Aushilfe. Ich weiß nicht richtig, wie hier der Kontakt mit den Medien gehandhabt wird. Zu Hause in Katrineholm rufe ich immer um drei Uhr Johansson von der Kripo an, und der weiß dann alles.«
    »In Stockholm ruft man den Pressesprecher an«, sagte Q.
    »Aber Sie sind doch der Leiter der Ermittlungen, oder?«, versuchte Annika.
    »Ja, im Moment noch.«
    »Warum ist noch kein Staatsanwalt eingeschaltet worden?«, beeilte sie sich zu fragen.
    »Dazu gibt es noch keinen Anlass.«
    »Also haben Sie noch keinen Verdächtigen«, konstatierte Annika.
    Der Mann in der Leitung antwortete nicht.
    »Sie sind nicht so dumm, wie Sie tun«, sagte er dann.
    »Worauf wollen Sie hinaus?«
    »Wer war sie?«
    Er brummte abfällig.
    »Jetzt hören Sie mal, ich habe gesagt, dass Sie sich an den Pressesprecher …«
    »Er sagt, er wisse nichts.«
    »Dann müssen Sie sich einstweilen damit zufrieden geben!«
    Er wurde langsam ärgerlich.
    »Entschuldigung«, sagte Annika, »ich wollte Sie nicht unter Druck setzen.«
    »Sicher. Aber jetzt habe ich jede Menge …«
    »Sie hatte Brustimplantate«, sagte Annika, »sie war stark geschminkt und weinte, ehe sie starb. Wissen Sie, warum?«
    Der Mann in der Leitung wartete schweigend. Annika hielt den Atem an.
    »Woher wissen Sie das?«, fragte er, und Annika hörte, dass er erstaunt war.
    »Lassen Sie mich es so sagen: Sie hatte sicher noch nicht lange dort gelegen. Die Wimperntusche war verschmiert, sie hatte Lippenstift auf der Wange. Jetzt liegt sie in der Gerichtsmedizin in Solna, oder? Wann kann ich erfahren, was Sie wissen?«
    »Von den Brustimplantaten wusste ich nichts«, sagte er.
    »Normale Brüste fließen sozusagen zur Seite, wenn man liegt, Silikonbrüste stehen gerade hoch. Das ist für ein junges Mädchen nicht unbedingt gewöhnlich. War sie Prostituierte?«
    »Nein, absolut nicht«, sagte der Polizist, und Annika hörte, wie er sich auf die Zunge biss.
    »Also wissen Sie, wer sie ist! Wann geben Sie den Namen bekannt?«
    »Wir sind uns noch nicht sicher. Sie ist noch nicht identifiziert worden.«
    »Aber das wird bald passieren, oder? Und was hat eigentlich an ihr geknabbert?«
    »Jetzt habe ich keine Zeit mehr. Tschüss.«
    Der Leiter der Ermittlungen legte auf, und erst als der Summton in der Leitung zu hören war, wurde Annika klar, dass sie immer noch nicht wusste, wie er hieß.
    Der Minister legte den vierten Gang ein und raste in den Karlbergstunnel. Die Hitze im Auto war drückend, und er beugte sich vor und suchte nach der Klimaanlage. Sie sprang mit einem Klicken an, das in ein eintöniges Rauschen überging. Er seufzte. Die Strecke erschien ihm unendlich lang.
    Wenigstens würde es gegen Abend kühler werden, dachte er. Er kam auf die Nordtangente und ordnete sich im Tunnel auf die E4 ein. Die Geräusche des Fahrzeugs hallten im Innenraum wider, wurden verstärkt und echoten zwischen den Scheiben: das Dröhnen der Reifen auf dem Asphalt der Straße, das Rauschen der Klimaanlage, das Jaulen von einer Leiste, die nicht dicht schloss. Er schaltete das Autoradio an, um das alles nicht mehr hören zu müssen. Das Gekreisch des dritten Programms erfüllte das Auto. Er schaute auf die Digitaluhr am Armaturenbrett: 17:53. Gleich würde Studio 6 anfangen, das Nachrichtenmagazin mit Diskussionen und Analysen.
    Ob ich wohl dabei bin? Der Gedanke huschte ihm kurz durch den Kopf.
    Natürlich nicht, dachte er dann. Warum

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