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Stuermischer Zauber

Stuermischer Zauber

Titel: Stuermischer Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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anschließen?«
    »Nein, danke. Ich habe viel Arbeit zu erledigen.«
    Das war die Antwort, die Jean immer gab, wenn Gwynne sie einlud, mit ihr zusammenzuarbeiten, doch heute verhehlte Gwynne nicht ihre Neugier. »Ich kann mir nicht helfen, aber ich frage mich, warum du beschlossen hast, deine Macht nicht voll zu entwickeln.«
    Jean zögerte, ehe sie antwortete. »Duncan als Bruder zu haben war ziemlich überwältigend. Ich bin ein Dutzend Jahre jünger, und er war bereits ein Magier, als ich alt genug war, um die Welt um mich herum wahrzunehmen. Meine Eltern und die anderen Wächter haben stets von seiner Macht geschwärmt -dass er eines Tages der größte Wettermagier seit dem geheiligten Adam oder sogar noch besser werden würde. Ich konnte damit nicht konkurrieren. Mein Potenzial ist allenfalls durchschnittlich; daher beschloss ich, mich auf weltliche Aufgaben zu konzentrieren, die ich gut beherrschte.«
    »Ich kann verstehen, wie schwer es ist, einen so talentierten älteren Bruder zu haben«, stimmte Gwynne zu. »Aber bist du denn nicht an der Magie selbst interessiert? Es ist fabelhaft, die Macht auszuüben. Wenn ich es richtig hinbekomme, fühle ich ein … ein Einssein mit der Schöpfung, und das ist das Aufregendste, was ich je erlebt habe.« Abgesehen von ihrer Ehe mit Duncan natürlich.
    Auch wenn sie etwas wehmütig dreinblickte, schüttelte Jean den Kopf. »Meistens fand ich es schrecklich frustrierend. Ich weiß, es war schwer für dich, ohne die Fähigkeit zur Macht aufzuwachsen, doch als deine Magie sich zeigte, hat sie es gleich mit voller Wucht getan. Du bist nie durch die peinliche, schwierige Zeit gegangen. Für mich war der Versuch, die Macht zu beherrschen, als würde ich Stein mit einem stumpfen Messer schneiden. Ich schaffte es allenfalls, die Oberfläche anzukratzen, aber die Ergebnisse waren den Aufwand nicht wert, den ich betrieb.«
    »Vielleicht ist deine Macht im Laufe der Zeit erstarkt.«
    »Ich vermute, das ist vielleicht sogar passiert. Doch wenn ich ehrlich bin, verspüre ich wirklich nicht den Wunsch, mich auf langweilige Bücher zu konzentrieren, solange die Welt ein so aufregender Ort ist. Ein neuer Tag bricht an, und ich will Teil dieser neuen Welt sein. Vielleicht sollte ich nach Edinburgh reisen und bei unseren Verwandten wohnen.« Jean trank ihren Tee aus und stand auf. Mit einem Nicken verabschiedete sie sich und ging.
    Gwynne genehmigte sich frischen Tee und hoffte, dass Jean ihre fixe Idee mit dem Besuch in Edinburgh nicht weiterverfolgte. Auch wenn die Rebellion im Moment ruhte, würde die Hauptstadt ein Brennpunkt des Konflikts sein, wenn die Regierungstruppen zum Gegenangriff übergingen.
    Manchmal fiel es ihr schwer, sich daran zu erinnern, dass nicht weit entfernt ein Krieg im Gange war. Gwynne hatte reichlich Zeit, zu lesen und zu lernen, und da sie bisher nicht viel über andere Bezaubernde erfahren hatte, war am Vortag ein vielversprechendes Paket mit Büchern aus der Bibliothek von Harlowe angekommen. Das Leben wäre idyllisch, wenn die Gefahr nicht gewesen wäre, die über Schottland schwebte. Und die Spannung in ihrer Ehe.
    Nach dem Wutausbruch in der Bibliothek hatten Duncan und sie aufgehört, über politische Themen zu reden. Das verhinderte weitere Auseinandersetzungen, aber es hatte ebenso eine Barriere zwischen sie geschoben. Sie waren höflich und liebevoll zueinander, doch die Innigkeit, die sie füreinander entwickelt hatten, war erstarrt. Eheliche Pflichten, egal, wie erstaunlich sie waren – und das waren sie! –, konnten nicht die emotionale Vorsicht kompensieren. Sie trauerte dem Verlust ihrer Nähe nach. Wenn diese verdammte Rebellion zu Ende war, konnten sie vielleicht wieder zur wahren Innigkeit zurückfinden.
    Sie war gerade dabei, den Frühstücksraum zu verlassen, als Duncan durch die Tür hereinfegte. Er trug Reitkleidung und hatte ein schelmisches Lächeln auf dem Gesicht. Lionel veränderte demonstrativ seine Position und wandte Duncan seinen Rücken zu. Die Nase barg der Kater unter dem buschigen Schwanz.
    Duncan hob ihr Kinn an und gab ihr einen Kuss. »Komm, meine Lady. Es ist ein wunderschöner Tag, ich habe keine drängenden Pflichten im Schloss zu erledigen, und es ist Zeit, dass du deine Bücher für einen ordentlichen Ausritt im Stich lässt.«
    »Ich bin jeden Tag ausgeritten!«, protestierte sie.
    »Aber du bist bisher nicht aus Glen Rath herausgekommen. Heute werden wir einen Ort besuchen, der dir gefallen wird. Wechsle deine

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