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Stützpunkt Roter Stern

Stützpunkt Roter Stern

Titel: Stützpunkt Roter Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Ehrentitel gemacht. Schließlich verstand sich kein anderer Stamm auf das Züchten von Last-Skorpionen so gut wie sie. Sie beherrschten dadurch das Transportwesen zu Lande auch in den Gebieten vieler Nachbarstämme.
    Mochte an den Küsten der Seen noch das Schiff als Transportmittel dominieren, so galt das im Landesinneren schon nicht mehr. Die Kanäle boten zwar eigentlich ein hervorragendes Verkehrsnetz, aber das Problem war, dass immer häufiger Teile dieses Kanalnetzes wegen der großen Trockenheit versandeten und so für den Schiffsverkehr nicht oder nur noch mit Einschränkungen passierbar waren.
    Auch dies hatte zu einer verbreiteteren Nutzung des Last-Skorpions geführt und zu der größeren Einträglichkeit seiner Zucht beigetragen.
    Die Preise, die heute für einigermaßen lastentaugliche Tiere erzielt werden konnten, hatten sich innerhalb der letzten zehn Jahre verfünffacht.
    Vor wenigen Jahrzehnten noch hatte es insbesondere an den Ufern der großen Seen oder im Mündungsbereich der Kanäle Stämme gegeben, die ganz auf den Einsatz von Last-Skorpionen verzichtet hatten, da ihnen ihre Haltung, Pflege, Aufzucht und Erziehung einfach zu langwierig und schwierig erschienen.
    Doch diese Zeiten gehörten endgültig der Vergangenheit an.
     
     
    Tryskwyn verließ sein Heimatdorf im Schutz der Dunkelheit.
    Die Monde schimmerten am Himmel und wirkten wie eine überdimensionale Perlenkette. Tryskwyn musste dabei daran denken, dass es in den großen Seen Muscheln gab, die Perlen produzierten, und die dann sehr mühsam geerntet werden mussten.
    Perlensucher galten zusammen mit den Geschichtenerzählern und Mathematikern als Künstler. In letzter Zeit gab es unter den Niederkanalstämmen allerdings auch zunehmende Bestrebungen, den Gesang und die Musik als gleichwertige Kunstform anzuerkennen.
    Eine Mehrheit aller Embaan sah das allerdings nicht so.
    Tryskwyn persönlich im Übrigen auch nicht.
    Schließlich konnte nun wirklich jeder Töne machen.
    Das war nun wirklich alles andere als eine Kunst!
    Da hätte man ja auch die Aufnahme von Nahrung oder die Ausscheidung derselben zur Kunst erheben können!
    Der Last-Skorpion war hauptsächlich mit Wassersäcken sowie einigen wenigen persönlichen Sachen beladen und hörte exakt auf die Rufe , mit denen Tryskwyn ihn dirigierte.
    Manchmal war von diesen Rufen nur ein leichtes Brummen zu hören oder lediglich ein paar Bodenvibrationen zu spüren. Wirkliche Könner konnten ihre Tiere lenken, ohne dass man davon etwas hörte. Schließlich wusste jeder, dass das Entscheidende an einem Ruf nicht das war, was man hören konnte.
    Es kam auf den Anteil an, der nicht von den Ohren, sondern einem anderen, mit ihnen zweifellos verwandten Sinn wahrgenommen wurde, über dessen Sitz sich die Gelehrten der Embaan bis heute nicht einig waren.
     
     
    Tryskwyn hatte das Dorf der Ryry bereits lange hinter sich gelassen. Er korrigierte jetzt etwas die Richtung und der Skorpion gehorchte sofort.
    Manche, die ihren Tieren nicht vertrauten, entfernten ihnen die Giftstacheln. Aber unter den Ryry lehnte man das kategorisch ab. Wer seinem Last-Skorpion den Giftstachel entfernte, zeigte damit nur, dass er nicht in der Lage war, die Tiere richtig zu rufen .
    Davon abgesehen, war es unter den Ryry und anderen Embaan-Stämmen des Niederkanals durchaus üblich, das Gift der Tiere in regelmäßigen Abständen abzumelken.
    Nicht aus Furcht davor, dass sich vielleicht ein Last-Skorpion der Kontrolle seines Herrn entziehen konnte, sondern weil man dieses Gift als Grundstoff zur Herstellung verschiedener Heilmittel nutzen konnte.
    Tryskwyn hatte keine Ahnung, wann sein Last-Skorpion das letzte Mal abgemolken worden war.
    Es war ihm auch gleichgültig.
    Im Grunde hatte es sogar seine Vorteile, wenn ein Tier noch genug Gift in seinen Reservoirs hatte, um sich verteidigen zu können – zum Beispiel gegen die mitunter ziemlich aggressiven wildlebenden Artgenossen der Last-Skorpione, die die Wüste bevölkerten.
     
     
    Tryskwyn machte erst im Morgengrauen eine kurze Pause und genehmigte sich dabei ein paar Schlucke aus einem der Wassersäcke. Das Wasser schmeckte bitter, was daran lag, dass es in Säcken aus den Häuten von Sandwühlschlangen transportiert wurde, in denen es nicht verdarb.
    Tryskwyns Rast dauerte nur kurz.
    Er lauschte den Geräuschen der Nacht, nahm die Bodenvibrationen einiger Sandwühlschlangen und einer Herde von wilden Großskorpionen wahr.
    Erstaunlicherweise war die Wüste noch immer

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