Stürmisches Paradies
gefrühstückt hat, würde ich sagen, es war wohl ziemlich wichtig.«
Charles schüttelte den Kopf. »Diese zwei ziehen sich offensichtlich so an, wie Pferdemist die Fliegen anzieht.«
Alicia lachte.
»Also gut«, sagte er und lehnte sich gegen die Werkbank, die Arme vor der Brust verschränkt. »Was ist los?«
»Weshalb denkst du, es wäre irgendetwas los?«, fragte sie zurück.
»Da du nicht als Erstes das Feuer angefacht oder dir einen Hammer geschnappt hast, würde ich sagen, du hast Neuigkeiten. Außerdem«, fuhr er fort und betrachtete sie eindringlich, »leuchtest du heute Morgen wie eine Goldmünze.«
»Du hast recht, ich muss dir etwas sagen.«
Als sie keine Anstalten machte, das auch zu tun, fragte er: »Und du wirst mir diese Neuigkeit auch mitteilen?«
Um sich Mut zu machen, holte sie tief Luft und sagte: »Ich erwarte ein Baby.«
Charles fiel der Unterkiefer herunter. Er starrte sie an, völlig verblüfft, und bevor er wusste, wie ihm geschah, erzählte Alicia ihm auch den Rest. Wie sie Blake getroffen hatte, wie sie gehofft hatten, zu heiraten, wie am Ende ihre Träume sie doch getrennt hatten. Und dass sie in vier Monaten Mutter werden würde.
»Alicia«, sagte Charles und fuhr sich mit den Händen übers Gesicht, dann blickte er sie über seine geschwärzten Fingerspitzen hinweg an. »Lieber Gott, weißt du überhaupt, wie schwer das alles für dich werden wird?«
Sie reckte energisch ihr Kinn in die Höhe. »Das weiß ich, aber die Alternative ist unvorstellbar. Meine Tante will mich verstecken und dann das Baby weggeben, als ob es nichts weiter wäre, als ein gebrauchtes Kleidungsstück. Ich liebe dieses Kind«, sagte sie und legte schützend die Hand über ihre leichte Wölbung. »Und es ist alles, was mir von Blake geblieben ist.«
»Daniel«, sagte Charles und schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht glauben, dass du ihn gefunden hast. Und dann auch noch sein Kind zu bekommen …«
»Ich bin kein Idiot, Charles. Ich weiß, der Weg, der vor mir liegt, wird hart werden.«
»Es wird mehr als hart werden, Alicia.« Er stieß sich von der Werkbank ab. »Die Geschäfte gingen schlechter, als dein Vater starb, zwar nicht bedeutsam, aber genug, um es zu bemerken. Nun, du weißt, ich halte dich für eine gute Schmiedin, aber einige Leute finden nicht, dass eine Frau diese Werkstatt führen sollte. Es war in Ordnung, als es bloß ein Vater war, der seiner Tochter nachgab, aber eine Frau, die Männerarbeit leistet, wird missbilligt, Alicia. Und jetzt.« Er schnaubte kurz und wedelte mit der Hand. »Sie werden diese Werkstatt niemals unterstützen, wenn eine schwangere, unverheiratete Frau hier das Ruder in der Hand hat.«
»Dann tun wir so, als ob es deine Werkstatt ist. Wir erzählen allen, ich hätte sie dir verkauft.«
»Und du wirst hier wegbleiben? Denn selbst wenn ich sie besitze , werden sie mir keine Aufträge bringen, weil du hier bist. Und was wirst du tun, wenn das Baby da ist? Wer soll sich um einen -«
»Sage es bloß nicht! Wage ja nicht zu sagen, dass dieses Kind ein Bastard sein wird!«
Wieder strich Charles sich mit den Händen übers Gesicht. »Die Wahrheit zu ignorieren, ändert nichts daran.«
Alicia schnappte nach Luft. Charles verzog das Gesicht.
»Es tut mir leid«, sagte er. Er ging zu ihr, und seine Augen füllten sich mit Bedauern. »Du hast mich aus heiterem Himmel damit überfallen, Alicia. Von allen Geständnissen, die du heute Morgen hättest machen können, war dies hier das letzte, was ich aus deinem Munde erwartet hätte.«
»Ich will dieses Baby, Charles. Ich werde einen Weg finden, das zu überleben, was kommen wird. Falls mein Leben zu schwierig wird, kann ich dir die Werkstatt wirklich verkaufen und nach St. Kitts ziehen. Das möchte ich zwar nicht, aber ich habe immer noch die Möglichkeit dazu.«
Er nahm ihre Hände. »Du möchtest nicht in St. Kitts leben. Falls du es wolltest, dann hättest du zusammengepackt und wärst mit deiner Schwester gegangen.«
Tränen brannten ihr in den Augen. »Dies ist mein Zuhause. Meine Mutter ist hier begraben und ebenso die Davidsons. Ich liebe diese Werkstatt.« Sie schniefte und drückte seine Hände. »Und selbst wenn ich sie nicht besitzen kann, so möchte ich doch vorbeigehen und sie sehen können und von den Erinnerungen umgeben sein, die ich im Herzen trage. Ich muss wissen, ob du mich unterstützen wirst, Charles. Nicht mit Geld, das kann ich selbst. Ich meine, ob du auf meiner Seite stehst. Ich muss
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