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Stützpunkt Roter Stern

Stützpunkt Roter Stern

Titel: Stützpunkt Roter Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Ruf noch ein wenig mehr verstärkte und damit das Entsetzen des Geistes noch weiter steigerte.
    Dieser jagte jetzt in schnellem Tempo davon.
    Tryskwyn wandte den Kopf und sah dem Käferartigen nach. Dann ertönte ein kehliger Laut des Triumphs aus seinem Maul.
     
     
    »Ich danke dir, mein Sohn«, sagte Pyrypy, seine Mutter. »Diese Geister sind im Moment sehr aufdringlich und kommen immer öfter durch die Befestigungsanlagen.«
    »Ich weiß, darum habe ich mit ihm kurzen Prozess gemacht.«
    Seine Mutter hob ihre beiden Rüsselarme. Eine Geste der Zustimmung. Pyrypy selbst war leine Glücksbringerin, aber in der Reihe ihrer Ahnen waren viele von ihnen und dementsprechend angesehen waren auch sie und ihre Nachkommenschaft. Die Geburt des Glücksbringer-Kalbes Tryskwyn hatte ihr dabei natürlich einen ganz besonderen Status gesichert.
    »Die Kräfte deines Rufes sind eben doch größer als die meinen«, sagte sie. »Und selbst, wenn die Geister ihre aufdringliche Phase haben und uns sogar in unseren Häusern aufsuchen, hören sie auf dich auf eine Weise, die ich immer nur bewundern kann.«
    »Du übertreibst! Ich bin ein Glücksbringer. Da ist das nicht schwer.«
    »Die Talente sind ungerecht verteilt«, gestand Pyrypy zu. »Das ist aber angesichts der anderen Übel, unter denen die Welt leidet, eines der weniger schlimmen.«
    »Kommt immer darauf an, wer das beurteilt und in welchem Maße derjenige selbst mit Talent gesegnet ist«, erwiderte Tryskwyn.
    Der wohlwollende Blick seiner Mutter ruhte auf ihm und sie sagte schließlich: »Ich werde nicht versuchen, mit dem Scharfsinn eines Glücksbringers konkurrieren zu wollen. Das käme einer Dummheit gleich.«
    »Dabei brauche ich gerade jetzt deinen Scharfsinn«, sagte Tryskwyn. »Ich ersuche um deinen Rat.«
    Nein , dachte Tryskwyn. In Wahrheit brauchst du diesen Rat nicht. In Wahrheit bist du längst entschlossen, dich über die Gesetze der heiligen Decke Ryrys hinwegzusetzen. Du brauchst nur noch jemanden, der dich in deiner Ansicht, das Richtige zu tun, bestätigt – und da sie das so oft und von klein auf getan hat, soll es jetzt auch so sein. So einfach ist das …
    Der Tonfall Pyrypys wurde ernster. Sie sprach gedämpft. Der Großteil dessen, was sie sagte, war nur noch über die Vibrationen des Bodens wahrnehmbar.
    »Was hast du vor, mein Sohn?«
    Ahnte sie etwas von seinen Plänen?
    Dass er den Stammesältesten zuvor mehrfach gebeten hatte, ihm die Reise zu gestatten, war bekannt und ein allgemeines Tagesgespräch innerhalb des Stammes.
    Und sie musste inzwischen auch erkannt haben, wie stark dieser Wunsch in ihm war. So stark, dass es einfach keinen Sinn hatte, sich innerlich weiter dagegen auflehnen zu wollen.
    In knappen Worten erzählte Tryskwyn ihr, was er beabsichtigte. Er machte dabei keinerlei Umschweife und kam gleich zur Sache. Anschließend schwieg sie eine ganze Weile. Aus Respekt wartete Tryskwyn dieses Schweigen erst einmal ab, bevor er sie weiter von der Richtigkeit seines geplanten Handelns überzeugen wollte – so schwer es ihm auch fallen mochte.
    »Ich weiß nicht, was es ist, dass dich so sehr von anderen Glücksbringern deines Alters unterscheidet«, sagte sie schließlich. »Ich weiß nur, dass es sinnlos ist, etwas dagegen zu unternehmen. Genauso wie es sinnlos sein dürfte, dich von deinem Plan abhalten zu wollen. Als Mutter kenne ich dich am längsten. Und ich kann mir über deinen Charakter durchaus ein Urteil erlauben.« Sie schwieg erneut. Während sie die Luft durch ihre beiden Rüsselarme hinausblies, entstand ein stöhnender Laut, der ein nonverbaler Ausdruck des Unbehagens war, dass sie bei dem Gedanken empfand, dass ihr Glücksbringer-Sohn sich in frecher, ja selbstherrlicher Weise über die Regeln des Stammes und den Willen des Stammesältesten hinwegsetzte.
    »Hast du die Folgen bedacht, mein Sohn?«
    »Von welchen Folgen sprichst du? Dass der Stammesälteste vielleicht sehr wütend auf mich ist?«
    »Er könnte dich zu einem Verlorenen machen. Dich ächten und aus dem Stamm ausschließen, weil du seine Weisungen missachtest hast!«
    »Ich weiß. Aber das ist meines Wissens noch nie mit einem Glücksbringer geschehen!«
    »Meines Wissens hat auch noch kein Glücksbringer das getan, was du dir vorgenommen hast!«
    »Wenn ich zurückkehre, wird Myrwynyw nach einiger Zeit akzeptieren, was ich getan habe. Der Zeitpunkt hängt wahrscheinlich davon ab, wann der Krieg zwischen unseren Myry-Nachbarn und den Stämmen des Oberkanals

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