Stuermischer Zauber
Schwächen so unbarmherzig wie nötig, aber haltet ihn auf!«
Sie biss sich auf die Lippe. »Duncan ist so intelligent und verfügt über große Erfahrung, die meine bei Weitem übersteigt. Habt Ihr Euch je gefragt, ob er recht hat und wir vielleicht falsch liegen? Vielleicht ist der Prinz die beste Wahl?«
»Diese Unterhaltung habe ich bereits mit Duncan geführt, und ich habe mein Bestes getan, um in diesem Punkt Klarheit zu finden.« Simon seufzte. »Es gibt verschiedene Ebenen der Wahrheit, und Duncan hat eine … eine Wahrheit gefunden, die auf kurze Sicht zutrifft und seine Treue anspricht. Er träumt von einem Schottland, das seine Unabhängigkeit zurückerlangt und als eine souveräne Nation erblüht. Aber es gibt Wahrheiten, die darüber hinausgehen, und in diesem Fall sieht Duncan sie nicht. Der Traum, wie die Stuarts in Edinburgh wieder an die Macht gelangen, hat durchaus etwas Romantisches – auch wenn ich mich frage, ob das ein gutes Ende nimmt. Je mehr ich über diese Sache meditiere, desto mehr spüre ich, wie falsch es ist. Wenn die Stuarts den Thron von Schottland besteigen -wie lange wird es dauern, bis die Grenzkriege wieder aufflammen? Ein unabhängiges Schottland ist ein potenzieller Verräter an der Hintertür Englands, und England wird das nicht noch einmal zulassen. Es hat genug Feinde. Und wenn der Thronräuber auch England gewinnt …« Er schüttelte den Kopf, sein Gesicht war ganz leer.
Verschiedene Ebenen der Wahrheit -ja, das machte Sinn. Gwynne dankte Simon im Stillen für seine Fähigkeit, die Situation für sie zu relativieren. Sie war auch dankbar, dass ein Mann mit Simons Macht und Weltgewandtheit mit ihr darin übereinstimmte, welche Gefahren ein Sieg der Jakobiten mit sich brachte.
Die Stunde des Verrats war nun gekommen. Es war merkwürdig genug, dass sie jetzt wusste, wie sie Duncan nahe genug an sich heranlocken konnte, um eine List anzuwenden.
Wie sollte sie mit sich selbst leben, nachdem sie ihr Verbrechen begangen hatte? Aber das war etwas, um das sie sich später sorgen würde.
Simon wollte nicht über Nacht bleiben, doch Gwynne bestand darauf. Sie gab ihm ein Gästezimmer und verwob einen Ignorierzauber mit der Tür, damit keines der Mädchen ihn morgens störte. Dann kehrte sie in ihre eigenen Gemächer zurück.
Da die entscheidende Schlacht wahrscheinlich in wenigen Tagen stattfand, galt es, keine Zeit zu verlieren, wenn sie Duncan wieder an ihre Seite holen wollte. Sie stieg in ihr Bett, schloss die Augen und richtete all ihre Sinne auf ihre Magie. Wenn man sie aufforderte, diese Macht zu beschreiben, würde sie sagen, es sei wie eine Flüssigkeit, die ihren Körper erfüllte und leichter als Luft, zugleich aber von einem dezenten Leuchten erfüllt war. Wenn sie ihre Macht konzentrierte, wuchs das Licht, und in ihrem Körper setzte ein Kribbeln ein, als wäre sie lebendiger als sonst.
Als ihre Magie so stark war, wie sie es vermochte, streckte sie sich nach Duncan aus und versuchte, mit ihrem Geist seinen zu berühren. Er war nicht irgendein Mann, er war ihr Ehemann. Der Mann, den sie liebte, seinen Körper, seinen Geist, seine Seele. Sicher konnte sie ihn finden …
Nichts. Sie versuchte es weiter und achtete nicht darauf, wie die Zeit verging, bis sie vor Erschöpfung aufgeben musste. Sie hatte nicht im Geringsten das Gefühl, mit ihm verbunden zu sein.
Ihre Schläfen pochten schmerzhaft. Sie fragte sich, ob es noch eine andere Möglichkeit außer der Berührung seines Geistes gab. Körper, Geist und Seele. Sie hielt die Luft an. Hatte Simon nicht gesagt, sie solle ihre Bezaubernden-Macht nutzen? Ihre Magie war die Magie des Körpers und nicht des Geistes. Da Duncan und sie durch ihr gegenseitiges Verlangen verbunden waren, konnte sie ihn vielleicht damit erreichen.
Erneut konzentrierte sie ihre Energie, bis sie voller Magie leuchtete. Dann stellte sie sich Duncan vor, aber diesmal konzentrierte sie sich auf intime Details statt auf weltliche Dinge. Wie seine Bartstoppeln unter ihren Fingerspitzen kitzelten, das Lächeln, das in seinen Augen auch dann aufleuchtete, wenn er ansonsten ernst war. Wie er sie mit einem einzigen, leidenschaftlichen Blick erregen konnte …
Ihr Herzschlag beschleunigte sich, und ihre Zunge fuhr über ihre Lippen. Duncan, mein Geliebter, bitte komm nach Hause. Ich sehne mich so verzweifelt nach dir.
Der fordernde Druck seines Mundes, der moschusartige Geruch nach körperlicher Vereinigung, ihre Körper, die sich nach der
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