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Stuermischer Zauber

Stuermischer Zauber

Titel: Stuermischer Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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schob Gwynne das Gewicht ihres Mannes von sich herunter und setzte sich auf. »Duncan, geht es dir gut?«
    »Ich … gut genug.« Seine Augen öffneten sich. Sie hatten die Farbe von verbrannter Asche. »Du bist nicht bei den Pferden geblieben.«
    »Natürlich nicht. Es hätte nichts genützt, wenn ich mich versteckt hätte.« Sie fühlte sich nicht viel besser, als er aussah, rieb sich den schmerzenden Kopf und fragte: »Was hast du getan?«
    »Ich hatte nicht genug Kraft, um den Wirbelwind aufzulösen, bevor er uns traf. Darum habe ich mich deiner Zauberkraft bedient.«
    Obwohl er die Gesetze der Wächter verletzte, indem er ohne Erlaubnis die Macht eines anderen benutzte, war es durchaus vertretbar, in Notfällen so zu handeln. Sein plötzlicher Angriff auf ihren Energiekörper war sehr verstörend gewesen, beinahe wie eine Vergewaltigung ihres Verstandes, doch ihre Situation war sehr verzweifelt gewesen. »Wenn ich dich nicht in einem kritischen Moment abgelenkt hätte, wärst du nicht dazu gezwungen gewesen.«
    Er verzog das Gesicht. »Es wäre einfacher gewesen, wenn wir Zeit gehabt hätten, uns darauf vorzubereiten. Die Übertragung der Macht braucht nicht schmerzhaft zu sein, wenn die Verbindung behutsam hergestellt wird.«
    Merkwürdigerweise war sie froh über den Schmerz, den Duncans Energiepunktion bei ihr hervorrief, denn es hatte sie zu einem Teil seiner lebensrettenden Maßnahme werden lassen. »Es steht geschrieben, dass sich Adam Isabels Macht bediente, als er die Armada aufhielt. Genauso wie du dich gerade meiner bedient hast. Ich habe darüber gelesen, aber ich habe nicht verstanden, was es bedeutet, die Macht zu teilen.«
    »Es tut mir leid«, sagte er noch einmal.
    »Wenn du nicht getan hättest, was notwendig war«, erwiderte sie, »wären wir bis Glasgow gepustet worden. Vermutlich in Stücke zerrissen.«
    Er strich sein Haar zurück, das um seine Schultern wallte. »Ich fühle mich, als hätte jemand einen Nagel durch meinen Kopf getrieben.«
    »Wenn man bedenkt, wie viel Macht du gerade verbrannt hast, ist das kein Wunder.« Vorsichtig stand sie auf. Der Boden schwankte leicht unter ihren Füßen. »Ich hole deine Satteltaschen. Wir brauchen beide etwas zu essen.«
    Wenn man große Mengen Macht verbrannte, wurde man davon sehr hungrig. Gwynne hätte jetzt einen ganzen Laib Brot verschlingen können. Duncan fühlte sich vermutlich, als hätte er seit einem Monat gehungert.
    Sie fand die Pferde friedlich grasend im Steinkreis. Bevor sie sie angebunden hatte, hatte sie einen Beruhigungszauber gewirkt, der jenem ähnelte, den Duncan bei William Montague und seinem Diener angewandt hatte. Die Pferde waren bessere Untergebene als William, denn sie schienen vom nahen Kampf und dem Tornado vollkommen unbeeindruckt.
    Gwynne nahm die Satteltaschen mit zu Duncan, der zum Glück genug Essen mitgenommen hatte, um damit eine sechsköpfige Familie zu sättigen. Schon bevor sie die Picknickdecke ausbreitete, gab sie ihm zwei Gerstenmehlkuchen, diese typisch schottischen Fladenbrote. Er schlang sie herunter, während sie noch mehr Fladenbrote, Käse, geräucherten Fisch und Lammfleischpasteten verteilte. Ein Krug mit Ale und zwei Becher waren auch dabei. Sie goss ihnen etwas ein und fiel dann ebenso hungrig über das Mahl her wie Duncan.
    Nachdem er zwei Drittel des Essens vertilgt hatte, sah er fast wieder normal aus. »Es ist erstaunlich, wie das Essen die Macht wiederherstellt. Ich habe mich wie ein Neunzigjähriger gefühlt. Wenn ich in Zukunft je wieder versucht bin, einen Tornado zu beschwören, erinnere mich bitte daran, wie schwierig das ist.«
    Gwynne wies auf das Tal unter ihnen. Der Offizier der Hannoveraner formierte seine bedrückt wirkenden Männer, um den Marsch gen Norden fortzusetzen, während die Jakobiten sich in kleinen Gruppen versammelten, ihre Wunden verbanden und ihr wundersames Überleben diskutierten. »Obwohl es schwierig war, hast du Erfolg gehabt. Die Streitkräfte sind zerstreut worden, und die Brücke ist fort. Selbst wenn die Highlander den Fluss überqueren wollen, haben die Regierungstruppen genug Zeit, um zu entkommen.«
    »Es scheint, als wäre der Kampf für alle gut ausgegangen.« Er betrachtete die Überreste der Brücke. Abgesehen von ein paar Steinen, die auf beiden Seiten des Flusses die Fundamente markierten, war nichts übrig geblieben. »Ich habe noch nie mit einem so fordernden Wetterphänomen gearbeitet. Ein Glück, dass Wirbelwinde in Großbritannien so selten

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