Stürmische Eskapaden - Lady in Waiting (Featherton 2)
bevor sie sich umdrehte, um ihm zum Abschied zu winken. Doch er war bereits verschwunden. Verblüfft schaute sie sich im Ballsaal um. Er war wie vom Erdboden verschluckt.
Jenny zuckte verwirrt mit den Achseln und wollte sich gerade wieder einen Weg durch die wogende Menge bahnen, als sie von jemandem angerempelt wurde und zwar so grob, dass es ihr den Atem verschlug.
Sie hielt sich die Rippen und schnappte nach Luft. Als die schwarzen Punkte vor ihren Augen wieder verschwanden, bemerkte sie zu ihrem Entsetzen, dass die Opalbrosche ihres Vaters weg war!
Die Diebesbande . Jenny sah die Frau in Rot ein Stück weiter vorn davoneilen und rannte ihr hinterher. Als sie die Frau einholte, packte sie sie am Handgelenk und drehte sie mit einem Ruck zu sich um.
»Geben Sie sie mir zurück«, zischte sie, bevor sie ihre Stimme zu einem leisen, drohenden Ton senkte. »Ich weiß, wer Sie sind, und ich werde nicht zögern, Sie zu entlarven.«
Die Frau grinste nur dreist und zog ihr Handgelenk so blitzschnell an ihren Körper, dass Jenny gegen sie geworfen wurde.
»Wie ich sehe, stehen Sie und der Zwerg sich inzwischen recht nahe. Aber genau so wie Sie beide sehen können, dass wir nicht hierher gehören - haben wir unsererseits Sie beobachtet. Sie, Miss Penny … oder soll ich sagen Lady Eros , sind ebenfalls nicht von dem Stand, der sich in diesem Ballsaal tummelt. Und ich werde keinen Augenblick zögern, Sie zu entlarven … wenn es sein muss.«
Jenny zitterte so heftig, dass sie fürchtete, die Schnürung ihres Korsetts würde sich lösen. »Sie würden es nicht wagen«, brachte sie mit Mühe heraus und blickte dabei verstohlen auf die Opalbrosche in der Hand der Frau.
»Herzchen, ich würde. Also seien Sie eine brave Zofe und lassen Sie uns in Frieden - wir haben zu arbeiten.« Sie bemerkte Jennys Blickrichtung und schloss ihre Finger fester um die Brosche.
»Geben Sie mir die Brosche wieder.« Jenny blitzte die Frau an, und in ihrem Blick lag ein solcher Hass, wie sie ihn noch nie zuvor für jemanden empfunden hatte.
Das lodernde Feuer in ihren Augen brachte die Diebin aus der Fassung, und der Blick der Frau huschte nervös durch den Saal, bis sie ihre Spießgesellen entdeckte. Dann kräuselte ein eiskaltes Lächeln ihre Lippen.
Jenny drehte sich um, um herauszufinden, was die Frau gesehen hatte. Da waren die beiden Dandys auf dem Weg zur offen stehenden Tür, und zwischen ihnen, behängt mit allen Juwelen, die sie besaß, ging die gebrechliche, zierliche Lady Viola.
Gütiger Himmel , warum verließ sie den Ballsaal mit den beiden? Jenny suchte mit ihrem Blick den Saal nach Callum ab, doch als sie ihn endlich erspähte, stand er unterhalb des lärmenden Orchesters und machte sich gerade bereit, Meredith zu einem englischen Ländler auf die Tanzfläche zu führen.
Selbst wenn sie ihn zur Hilfe riefe, würde er sie wahrscheinlich nicht hören.
Jenny wurde ganz schwindelig. Sie war außer sich vor Angst. »Bitte. Nehmen Sie die Brosche. Sie gehört Ihnen. Aber tun Sie Lady Viola nichts«, flehte sie. » Bitte .«
Die Frau lachte. »Oh, die Brosche behalte ich sowieso. Und alles, was wir der alten Schachtel abnehmen, obendrein.«
Sie drückte mit ihrem Mittelfinger Jennys Kinn hoch. »Und Sie werden kein verfluchtes Wort sagen. Oder ich erzähle der ganzen versammelten Schar, wer Sie wirklich sind. Was wird Ihr Viscount dann denken? Oder weiß er bereits Bescheid?«
Bei dieser Bemerkung schoss Jenny heißes Blut in die Wangen, doch sie sagte nichts.
»Ha, dachte ich es mir doch.«
Jenny schluckte schwer, während sie zu Lady Viola schaute, die kurz innegehalten hatte, um mit einer Bekannten zu plaudern, bevor sie mit den beiden Dandys die Schwelle des Ballsaals überschritt. Jenny blieb nicht viel Zeit, um etwas zu unternehmen.
»Pfeifen Sie auf der Stelle Ihre Kumpane zurück.« Jennys Stimme besaß eine seltsame Entschlossenheit; eine kühle Gelassenheit. Eine neu gefundene Stärke.
»Es ist mir egal, was Sie über mich sagen, aber ich werde nicht zulassen, dass diese Kerle den Ballsaal mit meiner Herrin verlassen.«
Die Frau verzog verächtlich das Gesicht. »Ich glaube Ihnen nicht.«
Jenny hielt das Handgelenk der Frau unerbittlich mit ihrer rechten Hand fest, während sie mit ausgestrecktem Zeigefinger anklagend auf die beiden Dandys zeigte, die just in diesem Moment Lady Viola drängten, ihnen hinaus zu folgen.
»Diebe!«, schrie Jenny aus vollem Hals. »Haltet die Diebe auf!«
Das Orchester
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