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Stunde der Klesh

Stunde der Klesh

Titel: Stunde der Klesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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Glordune ist mir nur vom Hörensagen bekannt, aber für meine Antwort mag das genug sein. Nach Cantou habe ich mich immer gesehnt, aber ich rechne nicht mehr damit, daß ich es einmal selbst sehen werde. Kepture ist irgendwie … rauher, um es einmal so auszudrücken, als Chengurune, aber nicht so unberechenbar und mitleidlos wie Glordune. Aber dies sind alles keine grundlegenden Unterschiede. Alle Klesh, denen ich begegnet bin, leben ein Leben, das mehr oder weniger einfach ist. Aber sie alle verstehen es, etwas aus ihrer Umwelt zu gewinnen, das für sie das Leben lebenswert macht. Ich habe nun euch Außenweltler von euren Welten sprechen hören, und es scheint mir, daß es auf euren Planeten bedeutend friedfertiger zugeht. Das verwundert mich, denn selbst in Cantou gibt es Kampf, Haß und Mord. Und in Glordune erst! Das ist sogar für uns Aceldamaner zuviel.“ Er schüttelte den Kopf. Offenbar war er nicht in der Lage, die Zustände in Glordune angemessen zu schildern.
    Dann fuhr er fort: „Aber, wie dem auch sei, du hast eben noch nie wie einer von uns gelebt.“ Er sah Meure lange von der Seite an. „Du kennst ja das Mädchen, das zuerst mit dem anderen Burschen zusammen war. Sie hat mich stark an einen Ellarer erinnert. Die Ellarer sind ein seltsames Volk. Sogar auf Glordune gibt es nicht ihresgleichen. Ihr ganzes Leben lang arbeiten sie im Geiste ein Epos aus, das in einem phantastischen, sagenhaften Reich spielt. Schreckliche Ereignisse gibt es da, Ungeheuer, Zauberei, blitzende Schwerter und Taten von großer Kühnheit und bewundernswertem Mut. Diese individuellen Sagen sind kunstvoll bis ins kleinste Detail ausgearbeitet, je bizarrer, desto besser. Dem Ganzen liegt eine literarische Überlieferung zugrunde, die ich dir erst gar nicht zu beschreiben versuche. Dazu ist sie viel zu kompliziert und haarspalterisch. Jede Sage entsteht völlig im geheimen, sie wird niemals zu Papier gebracht, und niemand bekommt sie je zu hören. Wenn ein Ellarer nun sein Ende nahen fühlt, ruft er alle zu sich, die er kennt, Freunde und Feinde. Und sie alle versammeln sich, um sein Sterbelied anzuhören. Niemals stirbt ein Ellarer, bevor er nicht sein Lied beendet hat.
    Ein einziges Mal war es mir bisher vergönnt, eine solche Sage mit anzuhören. Und wenn es das einzige bleibt, was ich je hören werde, hat sich mein Leben schon gelohnt. Im Universum gibt es nichts, was sich mit diesen Geschichten vergleichen ließe … Sie sind voll alter Sehnsüchte, die dir das Blut in Wallung bringen. Wenn das Sterbelied zu Ende ist, feiern die Ellarer ein großes Fest.
    Ich habe das Lied eines Seemanns gehört, der als einziger Überlebender eines Schiffbruchs aus dem Wasser gezogen wurde. Sein Körper war zerschmettert, und wir hatten ihn am Strand von Chengurune in den Sand gelegt. Zunächst erzählte er uns Ereignisse, die sich tatsächlich zugetragen hatten. Allein diese Berichte waren auf ihre Art ein Heldenepos. Sie waren voller Unwetter, Seedämonen, Piraten und Eratzenaster – atemberaubend. Aber das alles war ihm gar nicht wichtig. Ihm ging es nur darum, eine Zuhörerschaft um sich zu versammeln, der er seine Sage erzählen konnte. Wir schickten in die Stadt nach weiteren Zuhörern, damit er nicht ehrlos aus dem Leben scheiden mußte. Wie ich schon sagte, war sein Körper zerschmettert, und er blutete aus zahlreichen Wunden, aber er hielt durch, bis die Leute eintrafen, und dann begann er mit seiner Geschichte.
    Ein Mann also, der mehr tot als lebendig war, sprach von einem Sonnenuntergang bis zum folgenden von Taten, die so furchterregend waren, daß seine wahren Geschichten, die er zuvor berichtet hatte, dagegen wie ein Bummel über den Wochenmarkt erschienen. Wir saßen um ihn herum und lauschten, völlig in seinem Bann. Wir aßen und sprachen nicht, kaum einer bewegte sich, bis sein letztes Wort verklungen war. Ganz am Schluß übrigens belegte er alle Nicht-Ellarer mit einem außergewöhnlich umfangreichen und bildhaften Fluch. Diesen Fluch habe ich schon lange vergessen. Wer merkt sich schon einen Fluch, wenn sie so häufig sind, daß die Luft an jedem Ort voll von ihnen ist? Aber die Geschichte … Ich werde sie nie vergessen, wenn ich sie auch nicht erzählen könnte, ganz gleich, wie sehr ich mich bemühte. Ein sehr kluger Mann, der unter den Zuhörern saß, hat mir später gesagt, daß die Sage mindestens siebzehn verschiedene Handlungsstränge enthielt, die alle miteinander verflochten waren. Es wäre unmöglich, sie

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