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Stunde der Klesh

Stunde der Klesh

Titel: Stunde der Klesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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ausgefeiltesten Art.“
    „Wie kannst du das jetzt schon beurteilen?“ fragte Meure. „Ich finde auch, daß sie wie Verbrecher aussehen, aber sie sehen alle so aus und können doch wohl nicht alle Verbrecher sein.“
    „Ich bemerke Angst, Verschwörung und Intrigen. Man sieht es an ihren Bewegungen, ihren Gesten. Ich müßte näher herankommen, um Einzelheiten zu bestimmen. Aber es liegt ganz deutlich in der Luft. Hier findest du Raub und Erpressung in ungeahntem Umfang, Täuschung, Hehlerei und Betrug. Es sieht aus wie eine Schautafel im Lehrbuch des Verbrechens.“
    Meure sagte: „Die Eigenschaften, die du aufgezählt hast, legen es eigentlich nahe, die Gesellschaft dieser Leute zu meiden; und so verhalten sich ja auch die meisten Eingeborenen dieser Welt.“
    Flerdistar pflichtete ihm bei und mahnte zur Vorsicht: „Das ist auch meine Meinung. Meine Fähigkeit erlaubt es mir, die Wellen zu deuten, die die Mächtigen dieses Planeten einst auf dem Fluß der Zeit verursacht haben. Ich bin jedoch nicht gewillt, mich in diesen Strom zu stürzen, um mich unter diese Leute zu mischen. Ganz im Gegenteil. Hier sind wir dem totalen Chaos so nahe, daß es mir fast unerträglich ist. Ich will nur endlich das finden, was ich hier gesucht habe, dann will ich dem Planeten so schnell wie möglich den Rücken kehren. Die Gouverneure hatten es einst schon richtig erkannt: Monsalvat ist kein Platz für zivilisierte Wesen.“
    Meure sagte: „Vielleicht ist es unklug, die Gesellschaft dieser Gestalten zu suchen. Aber wenn du etwas beobachten oder erfahren willst, dann wirst du mit ihnen in Kontakt treten müssen. Ihr scheint mir beide aus dem Gleichgewicht geraten zu sein. Du, Flerdistar, verlierst im letzten Moment plötzlich die Nerven, und du, Clellendol, willst vor Vergnügen in die Luft springen. So hat eure Anwesenheit hier bald ihren Sinn verloren.“
    Flerdistar senkte den Kopf und schaute auf die Planken: „Du solltest so etwas nicht sagen.“
    Clellendol murmelte: „Für meinen Geschmack hast du dich schon zu sehr in ein Wesen dieser Welt verwandelt.“
    „Wir reagieren alle auf etwas Archaisches, das sich hier erhalten hat wie nirgendwo sonst. Euch ist es von Anfang an weggezüchtet worden, und wir haben es nach und nach durch unsere Zivilisiertheit verloren. Aber dennoch tragen wir alle den alten Keim zur Selbstzerstörung noch in uns. Hier liegt das Problem: Nur hier wird dieser alte Widerspruch noch spürbar, das Paradoxon. Ich gebe zu, ich spüre, daß sich in mir etwas regt, das ich schon vergessen glaubte.“
    „Dann willst du also über die Ebene traben, mit einem Speer in der einen Hand und einer anatomischen Trophäe in der anderen?“ spöttelte Clellendol. „Oder willst du dich selbst als Trophäe zur Verfügung stellen? Ich muß zugeben, daß ich mir das Endziel der Zivilisation etwas anders vorgestellt habe.“
    Meure erwiderte: „Das Bild stimmt von vornherein nicht. Ich bin kein Haydar, und außerdem traben die Haydars nicht, sondern fliegen auf Eratzenastern. Und ich weiß gewiß, daß weder hier noch irgendwo sonst die Menschheit das Endziel der Zivilisation erreicht hat. Sie ist vielmehr weit davon entfernt. Das ist die große Überraschung – nach all den Jahren, die die Menschheit hinter sich hat, ist sie dem Ziel keinen Schritt näher gekommen. Und Raumschiffe und Technologie haben es nur in noch weitere Ferne gerückt.“
    Clellendols Stimme klang noch ironischer: „Hier sehen Sie den letzten großen Fortschrittsfeind!“
    „Wenn ich gesagt habe, daß unser Zivilisationssystem nicht das beste denkbare System ist, heißt das noch lange nicht, daß ich es bekämpfen will. Man sagt, ihr Ler besitzt ein feines Unterscheidungsvermögen. In deiner Antwort war nichts davon zu spüren.“
    Clellendol fragte: „Wer bist du, daß du so zu uns sprechen kannst? Bist du Cretus oder bist du tatsächlich der gleiche Meure Schasny, der noch vor kurzem unentwegt zu Boden starrte, wenn er mit uns sprach?“
    Meures Lachen galt eigentlich eher ihm selber. „Im Augenblick bin ich ich selbst, ich meine, Meure Schasny … Aber ich bin mir gar nicht mehr so sicher, ob es wirklich wichtig ist, diese Unterscheidung zu treffen … Was meine Veränderung betrifft, so heißt es doch zu Recht, daß der die beste Überlebenschance hat, der es am besten versteht, sich auf die Veränderungen der Umwelt einzustellen. Flerdistar, das nämlich ist es, was wir verloren haben, dein Volk und meines: die Fähigkeit, mit dem

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