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Stuermischer Zauber

Stuermischer Zauber

Titel: Stuermischer Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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beruhigt fest, dass sie noch immer den Wahrsagespiegel in Händen hielt. Der dicke Teppich hatte zum Glück ihren Sturz gebremst, und sie stand auf. Sie setzte sich in einen der Ohrensessel. Isabels lebhafte Energie war tief in den Obsidian eingedrungen und hatte sich mit einer mächtigen männlichen Kraft vereinigt.
    Gwynne blickte zu dem Porträt auf. Die männliche Energie musste von Adam Macrae stammen. Es war merkwürdig, wie die Macht und Individualität ihrer Persönlichkeiten noch so viele Jahre weiterlebten, nachdem ihre Körper in der kalten, begrünten Erde Schottlands zur letzten Ruhe gebettet worden waren. Man erzählte sich, dass die beiden innerhalb einer Stunde gestorben waren. Gwynne spürte, wie ihr die Kehle eng wurde, und wusste nicht, ob es der Kummer war, weil Isabel und Adam nicht mehr lebten, oder Bedauern, weil ihre Ehe mit Duncan nicht auf so einer mächtigen Liebe gründete.
    Vielleicht würden sie im Laufe der Zeit diese Liebe entfalten, wenn die Rebellion der Jakobiten sie nicht auseinanderriss.
    Ihr Blick war ein wenig verschleiert. Sie blickte auf den Wahrsagespiegel hinab und stellte überrascht fest, dass der Obsidian, der lange geruht hatte, zum Leben erwacht war.

21. Kapitel
     
     
    Es war später Nachmittag, als Duncan zur Festung zurückkehrte. Er hatte so viele Gehöfte wie möglich im Tal besucht. Die altbekannten Hügel und Gesichter lösten seine innere Anspannung vom Vorabend ein wenig. Er war daheim -dort, wo er hingehörte.
    Duncan war nicht überrascht zu erfahren, dass seine Braut bereits vor Stunden in die Bibliothek verschwunden war. Vermutlich war sie inzwischen hungrig. Er ließ ein Tablett mit Mürbegebäck und Tee richten und nahm es mit nach oben. Sie hatte es geschafft, den Zugang zur privaten Bibliothek zu finden. In Gedanken war sie für ihn schon eine vollständig ausgebildete Magierin. Er musste vorsichtig sein. Auch wenn ihre Fortschritte bemerkenswert waren, war sie noch immer in vielen Dingen eine Anfängerin.
    »Gwynne?« Duncan balancierte das Tablett in einer Hand und öffnete die Tür zur inneren Bibliothek. »Du musst kurz vorm Verhungern sein.«
    Sie saß an dem langen Tisch. Bücher waren vor ihr auf dem Tisch verstreut, und unter ihrer rechten Hand ruhte ein Klemmbrett mit zahlreichen Notizen. Als er eintrat, blickte sie auf und blinzelte, als wäre sie einen kurzen Moment lang nicht sicher, wo sie sich befand. »Du hattest recht, es ist eine schöne Bibliothek. Ich freue mich darauf, sie noch weiter zu verbessern.«
    Er schaute auf die Bücher, die auf dem Tisch lagen. »Wonach suchst du?«
    »Nach Texten über Bezaubernde. Ich habe ein Journal gefunden, das eine Französin verfasst hat, die über diese Gabe verfügte. Doch sie schreibt nicht allzu viel darüber, wie sie diese Gabe angewandt hat.« Gwynne verzog das Gesicht. »Ich denke, sie hat ihre Macht ein bisschen zu sehr genossen.«
    »Ich verstehe wohl, dass das eine Versuchung ist.« Er stellte das Tablett ab und beugte sich vor, um sie zu küssen. Er goss zwei Tassen dampfenden Tee ein und stellte eine der Tassen neben sie. Dann nahm er eine Wolldecke, die auf einem der Ohrensessel lag, und legte sie um Gwynnes Schultern. »Trink«, befahl er, setzte sich ihr gegenüber an den Tisch und bediente sich am Mürbegebäck.
    »Ja, mein Lord«, sagte sie mit verdächtiger Sanftmut.
    Er erkannte den Samtbeutel, der neben ihrem Schreibbrett auf dem Tisch lag. »Wie ich sehe, hast du Isabel de Cortes’ Wahrsagespiegel gefunden.«
    Sie nickte. »Das habe ich. Und … und ich kann darin etwas sehen.«
    »Wirklich!« Er beugte sich vor. »Das ist bemerkenswert. Es ist ja beinahe, als hätte die Scheibe hier auf dich gewartet.«
    »Ich glaube, so ist es«, meinte Gwynne bescheiden. Sie berührte den Samtbeutel. »Ich schätze, es macht niemandem etwas aus, wenn ich sie in Besitz nehme.«
    »Natürlich nicht. Die Tatsache, dass die Scheibe zu dir spricht, bedeutet, dass sie dir gehört.« Er betrachtete sie nachdenklich. »Wahrsagen und die Verwendung der sprechenden Kristallkugeln sind zwei einander recht ähnliche Fähigkeiten. Du könntest eines Tages im Konzil sitzen.«
    Sie blickte ihn überrascht an. »Ich werde nie über so viel Macht verfügen!«
    »Mir scheint, als verfügtest du bereits über die Macht. Jetzt trink deinen Tee und knabber ein bisschen Gebäck, bevor du vor Hunger einen Schwächeanfall erleidest. Dann kannst du mir erzählen, was du gesehen hast.«
    Nachdem sie zwei Bissen vom

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