Stürmisches Paradies
ändern.«
»Falls Luke irgendetwas zustoßen würde, könntest du ihn einfach so ersetzen?«
Sam schmunzelte. »Nein, natürlich nicht.«
»Ich wünschte, Blake wäre hier«, sagte Alicia. Nicht nur weil es ihr Leben einfacher machen würde, sondern weil sie wünschte, sie könnte diese Erfahrung mit dem Mann teilen, den sie liebte.
»Du wirst die Werkstatt haben und Charles und musst ein Kinderzimmer vorbereiten. Außerdem wird Aidan dich mit seinen Fragen auf Trab halten.«
»Ich glaube, er ist immer noch geschockt, dass du zugestimmt hast, ihn hierbleiben zu lassen.«
»Es war nicht meine Idee, aber er fragte, und Luke überzeugte mich davon, dass es eine gute Erfahrung für Aidan wäre, ein paar Monate hierzubleiben und eine nützliche Fähigkeit zu erlernen.« Sam seufzte. »Es scheint noch gar nicht so lange her zu sein, da ließ Aidan mich versprechen, er könne immer bei mir bleiben, und jetzt ist er es, der am liebsten loslassen möchte.«
»Das liegt daran, dass er sich deiner Liebe sicher genug ist, um zu wissen, du wirst immer da sein, wenn er zurückkommt.«
»Oh.« Sam nickte, und Tränen schimmerten in ihren Augen. »Daran muss ich mich in den nächsten paar Monaten immer erinnern, wenn ich mir wünsche, er wäre zuhause. Aber«, sagte sie und lächelte, »ich fühle mich besser, wenn ich weiß, dass du nicht allein sein wirst. Wenn er wieder gesund ist, wirst du weniger arbeiten müssen.« Sie sah Alicia fragend an. »Du wirst doch weniger arbeiten?«
Alicia lächelte lieb und Sam seufzte.
»Das habe ich mir schon gedacht.«
Die ersten paar Wochen nach Sams Abreise vergingen wie im Schneckentempo. Da sie wusste, ihre Tante würde ihren Zustand wohl kaum herumposaunen, hatte Alicia sich entschlossen, es Charles nicht zu sagen. Sie hatte auch Aidan davon überzeugt, es ebenfalls nicht zu tun. Wenn Charles wusste, dass sie schwanger war, dann würde er mit ihr streiten, weil sie sich entschieden hatte, zu arbeiten. Aber gerade die Arbeit half Alicia, sich von ihren Gedanken abzulenken.
Ihre Tage waren lang, und sie wollte so viel Zeit in der Werkstatt verbringen wie nur möglich, da sie wusste, die Tage, wo sie dies noch konnte, waren begrenzt. Unter ihrer und Charles Anleitung lernte Aidan schnell und zeigte ein angeborenes Talent für die Arbeit. Er schien die Werkstatt ebenso zu genießen wie die Abende, die er mit Charles ältestem Sohn Jack verbrachte.
Alicias liebste Zeit des Tages war die, wenn Aidan von seinem Besuch bei Jack zurück war und die letzte Stunde vor dem Zubettgehen damit verbrachte, Alicia mit den vielen Abenteuergeschichten von Sam Steele zu erfreuen. Einige brachten sie zum Lachen, viele ließen sie aber auch vor Schreck zusammenzucken. Gütiger Gott, was ihre Schwester alles durchgestanden hatte!
Als Alicias Leben immer mehr zur Routine wurde, begann die Zeit schneller zu vergehen, und es dauerte nicht mehr lange und Alicias Kleider passten nicht mehr richtig, und ihr Bauch begann ebenso zu wachsen, wie es ihre Brüste getan hatten. Sie würde es nicht mehr länger verbergen können.
Alicia strich sich über den Bauch, und ihr wurde ganz warm. In wenigen Monaten würde sie ein Kind im Arm halten. Sie war sich nicht sicher, wie Charles die Neuigkeit aufnehmen würde, aber sie war dennoch aufgeregt.
Sie ging zügig, die Morgenluft zwirbelte ihre dünnen Härchen im Nacken. Anders als an den meisten Morgen, an denen sie hinaus aufs Meer schaute und sich fragte, wo Blake wohl war, konzentrierte sich Alicia an diesem Tag völlig darauf, wie Charles’ Reaktion wohl sein würde. Sie konnte bloß hoffen, dass er sie, nachdem die erste Enttäuschung verflogen war, nicht anders behandeln würde als zuvor. Sie konnte den Gedanken nicht ertragen, seine Zuneigung zu verlieren.
Sie kam im selben Augenblick an der Tür an wie Charles. Er runzelte fragend die Stirn.
»Du bist aber ziemlich früh dran, es dämmert doch gerade erst«, betonte er, als er ihr die Tür aufhielt.
»Ich möchte gern früh loslegen.« Alicia trat in die Werkstatt und ging sofort zu den Fenstern und stieß sie auf. Ein leichtes Lüftchen wehte in den Raum und wirbelte ein wenig Staub vom Fußboden auf, und das blasse Licht der Morgenröte war gerade hell genug, um die Laternen unnötig zu machen.
»Wo ist Aidan heute früh?«
Alicia drehte sich vom Fenster weg und lächelte. »Unterwegs zu deinem Jungen. Er sagte, er müsste Jack etwas erzählen. Wenn man bedenkt, wie schnell er
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