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Stuermische Gefahr

Stuermische Gefahr

Titel: Stuermische Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alia Cruz
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habe es angemacht, als ich mich angezogen habe. Ich denke, dass ich so gegen halb zehn aus dem Krankenhaus raus war.“
    Er sah förmlich, wie sie nachdachte. Sie hatte die Stirn angestrengt in Falten gezogen. „Meine zehn Minuten sind fast um. Hilfst du mir? Ich muss herausfinden, was passiert ist. Und ich glaube ich stehe kurz davor , mich zu erinnern. Ich brauche vielleicht ein oder zwei Tage. Und wenn das alles vorbei ist, werde ich es wieder gutmachen, das verspreche ich dir.“
     
    *
     
    Scarlett wusste nicht, was sie davon halten sollte. Sie versuchte sich in seine Lage zu versetzen. Sie wäre verzweifelt. Er war allein, ohne Erinnerung an sein Leben, mit dem vagen Verdacht, dass er einen Bruder hatte, der in Schwierigkeiten steckte , und mit der Gewissheit, dass ihn jemand töten wollte. „Wir müssen die Polizei informieren.“
    „Tripel L? Wer sagt uns, dass man ihm trauen kann? Wer weiß schon, dass ich in diesem Krankenhaus bin? Das Personal und die Polizei.“
    „Ich gehöre auch zum Personal.“
    Er sah sie lange an. „Ich vertraue dir.“
    „Ich bin eine Frau, wer sagt dir, dass ich nicht die Person mit dem Kissen war?“
    Wieder dieser intensive Blick aus den blauen Augen. „Du warst es nicht. Ich weiß es einfach. Ich kann es nicht erklären , und ich glaube dir, wenn du sagst, dass wir uns nicht kennen, aber du bist das Einzige, was sich im Moment echt anfühlt. Ich habe das Gefühl , dich zu kennen , auch wenn ich weiß, dass es nicht so ist.“
    Hatte sie nicht dasselbe Gefühl gehabt? Vom ersten Tag an, als er eingeliefert worden war? „Ich habe dir vorgelesen, als du im Koma gelegen hast. Vielleicht hast du deswegen dieses Gefühl.“
    Er stand auf und schritt auf sie zu. Trotz ihrer 1,70 m war er wesentlich größer als sie. Er sah auf sie herab. Sein Blick traf sie tief in ihrem Inneren. Da war jemand , der sie brauchte. Konnte sie ihm das abschlagen?
    Mit rauer Stimme fragte er: „Warum? Warum hast du so viel Zeit bei mir verbracht?“
    „Ich wollte, dass du aufwachst.“ Ich wollte wissen, welche Augenfarbe du hast, wie sich deine Stimme anhört, ich wollte alles über dich wissen. Aber das behielt sie lieber für sich.
    Sein sinnlicher Mund mit den vollen Lippen verzog sich zu einem leichten Lächeln. „Und warum?“
    Er war viel zu nah. Nähe war etwas, was ihr Angst machte. Ihrem Körper dagegen konnte es gar nicht nah genug sein. Sie brauchte alle Selbstbeherrschung , um nicht die Hände an seine Brust zu legen oder seine Gesicht zu streicheln, sein männ liches Kinn zu berühren, die Züge nachzuzeichnen bis hin zu den hohen Wangenknochen. Anstatt einer Antwort auf seine Frage senkte sie den Kopf. „Also schön, du kannst bleiben. Aber du brauchst deine Tabletten.“
    Er trat einen Schritt zurück. „Ich fühle mich gut.“
    „Dann lass mich wenigstens deinen Puls fühlen.“ Sie musste irgendwas tun. In den Krankenschwestermodus zu wechseln würde ihr helfen. Er hielt ihr grinsend sein Handgelenk hin. „Er ist ein bisschen zu schnell.“
    „Könnte an deiner Anwesenheit liegen.“
    „Mach keine Witze. Wenn ich sehe, dass es dir nicht gut geht, bringe ich dich sofort zurück ins Charity. Das ist die Abmachung.“
    „Zu Befehl, Frau Oberschwester.“
    „Dann mach ich dir die Couch zurecht. Die kann man ausziehen. Morgen besorge ich dir Sachen zum wechseln.“ Er wollte abwehren, aber sie unterbrach ihn. „Wir haben eine Abmachung , und du wirst hier nicht tagelang in denselben Klamotten rumsitzen.“
    Er lachte. „Okay. Aber ich zahle dir alles zurück. Ich muss irgendwo ein Konto mit Geld haben.“
    „Vielleicht bist du ja furchtbar reich.“
    „Schön wäre es.“
    Sie ging ins Wohnzimmer , um die Couch auszuziehen. Er war hinter ihr und wollte ihr helfen. „Nein. Du ruhst dich aus. Ich muss auch schlafen. Wenn du Hunger hast, bediene dich in der Küche.“
    „Ich denke, ich würde gern duschen.“
    „Das Badezimmer ist direkt an meinem Schlafzimmer.“ Sie deutete in die Richtung und er verschwand. Wie verrückt war das eigentlich? Was, wenn er doch ein Krimineller war? Wenn alles gelogen war? Aber was sollte er von ihr wollen? Wenn er sie ausrauben oder vergewaltigen wollte, hätte er das längst tun können. Was, wenn er ihn geschickt hatte? Aber das war nicht seine Vorgehensweise. Sie konnte sich nicht helfen. Sie hatte einfach J a sagen müssen. Sie zweifelte nicht an ihm. So sehr sie sich auch bemühte , misstrauisch zu bleiben, es gelang ihr

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