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Stunde der Klesh

Stunde der Klesh

Titel: Stunde der Klesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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zufriedengeben, haben sie von den Haydars nichts zu befürchten. Wir machen keinem Landmann seinen Boden streitig.“
    ,Das stimmt schon’, dachte Morgin, ‚ nichts zu befürchten, jedoch …? Die Haydars waren die legendären Menschenjäger der Nacht, auf allen Kontinenten. Kein Ort war wirklich vor ihnen sicher, denn nur die Haydars vermochten den schrecklichen Eratzenaster zu brechen und zu zähmen, um auf ihm durch die Luft zu reiten. Und doch war es vielleicht gar kein schlechter Plan, wenn sich ein kleiner Stamm von ihnen in Ombur niederließ. Die Haydars vermehrten sich sehr langsam, und sie würden mit Sicherheit alle Bestrebungen Ruggous vereiteln. Nur ein Narr wagte sich in eine Gegend, die als Jagdgebiet der Haydars bekannt war. Sie aßen Eindringlinge …’ Laut fügte er hinzu: „Bisher hat Molio Azendarach auf der anderen Seite des großen Flusses verhindert, daß die Lagostomer sich dorthin ausdehnen. Da sie aber nicht auf dem Wasser leben können, beginnen sie sich stärker für Ombur zu interessieren. Und dies um so mehr, als sie die Meorer nicht noch weiter nach Süden zurückdrängen können. Für die Meorer mag ich nicht sprechen, da ich zur Zeit ohnehin nicht in ihrer Gunst stehe; aber ich könnte ihnen mitteilen, daß Ruggou klar zu verstehen gegeben hat, daß er sofort die Hochebene besetzen wird, wenn von den Lagostomern ein Vorstoß nach Westen unternommen wird. Eigentlich ist dies schon seit langem der Stand der Dinge, und er verändert sich auch nicht, solange die Lagostomer im Delta bleiben. Es scheint mir jedoch, daß sie im Begriff sind, sich mit Ruggou anzulegen; er ist weiter entfernt als Molio Azendarach, und wenn er in Ombur intervenieren wollte, hätte er beträchtliche Nachschubprobleme.“
    Afanasy dachte über das Gesagte nach und gab keine Antwort. Während sich Mallam, der Anführer, weiter im Hintergrund aufhielt, trat jetzt das Mädchen, Tenguft Ouarde, dicht an Morgin heran. So nahe, daß er mehr von ihr erkennen konnte als nur den finsteren Kapuzenumhang, der die Haydars mit der Nacht eins werden ließ. Sie war groß, so groß, daß Morgin aufblicken mußte, wenn er ihr Gesicht sehen wollte. Unter der Kapuze brannten ihre unergründlichen, tiefliegenden Augen; und Morgin sah die gebogene Klinge ihrer Nase, den kleinen Mund. Und doch war sie – auf ihre Art – geschmeidig und jung, ihre Haltung drückte ein Selbstbewußtsein aus, das einem nur die Schönheit verleiht. Doch diese Schönheit fand sich nicht in Äußerlichkeiten ihrer Gestalt, es war eine innere Schönheit, die ihr Wesen durchdrang.
    Jetzt sprach sie, und es lag ein Hauch von jugendlichem Wagemut in ihrer rauhen Stimme. Trotz des tiefen, dröhnenden Haydar-Klangs war es die Stimme eines Mädchens: „Die Lagostomer taugen nur zum Omendeuten; sie sind weich und schwach und es ist kein Saft in ihrer Seele. Ich lese es auf deiner Stirn, du kennst die Haydars nicht! Das Spiel ist es, das uns erfüllt, und das kennen jene nicht, die ihr Leben mit der Aufzucht ihrer Brut zubringen. Du magst nun ruhig sein, Meister Morgin, Mittler von Ombur und Incana, und sag es auch Ruggou und seinen Aurisman: Wenn die Sonnen aufsteigen, werde ich den Kamm entlanggehen, in meinem Jagdgewand, in dem ich in die Welt und in die Zeit trat, Speer und Dolch werden meine einzigen Begleiter sein. Niemand wird dann den Fluß überschreiten!“
    Mallam brummte: „Lami Tenguft hat die Lösung für die Probleme dieses Gebiets.“
    Höflich versetzte Morgin: „Deine Rede ist wahr, Ringuid Goam Mallam. Und ich werde es Ruggou berichten. Es scheint auch zu seinem Vorteil zu sein. Das Gebiet der Aurisman wird sich nicht ändern, aber auch nicht das der Lagostomer. Was aber wollt ihr hier jagen, wenn mir die Frage erlaubt ist?“
    Afanasy sagte: „Gesindel, jene, die in ihrer Heimat Unrecht getan haben, die Banden der Geächteten, Räuber und Mörder. Und natürlich jene, die uns Haydars jagen wollen. Aber die erwarten wohl nichts anderes.“
    Morgin dachte über alles nach und war zufrieden. Ja, so lösten sich Probleme in der Regel selbst, wenn man nur Geduld hatte und eine Lösung abwarten konnte. Die Haydars würden Kontinuität in die Lage bringen, den Zustand der Dinge stabilisieren. Ruggou würde keine Berührungspunkte mit dem Reich Molio Azendarachs haben, weil dieser sicher auf seiner Seite des Flusses blieb. So hätte die Aurisman-Septe Zeit gewonnen, um darauf zu warten, daß ein gemäßigterer Führer an die Stelle Ruggous

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