Stuermischer Zauber
anders ausgegangen, und es wären viele der jakobitischen Kämpfer zu Schaden gekommen.
Er fragte sich, wie lange das Glück des Prinzen wohl anhalten würde. »Ich habe dich nicht hierher geführt, um die Aussicht zu genießen«, sagte er. »Auch wenn sie wundervoll ist.« Er nahm ihre Hand und führte sie in den Hain.
»Ich spüre große Macht.« Gwynne konzentrierte sich auf den Hain. »Ich sehe das Leuchten von zwei – nein, drei – starken Kraftlinien.«
Er nickte. Die Vorfahren wussten, wie sie die Muster der Erdmagie nutzen konnten, und bauten ihre heiligen Plätze dorthin, wo sich die Linien kreuzten. »Kannst du noch etwas sehen?«
Sie runzelte die Stirn. »Da ist noch etwas. Es ist mächtig, aber nicht so alt.«
»Meine Lady ist äußerst scharfsinnig.«
Sie betraten eine Lichtung und liefen beinahe in einen flachen, unregelmäßig geformten Findling, der so aufgestellt war, dass er fast so hoch wie ein Mann aufragte. Ein halbes Dutzend ähnliche Steine bewachten die Waldlichtung.
»Ein Druidenkreis!« Ehrfürchtig berührte Gwynne die Oberfläche des Steins, der mit Moosflechten bedeckt war.
»Dieser Ort hat etwas, das ich bisher in keinem anderen Kreis gesehen habe.« Er wies auf die eckige Steinform, die in der Mitte des Kreises emporragte.
»Ein geschnitztes Steinkreuz! Eine hervorragende Arbeit.« Gwynne trat in die Lichtung und legte ihre Handfläche auf das steinerne Kreuz. »Ich spüre die Energie des Mannes, der dieses Kreuz behauen hat. Er war ein Mönch und hat all seinen Glauben in diesen Stein einfließen lassen.« Sie fuhr mit dem Finger die miteinander verflochtenen Linien nach, die die Oberfläche des Kreuzes bedeckten. »Das Kreuz wurde hier viel später, nachdem die Steine schon hier standen, aufgestellt. Jahrhunderte später.«
»Dein Mönch und seine Freunde haben wohl beschlossen, die Energie der Kraftlinien und des Druidenkreises zu nutzen, um die christliche Macht auszubauen.« Wie Gwynne fuhr er die gewundenen Linien des Musters nach, das das Kreuz schmückte. Er spürte den heiteren Gleichmut des Schöpfers. »Die Welt ist so groß. Und wir sind so klein. Der Glaube an etwas Größeres ist ein grundlegendes Bedürfnis der Menschen, denke ich.«
»Wie schade, dass Glaubende allzu schnell andere töten, die nicht an dasselbe glauben«, entgegnete Gwynne ironisch. Sie hob den Kopf, als plötzlich ein abgehacktes Donnern erklang, das von den Bergen zurückhallte. »Gewehrschüsse?«
»Die Soldaten!« Er verfluchte sich selbst, weil er den Tag mit Gwynne so sehr genossen hatte, dass er der Welt um sich herum keine Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Duncan rannte durch den Hain, bis er ins Tal hinabblicken konnte. Augenblicke später tauchte Gwynne neben ihm auf, als eine erneute Salve Schüsse durch die Mittagsluft knallte. Rauch erhob sich über dem unberührten Tal.
Erschrocken starrten sie auf das, was zuvor ein friedliches, grünes Tal gewesen war. Der weit entfernte Krieg war an ihrer Türschwelle angekommen.
23. Kapitel
»Verdammt!«, fluchte Duncan. Eine Kompanie brüllender Highlander sauste von den Hängen auf die Regierungstruppen zu. Eine Hand voll der Hannoveraner wichen nicht von der Stelle, und einige Angreifer fielen im Musketenfeuer. Aber die meisten der ungeübten Regierungssoldaten waren in Panik geraten und flüchteten über die schmale Steinbrücke. Mit den Ellbogen stießen sie ihre Kameraden im verzweifelten Versuch, ihren Angreifern zu entkommen, beiseite.
Die Rebellen wurden nicht langsamer, als einige von ihnen fielen. Sie setzten ihren Ansturm fort, dürsteten nach Blut. Die wenigen Hannoveraner, die versuchten, ihnen standzuhalten, gaben auf und schlossen sich dem panischen Rückzug an.
Selbst hoch oben auf Duncans und Gwynnes Berg war der beißende Geruch von Schießpulver zu riechen. Da er sah, dass die Pferde von dem Lärm und dem Gestank unruhig wurden, ging Duncan zu Zeus und benutzte seine Magie, um den Hengst zu beruhigen.
Gwynne machte dasselbe mit Sheba. »Kann der Kampf beendet werden, bevor es zu einem Massaker kommt?«, fragte sie angespannt. »Die Jakobiten sind wild entschlossen. Sie werden die königlichen Truppen in blutige Stücke hauen.«
Sie hatte recht. Soldaten auf dem Rückzug waren besonders verletzlich, weshalb kampferprobte Truppen auch wussten, dass es sicherer war, sich dem Kampf zu stellen. Duncan spürte die Angst und das Entsetzen der Hannoveraner so deutlich, wie er die Schreie der wutentbrannten,
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