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Stuermischer Zauber

Stuermischer Zauber

Titel: Stuermischer Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Obsidianspiegel ihr Jeans schmale, kräftige Hand zeigte, die die Worte aufs Papier bannte. Still bewegte sich die Feder, wurde in Tinte getaucht, schrieb weiter. Es war purer Zufall, als sie ihrer Schwägerin einmal nachspürte und die junge Frau gerade beschäftigt war, einen Brief an sie, Gwynne, zu schreiben. Zu sehen, wie sich die Worte formten, war für sie eine völlig neue Erfahrung.
    Das Bild verblasste. Gwynne vermutete, dass der Brief nun gefaltet und für den Kurier versiegelt wurde. Es würde mindestens eine Woche dauern, bis die Post Dunrath erreichte.
    Als Nächstes hielt sie nach Duncan Ausschau, aber sie konnte nur einen quecksilbrigen Hauch von ihm aufspüren. Sie wusste, dass er und Simon sich in der Nähe von Derby aufhielten und wohlauf waren, und das war besser als nichts. Hin und wieder erhielt sie kurze Mitteilungen von ihrem Ehemann, die nicht viel mehr besagten als »alles in Ordnung, ich vermisse dich, mo cridhe.« Das war beruhigend, aber kaum befriedigend.
    Sie runzelte die Stirn und legte den Obsidian beiseite. Trotz Jeans freudiger Erregung über die Fortschritte ihres Heeres war die Situation für die Jakobiten alles andere als gut. Wenn sie London erreichten, würde jeder Lastenträger, jedes Fischweib und jeder Schornsteinfeger der Stadt sich den Regierungstruppen anschließen, um ihr Zuhause zu verteidigen.
    Der Gedanke an eine offene Feldschlacht um die Stadt ließ Gwynne erschaudern. Die Opferzahlen wären auf beiden Seiten immens. Gebe Gott, dass es nie so weit kam!
    Obgleich es vielleicht nicht Gott war, der diesen Aufstand zu einer recht unblutigen Sache machte. Mithilfe der stillen Arbeit der Wächter hinter den Kulissen gelang es möglicherweise, eine blutige Katastrophe in der Zukunft abzuwenden. Der Gedanke tröstete sie beinahe über die Abwesenheit ihres Ehemanns hinweg.
    Zumindest war es tagsüber so. Die Nächte, in denen sie, vor Verlangen und Einsamkeit brennend, aufwachte, waren eine andere Geschichte.
    »Das ist interessant«, murmelte Simon, während er über seinem Kristall meditierte. »Deine jakobitische Armee kehrt nach Schottland zurück.«
    Duncan blickte von seinem gesottenen Hammelfleisch auf. Er verheimlichte seine Genugtuung ob dieser Nachricht. Allmählich wurde er immer besser darin, seine Gedanken und seine Magie vor Simons scharfer Wahrnehmung zu verbergen. »Dann haben die klügeren Köpfe obsiegt?«
    Sein Freund nickte. »Der Prätendent will weiter auf London marschieren und vertraut darauf, dass die Jakobiten sich ihm in großer Zahl anschließen werden. Aber nahezu jeder seiner Ratgeber ist dagegen. Das Heer wird morgen den geordneten Rückzug antreten. Der Prätendent ist natürlich außer sich vor Wut, weil er ausgebremst wird, und schwört, keine weiteren Ratsversammlungen einzuberufen.«
    Duncan runzelte die Stirn. »Ich hoffe, das meint er nicht ernst. Der Prinz hat nicht die Erfahrung, um sein Heer allein zu befehligen.«
    »Ich würde mich darauf verlassen, dass er Wort hält«, erwiderte Simon ironisch. »Tödlicher Eigensinn ist eine der hervorstechenden Eigenschaften des Hauses Stuart.«
    Duncan ignorierte die Stichelei. Es lag ein Körnchen Wahrheit in den Worten, doch die Besten der Stuarts verfügten über Weitblick, Mut und die Fähigkeit, die Herzen der Männer für sich einzunehmen. Charles Edward würde mit diesen Eigenschaften Schottland retten, sobald er den wahnsinnigen Traum von der Eroberung Englands aufgab.
    Duncan war zutiefst enttäuscht gewesen, als der Schneesturm, den er nahe Carlisle heraufbeschworen hatte, den Prinzen nicht dazu gebracht hatte, sich nach Schottland zurückzuziehen. Stattdessen war das Heer weiter nach Süden und in England einmarschiert. Zum Glück waren sie nicht angegriffen worden, und jetzt kehrten sie endlich heim. Sicher würde Charles es als klug erachten, seine Kräfte in Schottland zu bündeln, wenn im Frühling die Zeit für eine neue Kampagne kam.
    Da er an das Königtum dachte, holte Duncan seinen eigenen Spiegel hervor und schaute nach König George. Was die königlichen Handlungen betraf … Es war nicht schwer, die Energie eines Königs aufzuspüren, denn sie war wie ein Sturm zwischen den Wolken einfacher Männer.
    Nach ein paar Minuten des Suchens schnaubte er unwillig. »Dein nobler Monarch hat seine königliche Jacht mit seinen wertvollsten Schätzen beladen und ist zur Flucht bereit, falls die Rebellen sich London nähern. Wie bewundernswert.«
    »Ich habe nie behauptet, dass ich

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