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Stunde der Klesh

Stunde der Klesh

Titel: Stunde der Klesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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viel bringen, hier irgendwo an Land zu gehen. Wir sollten die Ruder in die Hand nehmen und zusehen, daß wir den richtigen Kanal finden, der uns zum Ausländerviertel führt.“
    „Das hört sich gut an“, sagte Clellendol mit frischer Stimme. „Ich würde gern mal wieder etwas Seeluft schnuppern!“
    Morgin erwiderte: „Darauf brauchst du einstweilen nicht zu hoffen. Die großen Docks liegen meilenweit vom Meer entfernt. Yastian ist viel größer, als ihr denkt. Das blaue Meer sieht man nur, wenn man Kepture verläßt.“
    „Kepture will ich auf keinen Fall verlassen“, antwortete Clellendol. „Ich habe die Hoffnung auf die Spsomi und eine mögliche Rettungsaktion noch nicht aufgegeben. Daher will ich dort bleiben, wo sie mich auch finden können, wenn sie kommen. Es kann ja sein, daß sie keine Lust haben, ganz Monsalvat nach mir abzusuchen.“
    „Auch ich will einstweilen hierbleiben“, sagte Meure unentschlossen. „Wo mögen die Ruder sein?“
    Morgin suchte das Deck ab und fand bald einen länglichen Stauraum, in dem das Segelzeug, grobes, geflicktes Tuch, ein paar primitive Navigationsgeräte und einige Ruder aufbewahrt wurden. Es waren genug für alle, und so verteilten sie sich mit den schweren Rudern an der Bordwand. Nur der Vfzyekhr blieb an seinem Platz, denn er war zu klein, um an dieser Arbeit teilnehmen zu können. Morgin übernahm die Rolle des Steuermannes, und er leitete sie recht geschickt durch das Gewirr der Wasserstraßen.
     
    Den Rest des Tages folgten sie seinen Kommandos. Zunächst hatte er einige Schwierigkeiten, sich zurechtzufinden, aber nach einiger Zeit gelang es ihm immer besser, sich zu orientieren. Er schien jedoch nicht auf ein ganz konkretes Ziel zuzusteuern, sondern versuchte vielmehr, den geeigneten Wasserströmungen zu folgen. Zwischendurch gab er eine kurze Erklärung ab: „Dies ist Ober-Yastian. Hier sind die Wasserverhältnisse ziemlich konstant. Man kann ohne große Schwierigkeiten der Strömung folgen. Weiter unten wird die Sache schwieriger. Da fließt das Wasser in jedem Seitenarm, wie es Lust hat, und man weiß kaum noch, in welche Himmelsrichtung man fährt. Diese Gegend will ich nach Möglichkeit vermeiden; ich hoffe, daß wir vorher zumindest an den Rand des Ausländerviertels kommen. Es ist nämlich ohnehin nicht sehr empfehlenswert, durch Viertel mit einer reinen Lagostomer-Bevölkerung zu rudern.“
    Flerdistar hantierte ungeschickt mit ihrem Ruder, das für ihren zarten Körperbau viel zu unhandlich war. Sie sagte zu Morgin: „Manchmal verstehe ich deine Einstellung nicht. Du scheinst die Stämme zu verachten, denen du deine Dienste anbietest. Das ist doch ein Widerspruch.“
    Morgins Antwort klang sehr gelassen: „Der Brauch verlangt, daß ein Mittler immer gemischten Blutes ist. Dadurch haben auch Mischlinge eine Chance zum Überleben, die sie sonst nicht hätten. Auf unseren Wanderungen nun lernen wir viele Stämme kennen … Alle Völker dieser Welt glauben, daß sie den anderen überlegen sind; tatsächlich aber kultivieren und fördern sie nur bestimmte Eigenschaften und unterdrücken andere, die der Nachbarstamm für äußerst wichtig hält, und umgekehrt … Manche leben in einer einfachen, überschaubaren Gesellschaft, andere in einem streng geregelten, komplizierten System. Kein Stamm aber hat die letzte Wahrheit gefunden. Ich bin von Chengurune nach Kepture gekommen; vielleicht betrachte ich daher die Stämme dieses Kontinents besonders kritisch. Manche Völker sind mir lieber als andere, das muß ich zugeben. Ihr Außenweltler und Kleshschöpfer werdet sie alle für streitsüchtig und primitiv halten, aber sie sind nun einmal die Bewohner meiner Welt. Mit den Haydars habe ich noch nie Schwierigkeiten gehabt. Sie sind ein tapferes Volk und stehen zu ihrem Wort. Wenn es darum geht, Gebietsstreitigkeiten beizulegen, machen sie manchmal Schwierigkeiten; da sie ein Nomadenleben führen, haben sie zu Grenzen kein rechtes Verhältnis. Sie sind leider auch über alle Maßen gewalttätig.“
    Nach einer kleinen Pause, in der er sich kurz einen Überblick über ihre Position verschaffte, fuhr er fort: „Ich wäre nicht gern ein Aurisman und möchte nicht so leben wie sie, aber ich muß sagen, daß sie die Mittler sehr aufmerksam behandeln. Kurben halte ich für überzivilisiert, auch sind sie extrem streitsüchtig. Aber ich schätze sie wegen ihrer Beständigkeit. Sie sagen in diesem Jahr das gleiche wie im vergangenen. Garlinder verbreiten nur

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