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Stunde der Klesh

Stunde der Klesh

Titel: Stunde der Klesh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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Oben am Zenit des Himmels standen die Sterne reglos. Sie leuchteten klar, ohne zu flimmern. Dicht am Horizont jedoch flackerten und schwankten sie, so als würde heiße Luft vor ihnen herziehen. All die bekannten Sternbilder waren klar zu erkennen: der Schnitter, die Krone und der Fischer, der sein glitzerndes Netz nach Süden auswarf. Dicht über der Planetenoberfläche schienen Sterne aufzuleuchten und zu verlöschen. Und dort im Osten gab es noch einen Stern, der nicht verlosch, der sich orangerot in die Nacht brannte, am Himmel emporwanderte. Ein unheilvoller Stern, den man nicht aus dem Blick verlieren konnte. Jetzt war er schon ein Stück vom Horizont entfernt, stieg höher und wuchs, während sie ihn anstarrten.

 
4
     
    „Ich habe einmal die Horoskope einer Anzahl von Mördern untersucht, um herauszufinden, wie die Planetenkonstellationen das Temperament beeinflussen. Zu meinem Erstaunen war es nicht die heimliche, explodierende Energie des Uranus, auch nicht die böswillige, heimtückische Selbstsucht des Saturn oder die unbeherrschte Raserei des Mars; es war der kühl kalkulierende Intellekt des Merkur, auf dessen Hintergrund das Verbrechen gedieh. Dann machte ich eine außergewöhnliche Entdeckung: Die Horoskope der Opfer waren fast identisch mit denen ihrer Mörder. Sie hatten ihr Schicksal selbst gesucht.“
    A. C.
     
    Lange Zeit war in der warmen Dunkelheit der Koje kein Wort gefallen. Worte schienen nicht notwendig zu sein. Aber nachdem eine unmeßbar lange Zeit verstrichen war, konnte Meure etwas von dem, das in ihm war, nicht länger zurückhalten, und er sagte einfach: „Es gibt Worte, die ich schon zuvor sagen wollte, denn ich will sie nicht vergessen.“
    Dann war es wieder eine Zeitlang still, zu hören waren nur ihre Atemzüge und ein gelegentliches Rascheln der Decken. Aber schließlich antwortete Audiart, ebenso schlicht: „Ich bin gekommen, um zu vergessen.“ Und dann: „Um etwas abzuwerfen, wegzuwischen, frei zu werden von … Aber ich muß einsehen, daß das Abwischen der Spuren dessen, was geschehen ist, nur neue Spuren schafft; und nichts wird so werden, wie ich es wünschte, nur neue Veränderungen werden entstehen.“
    „Ich habe mich verändert.“
    „Ich nicht weniger.“ Doch sie wandte sich von ihm ab und hüllte sich tiefer in die Decken, so als wolle sie nun schlafen. Meure lag still, lauschte, wartete, erinnerte sich. Er ließ seine Sinne wieder zu seiner Umgebung zurückkehren, brachte sich die Ffstretsha wieder ins Bewußtsein. Dämmriges Licht beleuchtete die Koje, wurde von der Decke reflektiert. Es kam von der kleinen Lampe über der Kochstelle. Ihm fiel wieder ein, daß er die Schiebetür hatte schließen wollen, dabei jedoch gestört worden war. Sein Körper war von Schweiß klebrig, und warme nackte Haut berührte die seine. Jetzt spürte er auch die Bewegungen des Schiffes wieder: Es schwankte von einer Seite auf die andere, gedämpft zwar und sacht, aber der nachlassende Schwerkraftsimulator ließ jetzt doch viel davon ahnen, welchen Kräften das Schiff tatsächlich ausgesetzt war. Das Schiff drehte sich um alle Achsen, manchmal nur um die Längsachse, manchmal aber auch um alle gleichzeitig. Die Bewegungen schienen nur vom Zufall gesteuert zu sein, kamen völlig unvorhersehbar. Jetzt wurde das Schiff ruhiger und lag schließlich fast völlig still. Dann setzte, ohne Vorwarnung, eine rasende Vorwärtsbewegung ein. Meures Innerohrsystem ließ ihn spüren, daß das Schiff immer schneller wurde, als ob es von hinten geschoben würde. Gleichzeitig stieg sein Bug immer mehr an, dann folgten ein ohrenbetäubendes Kreischen und mehrere Stöße. Aus der Gegend der Kochstelle kam ein zischendes Geräusch, und die Lichter gingen aus. Nicht plötzlich, sie erloschen vielmehr langsam. Ein rotes Lämpchen beleuchtete die Decke der Koje, und aus einem verborgenen Lautsprecher erklang ein regelmäßig unterbrochener Piepton, der sich fortlaufend mit einer Bandansage in Spsom-Sprache abwechselte. Die Schiebetür setzte sich in Bewegung. Meure richtete sich etwas auf, um sie aufzuhalten. Endlich war er aus seiner Lethargie erwacht und erkannte, was geschah. Er mußte über Audiart hinweggreifen, die ebenfalls versuchte, sich zu bewegen. Er spürte eine prickelnde Taubheit in den Fingerspitzen, und als er der Tür noch näher kam, gab es eine flammende Energieentladung. Er zuckte zurück und rieb seine Finger an der Kojenwand. An mehreren Stellen im Rahmenwerk des Schiffes

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