Stürmisches Wiedersehen auf Maynard Manor (German Edition)
aussetzte.
„Und noch etwas: Die andere kommt zurück. Die Witwe von Mr Andrew.“ Mrs Thursgood nickte befriedigt, als sie Chloés Bestürzung bemerkte. „Wie ich gehört habe, kommt sie übermorgen zum Ball. Dass wir die noch einmal zu Gesicht bekommen!“ Sie schnaubte verächtlich. „Tja, ist wohl alles vergeben und vergessen. Und vielleicht gibt es ja bald wieder eine Hochzeit, wenn Mr Darius sich anständig verhält.“
„Ja“, brachte Chloé mühsam heraus und erkannte ihre eigene Stimme kaum. Wie benommen bezahlte sie und ging hinaus in den gleißenden Sonnenschein, wo sie die Leine der erfreuten Flare losband.
Offenbar hatte man der in Ungnade gefallenen Penny vergeben, und sie kehrte nach Willowford zu ihrem Geliebten zurück – dem Mann, für den sie damals alles aufgegeben hatte. Das konnte doch nicht wahr sein! Doch wenn es stimmte, dann war es kein Wunder, dass Lindsay Watson sich entschlossen hatte, das Anwesen der Maynards zu verlassen.
Aber ich werde hierbleiben müssen, dachte Chloé, während sie sich auf den Weg zu den Wiesen außerhalb des Dorfes machte, die die Hündin so liebte. Ich werde es mit ansehen und mit dem Wissen leben müssen, dass Penny und Darius zusammen glücklich sind – und es vielleicht die ganze Zeit schon waren. Und ich werde so tun müssen, als kümmerte mich das alles nicht, denn ich habe ja mein eigenes Leben.
Wie soll ich das nur ertragen? dachte sie verzweifelt.
Als Chloé begriff, was in ihr vorging, blieb sie abrupt stehen, mitten auf der Straße. Die Erkenntnis traf sie mit voller Wucht: Der Mann, in den sie sich sieben Jahre zuvor verliebt hatte und nachdem sie sich seitdem sehnte – trotz allem, was er getan hatte – war Darius Maynard. Und er würde es auch immer bleiben.
All ihre Versuche, ihn aus ihrem Herzen und ihren Gedanken zu verbannen, waren vergeblich gewesen. Im Gegenteil: Es war die Erinnerung an ihn gewesen, die Chloé immer wieder nach Willowford gezogen hatte – weil sie insgeheim überzeugt gewesen war, ihm hier eines Tages wieder zu begegnen.
Ich muss völlig verrückt geworden sein, dachte sie erschüttert. Das kann ich nicht zulassen. Ich bin doch wiedergekommen, um mir mit Ian ein gemeinsames Leben aufzubauen. Er gibt mir Geborgenheit, auf ihn kann ich mich verlassen, denn er würde mir niemals wehtun.
Angespannt atmete Chloé ein. Ihr wurde klar, dass sie sich all diese Dinge immer wieder eingeredet und sich hinter ihnen versteckt hatte, als seien es Gewissheiten. Weil sie sich ihre Gefühle einfach nicht hatte eingestehen wollen.
Doch als sie das Gespräch mit Sir Gregory noch einmal Revue passieren ließ, begann sie sich zu fragen, ob andere diese Gefühle vielleicht lange vor ihr erkannt hatten. Wusste der alte Mann von dem kurzen Intermezzo mit Darius vor sieben Jahren? Hatte er ihr sagen wollen, sie mache sich vergeblich Hoffnungen, wenn sie wegen seines Sohnes in Willowford bliebe?
Auch Tante Libby, die aus ihrer Missbilligung für Darius keinen Hehl gemacht hatte, schien sich ihren Teil gedacht zu haben. Vermutlich wollte sie ihrer Nichte ein gebrochenes Herz ersparen.
Plötzlich kam Chloé ein schmerzlicher Gedanke: Vielleicht hatte Darius sich mit ihr nur die Zeit vertrieben, während er darauf wartete, wieder mit Penny vereint zu sein.
Flare, die zu bellen und an der Leine zu ziehen begann, riss Chloé aus ihren Gedanken. Du meine Güte, dachte sie erschüttert, denn sie stand noch immer mitten auf der Straße. Wäre ein Auto mit hoher Geschwindigkeit um die Kurve gekommen, hätte es ihr und Flare nicht mehr ausweichen können. Schnell ging sie zur Seite.
Chloé musste an ihre Idee denken, mit Ian wegzugehen. Nun schien es noch unwahrscheinlicher, dass er zustimmen würde. Und jetzt, da sie sich ihre wahren Gefühle eingestanden hatte, sollte sie Ian vielleicht nicht mehr in ihre Pläne einbeziehen.
Ich habe ihm ohnehin zu lange etwas vorgemacht, dachte sie, wenn auch nicht absichtlich. Und natürlich hätte ich alles getan, um ihn glücklich zu machen. Aber wenn ich ihn wirklich lieben würde, hätte ich ihn niemals so lange warten lassen. Warum nur hatte sie so lange gebraucht, um das zu begreifen?
Chloé gab sich einen Ruck und beschloss, das alles nun in Ordnung zu bringen und reinen Tisch zu machen – seinetwegen, aber auch für sich selbst. Dann würde sie ihre Arbeitsvermittlung in London anrufen, eine Stelle auf dem europäischen Festland oder in den USA annehmen und hoffen, dass Zeit und
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