Stürmisches Wiedersehen auf Maynard Manor (German Edition)
das Ians Kochkünste hervorbrachten?
Im Esszimmer sah es ähnlich aus: ein Eichentisch, sechs Stühle und eine dazu passende Anrichte. Alles weder neu noch antik, aber sauber und auf Hochglanz poliert. Und auf dem Tisch standen zwei getöpferte Kerzenhalter und eine Vase mit Blumen.
Verwirrt trat Chloé vom Fenster zurück. Warum, um alles in der Welt, hatte Ian das Cottage für einen Besuch von ihr zu „chaotisch“ gefunden? Als Erklärung fiel ihr nur ein, dass er eine Reinigungsfirma beauftragt hatte, um Chloé zu überraschen. Das ist ihm gelungen, dachte sie verblüfft und beschloss, bei ihrem ersten offiziellen Besuch ihre Freude gebührend zu äußern.
Denn das Cottage sah genau so aus, wie sie es sich immer erträumt hatte. Und das alles, ohne dass sie das Geringste dazu beigetragen hatte. Chloé war enttäuscht und verletzt. Hätte Ian ihr doch nur davon erzählt!
Unwillkürlich fragte sie sich, wie es wohl im oberen Stockwerk aussah. Doch sie konnte nicht hinein, die Tür war verschlossen. Ihr künftiges Zuhause lockte sie, es zu erkunden – doch sie war ausgeschlossen. Dieser unwillkommene Gedanke begleitete sie bis nach Hause – wo eine weitere unwillkommene Überraschung sie erwartete.
„Wir sind zum Abendessen auf Maynard Manor eingeladen“, erzählte Tante Libby. „Als Lady Maynard noch lebte, fanden solche Dinner regelmäßig statt. Doch Andrews Frau schien nicht geneigt zu sein, für uns die Gastgeberin zu spielen.“
Chloé betrachtete Darius’ unverwechselbare, markante Handschrift auf der Einladung. Und jetzt gibt es dort auch eine neue Hausherrin, dachte sie. „Ich denke schon über eine Ausrede nach, um nicht hingehen zu müssen …“
„Unsinn, Liebes“, sagte ihre Tante. „Diese Einladung ist fast so, als würden wir vom König an den Hof geladen. Laut Mrs Vernon, die uns die Einladung gebracht hat, geht es Sir Gregory inzwischen so gut, dass er Besuch empfangen kann. Am Essen wird er allerdings nicht teilnehmen.“
„Ich kann nicht hingehen“, beharrte Chloé stur. „Nächsten Mittwoch bin ich mit Ian verabredet.“
„Dann werdet ihr eure Pläne eben ändern müssen“, sagte Libby energisch. „Ian ist nämlich ebenfalls eingeladen, und da er als Arzt die Tiere der Maynards betreut, wird er sicher nicht ablehnen. Und wir können uns das ebenfalls nicht erlauben. So ist das eben, wenn man in einem kleinen Ort lebt.“
Als sie Chloés rebellischen Gesichtsausdruck bemerkte, fragte sie kopfschüttelnd: „Was ist daran denn so schlimm? Es geht doch nur um ein paar Stunden, und Mrs Denver ist eine großartige Köchin.“
Da Chloé ihr nicht die Wahrheit sagen konnte, erwiderte sie: „Ich habe einfach kein sonderliches Interesse an Darius Maynards Rehabilitierung. Und darum geht es doch, oder?“
„Da er nun der rechtmäßige Erbe ist, war das doch zu erwarten. Und wenn sein Vater mit der Situation umgehen kann, sollten wir auch dazu in der Lage sein.“ Nach kurzem Schweigen fügte Tante Libby hinzu: „Außerdem war Darius damals, als das alles passiert ist, noch sehr jung. Und viele Menschen begehen in ihrer Jugend so einige Dummheiten.“
Er war fünfundzwanzig, dachte Chloé. Genau so alt, wie ich jetzt bin . Laut sagte sie: „Wahrscheinlich hast du recht.“ Aber ich habe nicht vor, jemals wieder etwas zu bereuen.
Am Abend fuhr Ian mit ihr nach East Ledwick in ein kleines Bistro, das vor Kurzem eröffnet hatte und sehr gute Kritiken bekommen hatte.
Nachdem Ian eine Flasche Rioja bestellt hatte, fragte Chloé: „Wie geht es deiner Ansicht nach mit unserem erneuten Kennenlernen voran?“
Ian errötete leicht. „Was meinst du?“
Das war nicht die Reaktion, die Chloé sich erhofft hatte, doch sie ließ sich nicht entmutigen. „Ich finde, es ist langsam an der Zeit, dass wir über die Zukunft sprechen und darüber, wie wir uns unser weiteres Leben vorstellen.“
Unruhig schob Ian sein Besteck hin und her. „Ja, früher oder später sollten wir das wohl tun.“
„Vielleicht hilft es, wenn ich dir sage, dass es ein Fehler war, die Stelle bei den Armstrongs anzunehmen. Ich war viel zu lange weg.“
„Du hattest doch gute Gründe dafür, Chloé. Man kann es dir nicht zum Vorwurf machen, dass du schnell viel Geld verdienen wolltest.“
„Aber jetzt bin ich in eine Welt zurückgekehrt, die mir fremd ist und die ich nicht mehr verstehe.“
„Die Dinge stehen eben nicht still, Menschen und Umstände ändern sich.“ Ian lächelte befangen. „Du bist
Weitere Kostenlose Bücher