Stuermische Gefahr
Abend zu warten. Tagsüber war Cameron immer beschäftigt. Sie brauchte Zeit mit ihm. Außerdem musste sein Lackaffe Turner irgendwann mal schlafen.
Am Tage zu Cameron zu fahren, erinnerte an einen Stich in ein Wespennest. Der Tag zog sich hin. Viel zu viel Zeit zum Nachdenken. Hatte sie wirklich den Mumm , es durchzuziehen? Manchmal war sie sich vollkommen sicher. Ja, sie würde es tun, für ihre Mutter und für sich. Dann wieder glaubte sie , weglaufen zu müssen.
D ie Zeit des Weglaufens war vorbei, endgültig. Sie war einkaufen gegangen. Wenn sie etwas anzog, von dem sie wusste, dass Cameron es an ihr mochte, würde ihr das mehr Pluspunkte bei ihm verschaffen. Sie hatte sogar Dessous gekauft. Sie betrachtete das Lederensemble. So was hatte sie noch nie getragen. Es erinnerte an Catwoman. Cameron stand auf so was. Zu welchen Maßnahmen man in verzweifelten Situationen griff, war schon unglaublich.
Der schwarze Lederstring lag auf dem Bett. Daneben das passende Oberteil. Es bestand nur aus dreieckigen Leder streifen, die die Brüste zwar hielten, aber den Busen selbst frei ließen. Ob sie Aidan darin auch gefallen würde? Verdammt, was dachte sie da? Wie kam sie nur darauf? Aidan gehörte zu Cameron, er war ein Verbrecher, nichts weiter. Jemand, den sie vergessen musste, so schnell wie möglich. Er war es noch nicht einmal wert, dass sie wütend auf ihn war. Er hatte sie beschmutzt.
Sie hielt inne und setzte sich auf das Bett. Durch das Hin - und Herlaufen wurde sie auch nicht ruhiger. Hatte er sie beschmutzt? Sie hatte den Sex mit ihm doch genauso gewollt. Und genossen. Sie hatte nicht ein einziges Mal Nein gesagt. Es hatte ihr gefallen. Es war anders gewesen. Es war liebevoll, aber auch heiß und leidenschaftlich. Wie konnte ein Mensch so etwas vorspielen. „Es war eine einzige Lüge.“ Sie erschrak. Sie hatte den Satz laut ausgesprochen. Sie glaubte ein Echo von den leeren Zimmerwänden zu hören . Es hatte sich so richtig angefühlt. Zum ersten Mal in ihrem Leben. Wenn jemand an diesem Dilemma schuld war, dann sie selbst. Weil sie so dumm und naiv gewesen war, auf ihn reinzufallen.
E ines musste sie ihm lassen, er war ein verdammt guter Schauspieler. Sie dachte daran, wie er Waffeln für sie gebacken hatte. Wie er sie gehalten hatte. Wie er sie geküsst hatte. Sie sah ihn vor sich, wie verzweifelt er ausgesehen hatte, als er bei ihr im Hausflur gesessen hatte. „Du musst damit aufhören!“ Sie stellte sich vor den Spiegel, der in dem kleinen Badezimmer hing. „Hör auf damit, Scarlett. Hör auf.“ Sie wollte es nicht, aber da löste sich eine Träne aus ihrem Auge. Man weinte nicht wegen eines Mannes, und schon mal gar nicht, wegen eines Schauspielers wie Aidan Manor oder wegen eines Irren wie Cameron Evans. Sie war selbst Schuld , auf solche Kerle reinzufallen.
*
Mittlerweile war es Abend. Lance hätte es schon längst tun können, aber er wollte Rosa dabeihaben. Es würde zu viel Zeit kosten , sie danach noch suchen zu müssen. Es reichte schon , Barrett dann noch zu holen. Er saß an Evans Seite. Der Mann hatte heute schon aufstehen wollen. Lance hatte alle Hände voll zu tun, dies zu verhindern. Turner betrat das Zimmer und nickte ihm zu. „Ich bleibe bei ihm.“
„Sie können nicht mit ihm reden. Er muss jetzt schlafen.“
„Ich sagte, ich bleibe bei ihm, nicht dass ich ihn zum Tanzen auffordern wollte.“
Der Kerl schien schlechte Laune zu haben. „Könnten Sie bitte veranlassen, dass Rosa noch mal nebenan in den Untersuchungsraum gebracht wird? Ich hatte ihr Blut abgenommen und es ausgewertet. Sie hat eine leichte Anämie. Ich würde mich gern darum kümmern.“ Seine Lügen wurden immer besser.
„Meinetwegen.“ Turner sprach in sein Head Set. „Sie können rübergehen, sie ist gleich da.“
„Danke.“ Das lief besser , als erwartet. Er ging in eines der anderen Untersuchungszimmer, nickte seinem Bewacher zu und befahl ihm , Rosa dorthin bringen zu lassen.
Alles lief glatt, kurze Zeit später wurde sie zu ihm gebracht. Man ließ sie sogar allein. Warum auch nicht. Es waren schließlich Kameras und Mikros überall. Lance lächelte sie an und hielt ihr einen Computerausdruck hin. Er drehte seinen Körper so, dass die Kameras das Stück Papier nicht näher erfassen konnten. „Sie haben eine leichte Anämie. Ich habe Ihre Ergebnisse ausgedruckt.“
Sie betrachtete das Papier. Er jubilierte innerlich, als er sah, dass sie sich nichts anmerken ließ. Sie nickte und in ihren
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