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Stuermischer Zauber

Stuermischer Zauber

Titel: Stuermischer Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Gebäck mit Tee heruntergespült hatte, zog sie den Obsidian aus dem Samtbeutel. Ihr Blick suchte in den Tiefen des Wahrsagespiegels nach Antworten, als könnte sie noch nicht glauben, dass er tatsächlich ihr gehörte. »Ich habe gesehen, wie die Streitkräfte der Jakobiten in Edinburgh einmarschierten und die Stadt einnahmen, ohne einen Tropfen Blut zu vergießen.«
    Er hielt den Atem an. »Das ist heute passiert? Wenn das so ist, hat Charles ein scharfes Tempo zwischen unserem Tal und Edinburgh vorgelegt.«
    »Nicht heute. Ich denke, die Stadt wird in zwei Tagen eingenommen werden. Aber es war sehr klar und deutlich zu sehen – ein Ereignis, das stattfinden wird und nicht nur eine Möglichkeit unter vielen ist. Prinz Charles wird zur Mittagsstunde in die Stadt einreiten und hochländische Kleidung tragen: eine rote Hose und eine grüne Samtkappe mit der weißen Kokarde der Jakobiten.«
    »Du kannst das wirklich so detailliert sehen?«, fragte er erstaunt.
    »Es liegt am Stein.« Ihre Finger schlossen sich fester um den Obsidian. »In ihm ruht eine gewaltige Macht, und die Bilder sind sehr deutlich. Der Prinz wird seinen Vater als James III. König über Schottland, England, Frankreich und Irland ausrufen.«
    »War ja auch höchste Zeit, dass England seinen Machtanspruch über Frankreich aufgibt«, bemerkte Duncan ironisch. »Was siehst du noch?«
    »Er wird verkünden, dass die Acts of Union annulliert sind.«
    Duncan konnte nicht verhehlen, wie bei dieser Nachricht die Freude in ihm aufflackerte. »Das wird ihm bestimmt weitere Unterstützung bringen. Kannst du den Ausgang dieses Aufstands absehen?«
    »Das war eines der ersten Dinge, nach denen ich geschaut habe. Wie das Konzil bereits sagte, liegt das Ergebnis noch im Dunkeln.« Sie verzog das Gesicht. »Nur Blut und Tod sind uns allen sicher. Schon bald wird die erste Schlacht geschlagen -innerhalb der nächsten Woche, denke ich.«
    »Kannst du sehen, wie sie ausgehen wird?«
    Sie steckte den Obsidian zurück in den Beutel. »Es wird nur eine Frage von Minuten sein, bis die Jakobiten gewinnen.«
    Bei dieser Nachricht spürte er eine Welle des Glücks, die ihn erfasste. Die Sonne brach hinter den nachmittäglichen Wolken hervor, und grelles Licht fiel in die Bibliothek. Die herbstliche Kälte wich der sonnigen Wärme. »Ein leichter Sieg wird weitere Männer und fremde Hilfe auf seine Seite überlaufen lassen.«
    »Es ist kein leichter Sieg für die Hunderte Männer, die in diesem Kampf getötet oder verwundet werden oder die man gefangen nimmt«, schnappte sie. »Die meisten werden Regierungstruppen sein, aber ihre Leben zählen genauso! Eine große Anzahl Schotten wird ebenfalls umkommen.«
    »Das bedaure ich natürlich, doch wenn es zur Schlacht kommt, wird ein schneller Sieg auf beiden Seiten zu geringeren Verlusten führen.«
    Gwynnes Augen verengten sich. »Die Nachricht von den Erfolgen der Jakobiten scheint dir zu gut zu gefallen. Du sollst die Seite der Humanität unterstützen und nicht in diesem Krieg Partei ergreifen, als wäre es nur ein Pferderennen.«
    Er presste die Lippen zusammen. »Ich habe weder ungesetzliche Maßnahmen ergriffen, um mich einzumischen, noch habe ich das geplant. Doch ich werde wohl noch das Recht haben, meine persönlichen Gefühle zu zeigen.«
    »Das hast du nicht!«, rief sie aus. »Du bist ein Magier, und deine Gefühle verändern die Welt. Als du wegen des jakobitischen Siegs frohlocktest, kam die Sonne hervor. Wenn ich dir erzählt hätte, dass der Prinz schlecht abgeschnitten hätte, wäre das Tal von einem Donnerschlag erschüttert worden. Du musst dich kontrollieren, Duncan. Ungezügelte Macht, die diese Rebellion umspielt, ist zu gefährlich. Du kennst die Gesetze der Wächterfamilien. Wir können nicht zulassen, dass wir uns so irrational wie die Irdischen verhalten.«
    Er errötete. Schließlich wusste er, dass Wahrheit in ihren Worten lag. Dennoch wies er ihren Tadel zurück. »Erteile mir keine Lektion darin, wie ich meine Macht kontrollieren soll, Mylady. Ich war in den letzten zwei Jahrzehnten ein Magier, während du bis vor einem Monat so machtlos wie ein Kleinkind warst.«
    »Nun, weil die Macht für mich neu ist, habe ich bisher nicht die Gelegenheit gehabt, deshalb selbstgefällig oder arrogant zu werden.« Ihre Stimme hätte Eis zerschneiden können, doch ihre Wut war seltsamerweise verführerisch. Mit ihrem rotgoldenen Haar, das sie einfach hochgesteckt trug, und den blitzenden Augen wirkte sie so

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