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Stunde der Klesh

Stunde der Klesh

Titel: Stunde der Klesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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konnte er die Lage in dem Zustand erhalten, in dem sie sich befand. So fror er seinen Traum ein, um ihn nach Tausenden von Jahren wieder aufzunehmen. Er konnte nur noch gewinnen, wenn er sich ergab. Das war es, was das Gesetz von Ursache und Wirkung ihn lehrte.
    Jetzt endlich verstand Meure Cretus wirklich. Er begriff, warum er so gehandelt hatte, seinem Instinkt gefolgt war. Er verstand das Wesen der Dinge, denn ihm war ein eindringliches Beispiel gezeigt worden. Das Geheimnis der Klesh war ihm enthüllt worden, und er hatte es in seiner ganzen Tragweite begriffen. Er hatte miterlebt, wie Cretus sein Wissen dazu benutzt hatte, sich einen ungefähren Eindruck von der Macht und den Fähigkeiten seines großen Feindes, der unbekannten Wesenheit, zu verschaffen. Meure spürte, wie sich eine Last auf seine Schultern senkte, schwerer als Cretus sie hatte tragen müssen: Er kannte jetzt das Geheimnis, dessentwegen Flerdistar Lichtjahre weit gereist war, aber er konnte nicht beurteilen, was es für Folgen haben würde, wenn er sein Wissen an sie weitergäbe. Und was würde geschehen, wenn er es nicht täte?
    Er fühlte, wie sich das Gewicht seiner Entscheidung vervielfältigte. Die Auswirkungen auf Raum und Zeit konnten unendlich sein. Was er ihr sagte und wann er es ihr sagte, würde Folgen haben. Soviel stand fest. Aber das war noch die geringste Entscheidung, die er zu fällen hatte.

 
13
     
    „Die Geschichte als solche gibt es nicht. Wenn einmal alle wichtigen Tatsachen zur Verfügung stehen, dann sind sie zu zahlreich, um alle registriert zu werden. Es muß eine Auswahl getroffen werden, und die ist zwangsläufig immer subjektiv, denn der Forscher lebt immer in dem gleichen Raum-Zeit-Gefüge wie das Objekt, das er untersucht. “
    A.C.
     
    Monsalvats Doppelsonne war hinter den westlichen Hügeln versunken, die die Grenze Omburs bezeichneten, als Morgin ankündigte, daß sie gleich den Rand des Ausländerviertels erreichen würden. Woher er das wußte, konnte man nicht erkennen, denn die Stadt, die an ihnen vorbeizog, hatte ihr Aussehen nicht verändert. Vielleicht war die Bebauung ein wenig dichter geworden. Anstelle der hölzernen Hütten und Schuppen, die vielerlei Läden und Werkstätten beherbergten, konnte man nun hin und wieder flache Lehmgebäude sehen, deren lethargische Bewohner sich aus den rahmenlosen Fenstern lehnten, um blicklos ins Leere zu starren. Anscheinend gab es hier auch kleinere Fabriken, auffällig war jedoch die Anzahl der Schrottplätze und Müllhalden. Straßenhändler drängten sich über das Pflaster und boten Nahrungsmittel und kleinere Gebrauchsgegenstände feil. Ihr Marktgeschrei hatte einen fremden Rhythmus; mit seiner traurigen Melodie klang es bisweilen wie ein Aufruf zum Gebet. Der Anblick war tragisch und komisch zugleich. Hoffnungslosigkeit war das alles beherrschende Gefühl. Seitdem sich der Fluß in eine Vielzahl von Nebenarmen und kleinen Kanälen aufgefächert hatte, waren die einzelnen Wasserstraßen immer schmaler geworden. Daher fuhren sie jetzt dichter am Ufer entlang und konnten die Einwohner besser betrachten. Die Lagostomer hier in der Stadt sahen keineswegs wohlhabender aus als jene, die sie an der Absturzstelle der Ffstretsha gesehen hatten. Sie trugen nur Lumpen und Fetzen am Leib, die Reste von Kleidungsstücken, deren ursprüngliches Aussehen man nicht einmal mehr erahnen konnte. Hin und wieder war jemand zu sehen, der etwas besser gekleidet war, aber dieser Anblick bot sich ihnen nur äußerst selten. Die Luft war erfüllt von dem durchdringenden Geruch zu vieler Menschen, die sich zu lange nicht gewaschen hatten. Hinzu mischte sich das Aroma der zahlreichen Substanzen, die das Wasser des Flusses mit sich führte: menschliche und tierische Fäkalien, Chemierückstände und noch einiges andere, das nicht so leicht zu identifizieren war.
    Meure fragte sich, wie die anderen diesen Anblick aufnehmen mochten; ihn selbst erschütterte er von Grund auf. In seinem ganzen Leben hatte er nichts gesehen, was sich mit dieser Stadt vergleichen ließ. Die Menschheit hatte lange darum gekämpft, Lebensweisen, die diesen hier glichen, vergessen zu können. Er teilte seine Gedanken Morgin mit; dieser war ganz in seiner Nähe, da Meure sich mit dem grauhaarigen Mittler ein Ruder teilte.
    Morgin dachte über seine Antwort lange nach. Er schien viele Gedanken im Geiste gegeneinander abzuwägen. Schließlich sagte er: „Ich kenne Kepture und Chengurune aus eigener Erfahrung.

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