Stürmische Romanze
zu den Männern war Rosa distanziert. Sie warf Kate einen äußerst kühlen Blick zu, doch von den anderen schien es niemand zu bemerken. Sie verwickelte Kate in ein Gespräch, und auf einen Außenstehenden wirkte es vermutlich so, als hätte sie echtes Interesse an Kate. Doch ihr Blick verriet ihre wahren Gedanken.
„Seit wann kennen Sie Giovanni schon, Kate?“
Was sollte sie darauf antworten? Getroffen hatte sie Giovanni schon vor dreieinhalb Monaten. Doch wirklich kennen gelernt hatten sie sich erst in den zwei Wochen, in denen sie sich ihrer Leidenschaft hingegeben hatten. Hilfesuchend sah Kate Giovanni an.
„Wir haben uns im Juli bei meiner Patentante kennen gelernt“, sagte er gelassen.
Rosa zog die Augenbrauen hoch. „Sie sind also mit Giovannis Patentante befreundet?“
„Unsere Beziehung ist rein geschäftlich.“
„Sie
arbeiten
für sie?“ So, wie sie das sagte, schien sie zu glauben, dass Kate Lady St. Johns Putzfrau wäre.
„Ja. Ich habe ihre Villa und Stadtwohnung eingerichtet und gestaltet.“
„Ich verstehe.“ Rosa lächelte herablassend.
Der erste Gang wurde gebracht. Dazu gab es köstlichen weißen Rioja. Kate musste sich zum Essen zwingen. Doch vor Nervosität und Empörung schmeckte sie kaum etwas.
Giovanni, der ihr gegenüber saß, beobachtete sie und spürte, dass sie nervös war. Aber warum nur? Lag es vielleicht an Xavier, der Kate mit Blicken auszuziehen schien? Giovanni hatte sie noch nie so verunsichert erlebt und sah Xavier scharf an. Dieser zuckte entschuldigend die Schultern.
Vor dem Dessert stand Kate auf, um in den Waschraum zu gehen. Rosa erhob sich ebenfalls.
„Gehen wir doch zusammen“, schlug sie lächelnd vor. „Dann können die Männer über uns reden.“
„Wir werden natürlich nur über Fußball sprechen“, versicherte Giovanni.
Im Vorraum des Waschraums sah Rosa Kate unverhohlen feindselig an. „Sie sind also der Grund, weshalb Giovanni und Anna ihre Verlobung gelöst haben.“
Kate errötete. „Kennen Sie Anna?“
„Natürlich. Sie und Giovanni waren schließlich sehr lang ein Paar.“
„Wie lange denn“? fragte Kate und wünschte sofort, sie hätte es nicht getan.
„Das wissen Sie nicht?“ Rosa lächelte spöttisch. „Sie waren acht Jahre zusammen.“
Kate wurde blass. Ihr war plötzlich schwindlig, so dass sie sich am Waschbecken festhalten musste.
„An Ihrer Stelle hätte ich auch ein schlechtes Gewissen“, stellte Rosa fest. „Ich würde einer anderen Frau so etwas niemals antun.“
Kate hätte am liebsten erklärt, dass sie nichts von der Verlobung geahnt habe. Doch sie schwieg. Warum, wusste sie nicht: aus Loyalität zu Giovanni – oder weil sie nicht mit Sicherheit sagen konnte, dass sie sich anders verhalten hätte, wenn sie von Anna gewusst hätte.
Kate rang sich ein Lächeln ab. „Wir sollten lieber zurückgehen. Die Männer fragen sich bestimmt schon, wo wir bleiben.“
Unter Aufbietung all ihrer Kraft überstand sie den Abend, ohne dass die anderen merkten, wie schrecklich sie sich fühlte. Nur Giovanni blickte sie oft prüfend an. Sobald sie sich verabschiedet hatten und im Wagen saßen, fragte er jedoch sofort: „Was ist los? Du hast dich den ganzen Abend über so merkwürdig verhalten.“
„Nichts, es ist alles in Ordnung.“ Kate tat so, als würde sie in ihrer Handtasche nach etwas suchen.
„Nein, das ist es nicht“, widersprach Giovanni. „Sieh mich an! Ich verlange, dass du mir eine ehrliche Antwort gibst!“
Sie blickte ihn an. „Du hast kein Recht, irgendetwas von mir zu verlangen!“ rief sie aufgebracht.
„Ist während des Essens etwas gesagt worden, das dich gekränkt hat?“
Kate seufzte. Giovanni konnte genauso hartnäckig sein wie sie. Sie blickte aus dem Fenster. „Rosa hat von Anna gesprochen …“
„Wie kommt sie dazu! Das geht sie nichts an!“ platzte Giovanni heraus, um dann etwas sanfter hinzuzufügen: „Was genau hat sie dir erzählt?“
„Das ist doch nicht so wichtig“, versuchte Kate seiner Frage auszuweichen.
„Doch, Kate, das ist es.“ Sie sah ihn an. Giovannis Augen funkelten.
„Ich wusste nicht, dass ihr so lange ein Paar wart“, erwiderte sie unglücklich. „Acht Jahre! Irgendwie macht das alles noch schlimmer.“
Ihr Schmerz tat Giovanni weh. „Auf Sizilien sind lange Verlobungszeiten üblich“, erklärte er. „Ich werde mit Rosa sprechen“, fügte er wütend hinzu.
„Nein, Giovanni! Das darfst du nicht!“
„Ich
darf
nicht?“ Nur selten wagte
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