Stürmische Eskapaden - Lady in Waiting (Featherton 2)
einen Mann bemerkte, der sich vor ihr verneigte - einen sehr kleinen Mann.
Sie riss ihren Kopf herum, um sich zu vergewissern. Wie
war es ihm gelungen, Einlass bei diesem eleganten Fest zu erlangen? Doch dann fiel Jenny die allgemeine Einladung der Featherton-Ladys ein.
Oje . Hercule Lestrange war hier … und zweifellos bereits eifrig am Werk.
17
Jenny drückte Callums behandschuhte Hand sanft und bat ihn, bei den Feathertons zu bleiben, während sie sich mit einer gemurmelten Ausrede entschuldigte und versprach, sich in wenigen Minuten wieder zu ihm zu gesellen.
Eilig bahnte sie sich einen Weg zurück durch die wogende Menge, bis sie auf den gesuchten Gast stieß. »Ah, so sieht man sich wieder, Mr. Lestrange.« Sie setzte ein strahlendes Lächeln für ihn auf. »Ich hatte eigentlich nicht erwartet, Sie heute Abend hier in den Upper Assembly Rooms anzutreffen.«
Er schien überrascht. »Wo sollte ich sonst sein? Mit gesellschaftlichen Ereignissen wie diesem verdiene ich meinen Lebensunterhalt. Aber das wissen Sie ja bereits.«
»Ganz genau.« Jenny warf einen verstohlenen Blick auf Hercules tiefe Gehrocktaschen, auf der Suche nach Anzeichen, dass er arglosen Gästen bereits Schmuck und Juwelen stibitzt hatte.
»Seit unserer letzten Unterhaltung, Mylady «, sagte er und sprach das letzte Wort etwas lauter aus, »frage ich mich, wie es Ihnen gelungen ist, meine wahre Identität herauszufinden. Viele haben das über die Jahre versucht, aber keiner hatte Erfolg. Bis auf Sie, meine ich natürlich.«
Jenny war etwas überrascht von der Frage. »Ich kann es nicht wirklich sagen. Vielleicht lag es daran, dass Sie immer dort aufzutauchen schienen, wo die vornehme Gesellschaft zusammenkam. Und Sie beobachten immer, behalten alles genauestens im Auge.«
Hercule Lestrange nickte bedächtig, dann senkte er seine Stimme, so dass nur Jenny ihn hören konnte. »Sie selbst besitzen aber auch ein recht scharfes Auge und einen ebenso scharfen Verstand, wenn Sie aus so wenigen Beobachtungen geschlossen haben, dass ich der geheimnisvolle Verfasser der Gesellschaftsspalte des Bath Herald bin.«
Was ? Ein mächtiger Schauder packte Jennys Innerstes. Hercule Lestrange schrieb die Gesellschaftsspalte des Bath Herald ? Gütiger Himmel ! Doch plötzlich ergab alles einen Sinn. Er war nicht der Anführer der Diebesbande. Er war ein vermaledeiter Klatschkolumnist!
Jenny wandte all ihre Selbstbeherrschung auf, um sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr sie sich geirrt hatte.
»Ich habe ein Hühnchen mit Ihnen zu rupfen, Mr. Lestrange.«
»Ach ja?«
»Ja, denn wir hatten eine Abmachung.«
Er schaute verwirrt drein. »Aber selbstverständlich haben wir die. Und haben Sie Ihren Teil der Abmachung eingehalten und meine Identität nicht preisgegeben?«
» Ich habe meinen Teil der Abmachung eingehalten.« Sie richtete sich auf. Es musste einfach klappen.
»Und ich ebenfalls.« Er bedeutete ihr, sich zu ihm hinabzubeugen. »Ich habe nicht über Ihre Identität, Ihre vielfältigen Identitäten , berichtet, auch wenn ich es hätte tun können.«
»Aber ich habe Gerüchte gehört, dass im morgigen Herald Lady Eros entlarvt wird.«
»Ah, jetzt verstehe ich.« Hercule lächelte wissend. »Sie hatten einen kleinen Plausch mit Erma Soot.«
Jenny richtete sich zu ihrer vollen Größe auf und stemmte ihre Hände in ihre schlanken Hüften. »Wie es sich trifft, hatte ich den. Und ich hatte Sie für einen Ehrenmann gehalten«, fügte sie hinzu und hoffte dabei inständig, dass ihr als Strafe
für ihre Lügen nicht die Zähne ausfallen würden, wie es ihre Mutter ihr als Kind immer angedroht hatte.
Hercule Lestrange war sichtlich getroffen. »Ich habe mein Wort Ihnen gegenüber gehalten.« Er winkte sie mit seinem Zeigefinger erneut zu sich herunter. »Morgen wird die dreiste Räuberin von Lady Eros’ Thron, die Küchenmagd Erma, bloßgestellt, und Ihr Geschäft wird wieder Ihnen gehören.«
Jenny starrte in die großen Augen des kleinen Mannes und erkannte, dass er die Wahrheit sagte.
Sie würde Callum morgen früh nicht verlieren. Dieser kleine Mann, dieser wunderbare kleine Mann, hatte sie gerettet!
»Ich könnte Sie küssen, Hercule«, rief sie aus. »Und genau das werde ich auch tun.« Und sie nahm seinen seltsam geformten Kopf in ihre Hände und küsste ihn auf beide Wangen.
Hercule Lestrange lief feuerrot an. »Mylady, die Leute können uns sehen.«
»Das ist mir egal. Das ist mir völlig egal. Sie sind wunderbar .« Plötzlich
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