Stürmische Liebe in Cornwall
mit seiner Stupsnase und dem Wust karottenroten Haares nicht eben wie ein Engel aus, und wenn er grinste, was er fast immer tat, besonders, wenn er seinen Herrn ansah, zeigte sich eine breite Lücke zwischen seinen Schneidezähnen.
„Unter Ihren Dienern gibt es ein paar merkwürdige Leute, Mylord“, stellte Marianne mit unterdrücktem Lachen fest. „Robbie zum Beispiel muss ein Pirat gewesen sein, finde ich!“
Drew lachte laut heraus. „Das würde ihm gefallen! Für ihn sind Sie übrigens ‚die Schöne‘.“
Marianne sah seinen übermütigen Blick und schlug die Augen nieder. Erregt erkannte sie, dass Herr und Diener über sie gesprochen haben mussten, obwohl – eigentlich waren die beiden eher wie Freunde.
„Sie sind ein ungewöhnlicher Mann“, meinte sie schließlich. „Ich kenne nur wenige Ihres Ranges, Mylord, aber ich glaubte stets, dass sie viel standesbewusster wären. Ihr Onkel, Sir, war sehr stolz, wenn auch generös.“
„Ja, er hatte seine guten Seiten. Doch mir gegenüber gab er sich sehr reserviert, auch als ich noch ein Kind war. Und was mein Standesbewusstsein angeht? Ich hatte nie erwartet, Titel und Vermögen zu erben – sie standen meinem Vetter zu, der leider gestorben ist. Ich wäre gern bei der Armee geblieben – einfach nur Captain Beck.“
„Also ist das tatsächlich Ihr Name?“
„Dachten Sie, ich hätte Sie belogen?“
„Nun, Sie erwähnten Ihren Titel nicht“, sagte sie vorwurfsvoll.
„War der Grund nicht offensichtlich?“
Sie fuhren in ein hübsches Dorf ein, wo Drew am Rand einer großen Rasenfläche die Pferde zügelte und vom Sitz stieg. Vor ihm war schon der Junge abgesprungen und übernahm nun die Pferde, während Drew Marianne hinunter half. Er führte sie über das Grün zu einem malerischen Teich, an dessen Rand unter einer mächtigen Kastanie eine Bank stand.
„Ich dachte, du hättest verstanden, in welch schwieriger Lage ich war“, fuhr er fort, die vertraute Anrede nutzend, da sie außer Hörweite waren. „Ich trat unter meinem Familiennamen auf, weil ich Aufmerksamkeit vermeiden wollte; der Marquis of Marlbeck hätte sich vor Besuchern und Einladungen nicht retten können.“
„Und aus dem gleichen Grund verließen Sie gestern Abend die Gesellschaft so rasch wieder?“
„Ich hatte wirklich eine Verabredung. Die Gesellschaftsräume suchte ich nur auf, weil Lady Edgeworthy, bei der ich vorsprach, mir sagte, dass du dort sein würdest. Meine Liebste, es ist traurig, aber wahr: Seit ich den Titel erbte, macht eine ganze Meute hoffnungsfroher Mütter entschlossen Jagd auf mich, um ihren Töchtern einen hohen Rang zu verschaffen. Nur bin nicht ich Gegenstand des Begehrens, sondern allein mein Titel und mein Vermögen.“
Er hatte „meine Liebste“ gesagt. Alles andere rauschte an Marianne vorbei. Unsicher sah sie ihn an. „Glaubst du, Mama betrachtet dich als einen Hauptgewinn auf dem Heiratsmarkt?“
„So unvernünftig ist Mrs. Horne nicht. Sie erklärte mir, dass ihr weltliche Güter nicht so wichtig sind und sie nur dein Glück im Auge hat, Marianne.“
„Mama heiratete aus Liebe und war mit Papa bis zu seinem letzten Tag sehr glücklich.“
„Dann war sie von Fortuna begünstigt.“ Drew runzelte die Stirn. „Marianne, schon längst hätte ich dir etwas erklären müssen. Gewiss bist du dir bewusst, dass ich sehr tief für dich empfinde, und ich denke, du fühlst Ähnliches für mich?“
Marianne nickte, wagte jedoch nicht zu antworten. Ihre Hand ergreifend, zog Drew sie neben sich auf die Bank und schaute ihr tief in die Augen.
„Um mich zu verstehen, musst du wissen, dass ich mich an meine Eltern kaum erinnere. Ich war einer Nanny überlassen, die unartige kleine Jungen mit Schlägen zähmte. Wahrscheinlich unterzog ich ihre Geduld einer großen Prüfung, denn ich war ein wilder kleiner Bursche. Als ich alt genug dafür war, gab mein Onkel mich in die Obhut eines Hauslehrers, dem während der ganzen Zeit mein Wohlergehen nicht sonderlich am Herzen lag. Weil ich mich mehr in den Wäldern herumtrieb, als zu lernen, wurde ich schließlich auf ein Internat geschickt. Mein Onkel hatte einen eigenen Sohn; es war wohl zu viel verlangt, dass er dem Kind seines Bruders mehr Aufmerksamkeit schenkte.“
„Oh, Drew!“ Er tat Marianne so leid. „Wie einsam du gewesen sein musst! Ich wurde immer von meiner Familie geliebt – besonders von Vater. Er war ein so wunderbarer Mensch. Wenn du ihn doch gekannt hättest!“
Zu ihrer
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