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Stürmisches Paradies

Stürmisches Paradies

Titel: Stürmisches Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Beattie
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Blake sich der Schmiede näherte, schienen die Schäden um einiges geringer zu werden. Weniger Wände waren schwarz angesengt, weniger Fenster zugenagelt.
    Als er dann um die Ecke bog und die Werkstatt sah, erblickte er das Schild, das, schon so lange er sich erinnern konnte, über der Tür gehangen hatte. Er stolperte über einen Stein, dann hielt er inne. Es war dort. Es war immer noch dort.
    Der Druck um sein Herz herum ließ nach, und Blake lehnte sich kurz am nächstgelegenen Geschäft an, um wieder zu Atem zu kommen. Die Werkstatt war in Ordnung, was ihm Grund gab zu glauben, dass es auch Alicia gut ging. Er könnte jetzt gehen, dachte er.
    Nur dass es nicht so einfach war. Jetzt, wo er hier war, wollte er sie unbedingt sehen. Er wusste nicht, was er sagen würde. Er wusste bloß, dass er sie sehen musste.
    Er öffnete die Tür zur Werkstatt und wurde von einem Schwall Erinnerungen schier überrollt. Er sah seinen Vater in der Glut stochern, sah ihn sich umdrehen, als er seine Söhne hineinkommen hörte. Sein Vater hätte alles stehen und liegen gelassen und den Söhnen seine ungeteilte Aufmerksamkeit geschenkt. Seine Hände waren sanft gewesen und seine Stimme ebenfalls, wenn er sie erinnerte, rechtzeitig zum Abendessen zuhause zu sein, damit ihre Mutter sich keine Sorgen machte. Blake schloss die Augen. Warum war ihm, bevor er weggelaufen war, um zur See zu fahren, nie bewusst gewesen, dass alles, was sein Vater jemals für ihn und Eric getan hatte, nur aus Liebe geschehen war?
    »Daniel?«
    Blake blinzelte seine Erinnerungen, die Schuldgefühle und seine heftige Reue fort. Er konzentrierte sich auf den Mann vor sich.
    »Charles. Es tut gut, dich zu sehen.« Blake trat einen Schritt vor und schüttelte dem Mann die Hand.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass du hier jemals wieder einen Fuß hineinsetzen würdest«, sagte er und beäugte Blake vorsichtig.
    »Ich ebenfalls nicht«, gab Blake zu. Er sah sich in dem Raum um, sah, dass er genauso aussah, wie er sich an ihn erinnerte, und zum ersten Mal seit Monaten atmete er zufrieden aus. Nach Hause zu kommen war gar nicht so schlecht.
    »Ich hörte von dem Piratenangriff. Scheint aber nicht, als ob die Werkstatt betroffen gewesen wäre.«
    »Wir hatten Glück. Die Stadt hat sich gewehrt und ein paar der Mistkerle geschnappt, bevor sie uns zu nahe kamen, aber ich glaube, sie waren neu in dem Job. Ein Haufen Grünschnäbel, die dachten, sie könnten schnell reich werden.«
    »Hat offensichtlich nicht funktioniert.«
    »Nein, die Marine hat sie ziemlich schnell eingesperrt. Sie kühlen sich im Gefängnis die Gemüter ab, während sie darauf warten, gehängt zu werden.«
    »Alicia wurde doch nicht verletzt?«
    Charles Blick wurde undurchdringlich. »Bist du deshalb hergekommen? Bist du ihretwegen gekommen?«
    Blake zuckte zusammen. »Ich habe von dem Angriff gehört und wollte mich vergewissern, dass es ihr gut geht.«
    »Das tut es. Heißt das, dass du schnurstracks wieder aufbrichst?«
    Blake rieb sich die Augen. »Ich weiß nicht.«
    »Ich verstehe«, antwortete Charles. Er kniff den Mund zusammen. »Nun, lass dir von mir versichern, es geht ihr gut. Es wäre am besten, wenn du nun einfach gehen würdest.«
    »Ich würde sie lieber selbst sehen.«
    Charles packte ein Schwert und hieb es prüfend hin und her. Da Blake unbewaffnet war, beäugte er sein Tun vorsichtig.
    »Du hast ihr weh getan, Daniel.« Charles hielt inne und verzog das Gesicht. »Zur Hölle, ich weiß nicht mal mehr, wie ich dich nennen soll. Sie nennt dich Blake, aber ich kenne dich nur als Daniel.«
    »Ich heiße jetzt Blake, und sie war nicht die Einzige, die bei dem verletzt wurde, was zwischen uns passiert ist.«
    Charles schnaubte höhnisch. »Vielleicht nicht, aber sie ist diejenige, die dafür zahlen wird, nicht wahr?«
    Nach seinen unbedachten Worten riss Charles die Augen auf und verstummte abrupt. Mit einem stummen Fluch drehte er sich um und nahm seine Arbeit wieder auf.
    Blake rutschte das Herz in die Hose. »Was verheimlichst du mir?«
    Charles hantierte geschäftig im Raum herum, doch Blake wusste, er versuchte bloß, beschäftigt zu erscheinen. Blake überlegte, was der Mann mit seinen Worten angedeutet hatte. Sofern Alicia nicht jedem gesagt hatte, dass sie miteinander geschlafen hatten, was er einfach nicht glaubte, dann gab es keinen Grund, weshalb Alicia für das bezahlen sollte, was sie gemeinsam getan hatten. Es sei denn …
    »Wo ist sie?«, fragte Blake. Stille folgte, und

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