Stürmisches Wiedersehen auf Maynard Manor (German Edition)

wahrscheinlich auch nicht mehr genau derselbe Mensch wie früher.“
    „Aber um genau das zu sein, bin ich doch zurückgekommen“, sagte sie langsam.
    Ian wollte antworten, deutete dann aber mit dem Kopf hinter Chloé und sagte: „Offenbar ist das hier wirklich gerade das Lokal.“
    In Chloés Bauch begannen Schmetterlinge wie wild zu flattern. Oh nein, dachte sie. Nicht schon wieder!
    „Was für eine nette Überraschung“, sagte Darius gelassen, als er und Lindsay zu ihnen kamen. Lindsay trug heute Schwarz, was ihr blondes Haar und ihren hellen Teint vorteilhaft betonten. Darius war sehr leger gekleidet – und doch sahen neben ihm alle anderen Männer im Lokal unscheinbar aus.
    „Wie wäre es, wenn wir uns zusammentun?“
    Chloé fielen jede Menge Gründe ein, die dagegensprachen, und Darius’ Begleitung ging es sicher ähnlich. Doch als sie ablehnen wollte, erwiderte Ian ein wenig steif: „Sehr gern, vielen Dank.“
    Tante Libbys kluge Worte über das Leben in kleinen Orten gingen Chloé durch den Kopf, als sie aufstand und mit den anderen zu einem größeren Tisch ging – wo ihr der Platz direkt gegenüber von Darius zugewiesen wurde.
    Den Blick starr auf die Speisekarte gerichtet, versuchte sie, nicht zuzuhören, als Darius mühelos in die Rolle des charmanten Gastgebers glitt und den von Ian ausgesuchten Wein lobte.
    Chloé überlegte, ob sie Kopfschmerzen vorschützen sollte, doch es widerstrebte ihr, wegzulaufen. Sie zog die Füße unter ihren Stuhl, um jede unbeabsichtigte Berührung zu vermeiden. Gleichgültigkeit ist das Mittel der Wahl, dachte sie dann, gewürzt mit einer Prise Gereiztheit, weil er in mein Tête-à-tête mit Ian hineingeplatzt ist.
    Sie unterdrückte ein Seufzen, bestellte Räucherlachs und ein Steak, etwas Unkompliziertes, Konventionelles.
    „Sind Sie zum ersten Mal hier?“, fragte Ian.
    Darius schüttelte den Kopf. „Ich war bei der Eröffnung, weil ich mit dem Besitzer Jack Prendergast befreundet bin.“ Er blickte Chloé an, die sich jetzt nicht mehr hinter der Speisekarte verstecken konnte. „Vielleicht erinnerst du dich noch an ihn? Er war beim letzten Geburtstagsball: leicht untersetzt, rotes Haar und immer ein freundliches Lächeln auf den Lippen.“
    „Ehrlich gesagt, erinnere ich mich kaum noch an jenen Abend“, erwiderte sie und sah Darius grüne Augen amüsiert funkeln.
    „Wie schade“, bemerkte er. „ Jack hat dich bestimmt nicht vergessen. Tja, dann muss ich mir beim nächsten Ball wohl Mühe geben und ihn erinnerungswürdig gestalten.“
    Mit großen Augen sah Chloé ihn an. „Du willst wieder Bälle geben?“
    „Ja. Es wäre doch eine schöne Sache für die lieben Nachbarn.“ Er lächelte leicht. „Und vielleicht lassen sich so ja auch ein paar Schatten der Vergangenheit aus der Welt schaffen. Meinem Vater würde das sehr gefallen.“
    Wie soll das gehen? dachte Chloé. Alle Gäste würden doch wissen, dass Darius nach dem letzten Ball mit der Frau seines Bruders durchgebrannt war!
    „Warum heißt der Ball Geburtstagsball?“, wollte Ian wissen.
    „Der Name wurde zu Ehren meiner Ururgroßmutter Lavinia ausgewählt“, erklärte Darius. „Sie war für ihre Schönheit berühmt. Zu ihren zahlreichen Verehrern gehörten der Prince of Wales – und ihr Ehemann, dem sie ihr Leben lang treu war. Er lud anlässlich ihres Geburtstags Ende Juli jedes Jahr zum Tanz auf Maynard Manor ein, und die Gäste kamen aus dem ganzen Land angereist“, fuhr er fort. „Die Tradition wurde dann von den nachfolgenden Generationen fortgesetzt. Allerdings kamen die Gäste dann nicht mehr von so weit her. Zu Lebzeiten meiner Mutter wurden dann in erster Linie die Dorfbewohner eingeladen. Aber es war immer ein toller Abend.“
    Wie konnte er das nur sagen, obwohl er nach einem Ball das Leben mehrerer Menschen zerstört hatte? Chloé zwang sich, ruhig zu bleiben. „Wird das nicht etwas anstrengend für Sir Gregory?“
    „Im Gegenteil, er ist begeistert von der Idee“, erwiderte Lindsay. „Er langweilt sich häufig, sodass die Vorbereitungen für den Ball eine willkommene Abwechslung sein werden.“
    Du musst es ja wissen, dachte Chloé. Oder denkst du eher daran, dass du als neue Lady Maynard in Darius’ Armen tanzen wirst?
    „Hoffen wir es“, sagte sie nur und trank einen Schluck Wein.
    Als die Vorspeisen kamen, wurde es etwas einfacher, da sie nun über die verschiedenen Gerichte reden konnten. Chloé aß mit großem Genuss, und auch Darius schmeckte seine Pastete