Stuermischer Zauber
Kleidung, während ich uns für den Ausflug etwas zu essen besorge.«
Sie blickte aus dem Fenster. Der Himmel war bis auf wenige Wolken, die vom Wind vorangetrieben wurden, strahlend blau. »Du bist ganz schön selbstherrlich, mein Lord. Aber ich werde es dir verzeihen, denn ein Ausflug an einem strahlend schönen Herbsttag klingt sehr verlockend.«
»Ich treffe dich in zwanzig Minuten im Stall.« Er verschwand wieder.
Lächelnd ging Gwynne nach oben, um sich umzuziehen. Sollte sie den Obsidianspiegel befragen, um zu sehen, ob sie das Ziel ihres Ausflugs ausmachen konnte? Normalerweise versuchte sie, jeden Aspekt des täglichen Lebens in eine weitere Lektion zu verwandeln. Doch diesmal beschloss sie, dass sie sich lieber überraschen lassen wollte.
»Ist dieser Ausblick nicht den steilen Ritt hierherauf wert?« Duncan wies auf das Bild, das sich ihnen bot. Der Tag war windig und der Himmel in den Highlands kristallklar. Ein Stück weiter unter ihnen glitt ein Adler durch die Luft, als hielte er nach Beute im Tal unter sich Ausschau.
Lachend riss Gwynne sich den Hut vom Kopf, damit der Wind an ihrem Haar zerren konnte. »Es ist wirklich überwältigend. Ich bin überrascht, dass die Pferde mit diesen schmalen Pfaden zurechtkommen.«
Er tätschelte Zeus’ schlanken Hals. »Die Montagues züchten zähe Pferde, die für unsere Berge gut geeignet sind.«
»Ich vermute, das war eine versuchte Entführung wert.« Gwynnes Blick glitt über die raue Landschaft. Obwohl einige Bäume bereits ihr Laub verloren, strahlten andere noch in bunten Farben. »Heute ist vielleicht der letzte Tag bis zum kommenden Frühling, an dem es so warm und schön ist.« Sie warf ihm einen neckischen Blick zu. »Es sei denn, du beschließt, Glen Rath einen milden Winter zu schenken?«
Wenn sie ihn so anschaute, war er versucht, das Tal in ein tropisches Paradies zu verwandeln, doch er schüttelte den Kopf. »Ich gebe meinem Tal bereits mehr Sonnenschein, als der Großteil von Schottland bekommt, doch wenn ich zu sehr eingreife, würde es auffallen. Wie schade, dass wir nicht auf einer kleinen Insel leben, auf der die Wetterlage sehr individuell sein darf! Die heilige Insel Iona, die zu den Hebriden gehört, wird auch dann sonnig sein, wenn rund um sie herum Regen fällt.«
Gwynne runzelte anmutig die Stirn. »Wie ist das möglich?«
»Zu der Zeit, als St. Columban seine keltischen Mönche nach Iona brachte, war vermutlich ein Wettermagier unter ihnen. Er hat einen so mächtigen Zauberspruch um die Insel gewirkt, dass die Regenwolken sich sogar heute noch von der Insel fern halten.«
»Das klingt wunderbar. Können wir die Insel eines Tages besuchen?«
»Es wird mir ein Vergnügen sein, dich dorthin zu bringen.« Wenn der Aufstand vorüber war. Das war eine Bedingung, die nicht ausgesprochen werden musste und die auf alles in ihrem Leben zutraf. Er fühlte sich, als befänden sie sich in einem Schwebezustand und warteten darauf, dass ein großer, schrecklicher Sturm losbrach. »Ich habe noch eine Sehenswürdigkeit für dich.«
Duncan führte sie über den schmalen Pfad, der den Höhenzug entlang weiter hinaufführte und dann in einer kleinen, bewaldeten Mulde verschwand, die auf halber Höhe des Berges lag. Er stieg vom Pferd und band Zeus an, ehe er Gwynne aus dem Sattel half. Das Gefühl ihrer schlanken Taille unter seinen Händen gab ihm eine Vorstellung davon, wie sie den sonnigen Nachmittag nach dem Picknick nutzen konnten.
Sie blickte auf das Tal unter ihnen, wo man eine Straße und einen Fluss erkennen konnte. Auf dem Hügel auf der anderen Seite war ein einsames Cottage zu sehen, aber die Straße war durchaus belebt. An einer Stelle wölbte sich die Straße über eine steinerne Brücke, die den schmalen Fluss überquerte. »Ist das die Straße nach Fort Augustus?«
»Ja.« Er beschattete seine Augen. »Sieh mal, eine Kompanie Regierungstruppen. Sie marschieren nach Norden, um die Streitkräfte im Fort zu unterstützen.« Die roten Mäntel wirkten vor dem Grün des Tals stattlich, aber er bemerkte, dass ihr Gleichschritt stümperhaft war. Vermutlich waren es unerfahrene, neue Rekruten. Die Streitkräfte waren auf beiden Seiten schlecht ausgerüstet und kaum ausgebildet.
Das würde sich ändern, falls – nein, sobald – die Regierung die erfahrenen Regimenter aus Flandern zurückbeorderte, wo sie jetzt dienten. Wenn der Prinz in Prestonpans kampferprobten Truppen gegenübergestanden hätte, wäre die Schlacht vollkommen
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