Stuermische Gefahr
nicht.
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22. August 2005 Villa von Cameron Evans, Baton Rouge
Es war bereits Mittag. Cameron ließ sich auf seinen Schreibtischstuhl sinken. Er hatte Turner am Morgen diverse geschäftliche Aufgaben zugeteilt. Hatte das Nötigste erledigt und war dann selbst zu seinem Arzt gefahren. Das alles entgegen seiner üblichen Gewohnheiten. Er fuhr fast nie selbst. Turner hatte nicht aufgemuckt. Es hatte ihn auch niemand gefragt, warum er noch nicht nach diesem Barrett gesehen hatte. Noch vor ein paar Tagen wäre nichts wichtiger gewesen. Aber jetzt? Jetzt war alles anders.
Er fuhr sich mit der Hand durch das Gesicht, dann nahm er wieder die Visitenkarte in die Hand, die ihm sein Arzt gegeben hatte. Warum musste das ausgerechnet jetzt passieren? Gerade jetzt konnte er keine Schwäche gebrauchen, besonders nicht von seinem Körper. Er würde alles daran setzen , um diese Sache so schnell wie möglich zu erledigen. Hinter sich zu bringen. Meningeom. Sechs Wochen sollte ihn das außer Gefecht setzen? Niemals. In spätestens einer Woche musste er wieder auf den Beinen sein. Schließlich handelte es sich nur um einen beginnenden Hirntumor. Einfach ein paar entartete Zellen, die gutartig waren. Man würde sie entfernen, er würde sich kurz ausruhen und schon war die Welt wieder in Ordnung. Eine Sonde durch die Nase und zack, alles wäre in n ull Komma n ichts entfernt. Wie gut, dass er eine kleine Krankenstation im Keller hatte. Jetzt musste er nur noch Dr. Lance Del Monte klarmachen, dass der seinen Arsch nach Baton Rouge zu bewegen und in aller Heimlichkeit den Eingriff vorzunehmen hatte.
*
Barrett war verwundert. Gestern Abend war nichts mehr passiert , und auch heute ließ man ihn in Ruhe. Der Einzige, den er zu Gesicht bekam , war sein Bewacher. Gedanklich nannte er ihn mittlerweile Godzilla. Godzilla hatte ihm das Frühstück gebracht und vor ein paar Minuten Lunch.
Barrett wertete die Daten aus dem Pentagon aus. Er hatte nicht mehr gewagt , sich ins Krankenhaus einzuhacken, ins besondere nicht noch einmal nach Aidans Akte zu sehen. Er wollte schließlich keine schlafenden Hunde wecken. Aidan war in Sicherheit. Wenn er Amnesie hatte , umso besser. Aber eines musste Barrett unbedingt tun , um diesem verdammten Evans ans Bein zu pissen. Er hatte im Moment keine Chance , hier raus zu kommen. Vielleicht würde er auch nicht lebend aus diesem Haus kommen, aber er konnte etwas anderes tun. Er musste einen Weg finden , Hannah Evans oder Scarlett Jones, wie sie sich jetzt nannte, zu warnen. Wenigstens ihr konnte er helfen. Auch wenn Evans noch nicht aufgetaucht war, es konnte nur noch eine Frage von Stunden sein, bis er ihren Aufenthaltsort preisgeben musste. Irgendeinen Weg würde es geben , Kontakt mit ihr aufzunehmen.
New Orleans
Lance Del Monte hätte das verfluchte Handy gegen die Wand werfen können. Er hatte zu wenig geschlafen in letzter Zeit. Dann der Vorfall mit diesem John Doe. Er hatte Scarletts Gesicht nicht vergessen können. Das erste Mal seit er sie kannte, dass sie Gefühle gezeigt hatte. Echte Sorge und Angst hatten sich in ihren schönen Augen widergespiegelt. Leider hatten diese Gefühlsregungen nicht ihm gegolten, sondern einem Fremden. Er hatte drei Bourbon gebraucht , um ein schlafen zu können , und jetzt klingelte dieses verdammte Handy.
Verschlafen nahm er das Gespräch entgegen, darauf gefasst, die Klinik am Apparat zu haben. D a hatte er sich getäuscht.
„Dr. Del Monte? Cameron Evans am Apparat. Sie sollten mich kennen.“
Ach ja? Kannte er den Mann? Die Stimme hatte er noch nie gehört, aber der Name kam ihm verdammt bekannt vor. Er setzte sich auf , und die restliche Müdigkeit fiel schnell von ihm ab. Das war der Typ , der für die Gouverneurswahlen kandidierte. Vielleicht hatte er hier den zukünftigen Gouver neur von Louisiana am Apparat. Na toll. Den konnte er nicht abwimmeln. Schon im Interesse der Klinik nicht. W as konnte der Mann von ihm wollen?
„Ja Sir, Ihr Name ist mir ein Begriff. Natürlich. Was kann ich für Sie tun?“
„Mich operieren. Morgen.“
„Ich wusste nicht, dass Sie morgen ins Charity kommen werden.“
„Das werde ich auch nicht. Sie kommen her. Sie machen das bei mir. Alles ist vorbereitet. Einer meiner Angestellten ist in einer Stunde bei Ihnen und bringt Sie zu mir.“
„Ich habe morgen Dienst im Krankenhaus. Was für einen Eingriff soll ich überhaupt vornehmen und in welchem Krankenhaus?“ Lance hasste diese Typen, die
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