Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stützpunkt Roter Stern

Stützpunkt Roter Stern

Titel: Stützpunkt Roter Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
zu Ende geht. Spätestens dann ist er in einem zwangsläufig folgenden Krieg zwischen Ryry und Myry auf die Hilfe eines starken Glücksbringers angewiesen!« Ein gurgelnder Laut der Heiterkeit kam aus Tryskwyns Kehle. »Jeder weiß doch, wie schlecht unser Stamm gegenwärtig mit Glücksbringern gesegnet ist!«
    »Baue nicht zu sehr auf dein Privileg!«, warnte ihn Pyrypy. »Es ist genauso gut möglich, dass unser Stammesältester fürchtet, dass nun andere Glücksbringer deinem Beispiel folgen werden und er deshalb ein Exempel statuieren muss. Dann wärst du für den Rest deiner Tage ein Ausgestoßener. Niemand dürfte dir Hilfe angedeihen lassen und kein Stamm, der Ehre hat, dürfte dich aufnehmen. Ich hoffe, du bist dir darüber im Klaren, was das bedeutet.«
    »Bist du dir darüber im Klaren, was es bedeutet, wenn ich hier bleibe und nichts tue?«
    »Du würdest deine Neigung der Pflicht opfern. Das haben Generationen von Ryry vor dir getan. Das ist nichts besonderes, sondern war der Normalfall, bevor Myrwynyw kam und alles anders machen wollte. Was er damit angerichtet hat ist ihm vielleicht inzwischen sogar selbst klar geworden – nur ist es jetzt schon fast zu spät, um daran noch etwas ändern zu können.«
    »Es ist seltsam …«
    »Was?«
    »Dass du Partei für ihn ergreifst«
    »Anscheinend ist er tatsächlich zur Vernunft gekommen und hat seinen früheren Ideen nun abgeschworen. Das ist gut so. Aber was dich angeht, so kann ich dich nur warnen. Dass ich dich nicht vor den Gefahren zu bewahren vermag, die deine eigenen Entscheidungen heraufbeschwören, ist mir klar.«
    Jetzt war es Tryskwyn, der eine ganze Weile schwieg und es war Pyrypy, die dieses Schweigen in aller Geduld abwartete.
    »Ich werde es trotzdem tun«, sagte er schließlich.
    »Das habe ich befürchtet«, sagte seine Mutter. »Befürchtet und erwartet. Ich habe hier noch eine gute Schutzdecke. Du solltest sie eigentlich zum Gedenktag deiner Geburt bekommen und ich bin auch noch nicht ganz mit den Verzierungen fertig. Aber ich habe so dicht gewebt, dass sie dich sicher vor dem gefährlichen unsichtbaren Licht schützen wird, das die Sonne in immer größerer Intensität abstrahlt und mit der sie selbst die dicke Haut der Embaan verbrennt.«
    »Ich danke dir!«, antwortete Tryskwyn – sichtlich bewegt.
    »Und außerdem kannst du meinen besten Last-Skorpion haben. Der Stammesälteste wird mich zwar zur Rede stellen, wenn er davon erfährt, aber das soll mir gleichgültig sein. Wenn ich auch davon ausgehe, dass du das Falsche tust, so will ich doch nicht, dass du dabei nicht genügend Wasser zum Trinken dabei hättest! Du kannst meinem Last-Skorpion die anderthalbfache Wassermenge aufladen wie einem gewöhnlichen Angehörigen seiner Art!«
     
     
    Noch in der Nacht brach Tryskwyn auf. Er warf sich die Sonnenschutzdecke über, die ihn in der Nacht auch vor der Kälte bewahren würde.
    Jeder Embaan beherrschte es, so eine Decke mit den greiffähigen Enden der Rüsselarme zu packen und sich auf den Rücken zu werfen. Die Decken waren sehr fein gewebt – auf eine Art und Weise, die den Stoff an der groben, großporigen Haut der Embaan haften ließ.
    Tryskwyn hatte sich seinen Umhang übergeworfen und anschließend den Last-Skorpion mit Wasserbehältern aus den Häuten von Sandwühlschlangen beladen.
    Das Exemplar, das seine Mutter ihm überließ, maß zweieinhalb Beinlängen eines ausgewachsenen Embaan. Scherzhaft hatte sie gemeint, dass man sich schon fast selbst auf ihn setzen konnte.
    Aber das war natürlich nicht einmal im Ansatz möglich.
    Ein ausgewachsener Bulle wie Tryskwyn hätte nicht mal einen seiner stempelartigen Füße auf dem Panzer des Skorpions ablegen dürfen. Der Panzer wäre sofort eingedrückt worden und manchmal bestraften Embaan ungehorsame Last-Skorpione so.
    Eine Sitte, die bei den Stämmen des langen Kleinsees Gang und Gäbe war und auch noch von manchen Stämmen des Großsees ausgeübt wurde.
    Am Nieder- und Oberkanal hielt man das für barbarisch und verzichtete darauf. Insbesondere die Ryry hatten hier strenge Ansichten.
    Behandele deinen Last-Skorpion, wie du selbst behandelt werden möchtest. Denn trägt er nicht das, was du tragen müsstest? , so lautete ein Satz aus der Gesetzesdecke, die Ryry von der Macht hinter der Welt erhalten hatte. Manche Stämme des Nordens nannten die Ryry daher auch spöttisch Tierfreunde , was als durchaus ernsthafte Beleidigung gemeint war.
    Die Ryry hatten daraus jedoch einen

Weitere Kostenlose Bücher