Stürmische Eskapaden - Lady in Waiting (Featherton 2)
anhielt. Jenny schlug ihre Augen auf, währen der Lakai das Wagentreppchen ausklappte.
»Warum halten wir hier? Ich dachte, wir würden zum Laura Place fahren.« Sie gab sich alle Mühe, nicht verbittert zu
klingen, doch es war einfach zu schwer. Sie hörte selbst, wie ungehalten ihre Worte klangen.
»Ich muss nur kurz in eins der Geschäfte hier gehen.« Callum zog sie ausgelassen aus der Kutsche. »Komm mit, Liebste. Ich weiß doch, dass das Einkaufen deine größte Leidenschaft ist.«
»Nein, du bist meine größte Leidenschaft, Callum. Bring mich zum Laura Place, und ich werde es dir beweisen.« Jenny lächelte ihn verführerisch an, in der Hoffnung, er würde ihren Köder schlucken und seinen vermaledeiten Einkauf vergessen.
Doch inzwischen waren auch die Feathertons aus ihrer Kutsche ausgestiegen und kamen zu ihnen herüber. Lady Letitia schaute zu dem mit einem Tuch verhängten Schild über ihrem Laden hoch, welches leicht im eisigen Wind schaukelte. »Wie es aussieht, eröffnet hier bald ein neues Geschäft.«
Meredith schaute ebenfalls zu dem Schild hoch. »Ich frage mich, was dort wohl verkauft wird?« Ein Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus. »Vielleicht Antiquitäten, Mumien in Sarkophagen und Tempelgefäße mit wundertätigen Elixieren.«
Jenny drehte sich amüsiert zu Callum um, damit sie beide die Augen verdrehen konnten, doch er war verschwunden.
Dann erscholl das Rasseln von Schlüsseln und das Geräusch einer sich öffnenden Tür. Und dort im Ladeneingang stand Callum und grinste so breit wie ein Honigkuchenpferd.
»Callum«, begann sie und trat zaudernd näher. »Was machst du denn da … in dem leerstehenden Laden? Dem neuen Besitzer wird das gar nicht gefallen.«
»Dir gefällt das nicht? Hmm. Dabei hatte ich gedacht, dass es dir sehr gefallen würde, deinen eigenen Laden zu besitzen.«
Ein freudiger Schreck fuhr Jenny durch alle Glieder. »Was hast du gesagt?«
Lady Letitia lachte. »Ach, stell dich doch nicht so dumm. Er hat das Geschäft für dich gekauft, Jenny.«
Meredith grinste. »Nun, als Lady Argyll kannst du deine Cremes natürlich schlecht weiter durch die Küchentür verkaufen.«
»Geh hinein, Liebes. Schau dich um.« Lady Viola kicherte fröhlich und hielt sich ihre behandschuhten Finger vor den Mund.
Callum nahm Jenny bei der Hand, und gemeinsam betraten sie den Laden. Als sie das Innere sah, klappte Jenny die Kinnlade herunter. Es verschlug ihr die Sprache. Sie konnte sich nur stumm ganz langsam im Kreis herum drehen und alles ungläubig bestaunen.
Wie von Zauberhand hatten die Skizzen von ihrem Traumgeschäft feste Gestalt angenommen. Da waren die mit Seide bezogenen Sofas, auf denen die vornehmen Ladys sitzen und Tee trinken würden, während sie sich die neueste Mode vorführen ließen. An einer Wand war eine lange Messingstange befestigt, an der ihre vorgefertigten Kleider hängen würden. Die Wände waren mit roséfarbener Seide bespannt, bis hinauf zu der wunderbar hohen Decke.
Vor dem Schaufenster stand eine blitzblanke Glasvitrine, in der Schmuck und Brillanten das Sonnenlicht reflektieren und die Passanten auf der Milsom Street anfunkeln würden.
»A-aber wie nur?« Ach, verflixt, sie fühlte, wie ihr die Tränen kamen.
Meredith stemmte ihre Hände in die Hüften, reckte stolz ihr Kinn hoch und trat vor. »Als ich in deine Kammer kam, um dich zu holen, lag dein wissenschaftliches Tagebuch aufgeschlagen auf deinem Bett. Und du weißt ja, wie ich bin, Jenny. Ich musste einfach einen Blick hineinwerfen, und was ich da sah, hat mir die Sprache verschlagen. Ich hatte ja keine Ahnung, dass du so geschäftstüchtig bist.«
»Aber, Liebes, das hättest du nicht tun sollen.« Lady Viola hob tadelnd ihre Finger und sah Meredith streng an.
»Nun, ich denke, dass alle ganz froh darüber sein können, dass ich spioniert habe, denn als Lord Argyll um Vorschläge für ein Hochzeitsgeschenk für Jenny gebeten hat, da habe ich ihm sogleich in allen Einzelheiten von dem Laden erzählt.« Meredith stellte sich vor Jenny und sah ihr tief in die Augen. »Er … er gefällt dir doch?«
Jenny nickte nur stumm, während ihr Tränen über die Wangen strömten.
Callum nahm Jenny liebevoll in den Arm. »Jetzt wein doch nicht. Du solltest dich freuen.«
»Das tue ich auch … ich scheine in letzter Zeit nur sehr nah am Wasser gebaut zu haben.« Doch als Jenny aufblickte, sah sie Callums besorgte Miene. »Herrje, du musst dich nicht sorgen. Es ist alles bestens, es ist
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