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Stuermischer Zauber

Stuermischer Zauber

Titel: Stuermischer Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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die Hannoveraner bewundere«, gab Simon kühl zurück. »Es ist einfach eine Frage, ob man ihre Fehler nicht besser erträgt als die Schwächen der Stuarts.«
    Duncan lächelte widerstrebend. »Du bist ein grässlicher Zyniker, Simon.«
    »Unsinn. Es ist unmöglich, zynisch zu sein, wenn es um Königshäuser geht. Die übelsten Ausführungen werden als einfache Wahrheit gewertet.«
    »Vielleicht sollten wir es mit einer Republik versuchen wie im antiken Athen.«
    »Es wäre ein unterhaltsames Experiment, obwohl es zum Scheitern verurteilt wäre. Durchschnittliche Männer sind noch schlechter dazu geeignet zu regieren als Könige, die zumindest zur Ausübung dieses Gewerbes ausgebildet und aufgezogen werden.« Simon zerteilte abwesend sein Stück zähes Hammelfleisch in dünne Streifen.
    Erst jetzt bemerkte Duncan, dass etwas nicht in Ordnung war. »Was ist los?«, fragte er.
    Simon schaute stirnrunzelnd auf seinen Teller. »Ich denke, es ist an der Zeit, dass wir uns trennen. Du beobachtest den jakobitischen Rückzug, während ich den Spuren des englischen Heeres folge.«
    Es würde Duncans Situation erleichtern, wenn sie sich trennten, doch der Vorschlag überraschte ihn. »Wir könnten ein größeres Gebiet überblicken. Aber ich dachte, es war die Absicht des Konzils, dass wir einander ausgleichen.«
    »Ich bin nicht sicher, ob das in diesem Moment, da die Rebellion langsam in sich zusammenfällt, notwendig ist.« Simon zögerte. »Ich muss auf die Jagd gehen. Ich spüre, wie jemand – bestimmt ein Wächter – still hinter den Kulissen arbeitet, um noch größere Schwierigkeiten zu machen.«
    »Ich habe nichts davon gemerkt«, sagte Duncan überrascht.
    »Deine Stärken liegen woanders. Wen ich auch spüre, er muss über große Macht verfügen, dass er sich so gut verbergen kann. Es sei denn, ich bilde es mir nur ein … Die Energieströme, die ich aufspüre, sind so schwach, dass ich mich manchmal frage, ob sie real sind.« Ein gefährliches Glühen lag in Simons grauen Augen. »Aber ich liege mit solchen Vermutungen selten falsch.«
    »Unterstützt diese mysteriöse Macht die Jakobiten oder die Hannoveraner?«, fragte Duncan, um sein Unbehagen zu verbergen.
    »Weder – noch, denke ich. Mein Instinkt sagt mir, dass er einfach nur Schwierigkeiten machen will. Ich nenne ihn im Stillen ›Chaos‹.«
    Duncan entspannte sich. Was auch immer Simon spürte, es handelte sich nicht um Duncans eigene behutsame Interventionen zugunsten der jakobitischen Sache. »Gute Jagd. Wer auch immer der Kerl ist, es klingt danach, als müsste man ihn aufhalten.« Ein neuer Gedanke traf ihn, gepaart mit einem heftigen Sehnen nach Gwynne. »Wenn der Prinz sich auf den Weg nach Norden macht, kann ich Weihnachten daheim verbringen.«
    Simons Lächeln war wehmütig. »Sehr wahrscheinlich. Du bist ein glücklicher Mann, Duncan.«
    Das wusste er – und hoffte, dass sein Glück Bestand hatte.
    Nachdem das Bild von Jeans letztem Brief in der Obsidianscheibe verblasst war, lehnte Gwynne sich in die Kissen und rieb sich die schmerzende Stirn. Sie hatte einen Zauber ersonnen, der sie warnte, sobald Jean wieder einen Brief nach Hause schrieb. So erfuhr sie ohne tagelanges Warten, was vor sich ging. Es war nicht leicht, über Jeans Schulter zu blicken, aber so erfuhr Gwynne, wie das Mädchen sich angesichts der Ereignisse fühlte.
    Jean schien beim Gedanken an den Prinzen einen Hauch von Ernüchterung zu spüren. Und das sollte sie auch. Gwynnes Blick in die Kristallkugel verriet ihr, dass Charles jeden Abend schwer trank und am nächsten Morgen mürrisch und griesgrämig aufstand, nachdem das Heer sich längst in Marsch gesetzt hatte. Wie sie es vermutet hatte, als sie ihm das eine Mal in Dunrath begegnet war, mangelte es ihm an der Standhaftigkeit, die ein Anführer in der Not brauchte.
    Es war schon spät, und in der Festung war alles ruhig. Sie legte den Obsidian beiseite und trank die Tasse mit abgekühltem Kräutertee leer. Sobald sie die Kerzen löschte, tauchte Lionel aus seinem Versteck auf und kroch zu ihr unter die Decken. Er hatte ein sicheres Gespür dafür, zur rechten Zeit aufzutauchen und sie mit seinem rauen Schnurren ins Reich der Träume zu wiegen.
    Gegen Morgen wurde ihr Schlaf leichter, und in dem verschwommenen Zustand zwischen Traum und Wachen sah sie Duncan. Sie lächelte im Schlaf, ihre Hände glitten an ihrem Körper hinab, denn in dieser Zeit zwischen Schlaf und Wachen konnte sie beinahe fühlen, wie er ihr Bett

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