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Stunde der Vergeltung (German Edition)

Stunde der Vergeltung (German Edition)

Titel: Stunde der Vergeltung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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seiner eigenen Blutspur folgte. Er hatte keine Ahnung, was er jetzt tun sollte. Auf keinen Fall durfte er zulassen, dass Rachel ihre Mutter so sah, nackt und blutend, falls das Unaussprechliche eingetreten sein sollte. Trotzdem wurde er von Tams Nähe angezogen, als wäre er mit einem Stahlkabel an ihr befestigt, das nun gnadenlos wieder aufgewickelt wurde.
    Er durchlebte einen schlimmen Moment, als er vor dem Heiligen-Salon um die Ecke bog und zwei Männer erblickte. Doch kaum dass sich seine Augen scharfstellten, erkannte er die blonden Haarschöpfe der beiden.
    Connor McCloud und Seth Mackey. Val war so erleichtert, dass ihm fast die Tränen kamen. Es war ihm egal.
    Connor eilte ihnen entgegen, sein Gesicht grau vor Angst. »Oh, Gott sei Dank, Gott sei Dank«, stöhnte er. »Rachel? Herzchen? Bist du okay? Allmächtiger, Janos, woher kommt dieses viele Blut? Ist sie … «
    »Es ist nicht ihres«, erklärte er matt. »Die Kleine ist unversehrt.«
    Connor streckte ihr die Arme entgegen. Rachel löste ihre Patschhändchen von Vals Hals und legte sie bereitwillig um McCloud. »Mama?«, fragte sie.
    »Oh, Liebes, ich weiß es nicht«, antwortete Connor hilflos.
    Rachel begann zu schluchzen. Val wandte sich von ihren Klagelauten ab und schleppte sich wie ein lebender Toter in den blutbesudelten Heiligen-Salon.
    Es war kalt und dunkel darin. Der Wind strich wispernd durchs Zimmer. Davy und Sean kauerten neben Tams lebloser Gestalt und sprachen leise miteinander. Eine Thermodecke war über sie gebreitet, Davy gab ihr eine Herzmassage.
    Val fiel neben ihnen auf die Knie und war sich dabei nur vage der Glassplitter bewusst, die sich in sein Fleisch bohrten. »Wie geht es ihr?«
    »Sie lebt«, sagte Sean. »Allerdings weiß ich nicht, warum oder wie lange noch, wenn man bedenkt, in welchem Zustand er ist.« Er nickte zu Georgs grausigem Leichnam, der sich auf unnatürliche Weise nach hinten durchbog. Blut quoll aus seiner Nase, seinem Mund, seinen hervortretenden Augen. »Sie muss dasselbe Gift geschluckt haben wie er.«
    »Sie hat ihn geküsst, und er ist gestorben«, erklärte Val.
    »Das habe ich mir gedacht.« Seans Tonfall war grimmig. »Sie hat einen Zungenstecker im Mund, der irgendeine Giftkapsel enthalten hat. Die Frau ist eine verdammte Irre. Sie macht mich echt fertig.«
    Val legte die Hand um Tams Kiefer und versuchte, ihren Mund zu öffnen. Sean schlug sie weg. »Fass sie um Himmels willen nicht an! Manches von dem Zeug, das sie verwendet, durchdringt auch die Haut. Wir können sie noch nicht mal Mund zu Mund beatmen.«
    »Das Gift schert mich nicht«, sagte Val. »Ich werde das übernehmen.«
    Davy warf ihm einen stählernen Blick zu. »Einen Teufel wirst du. Die Dinge stehen schon schlimm genug, ohne dass du auch noch krepierst. Wenn du es versuchst, schlag ich dich k. o.«
    Das wird kaum nötig sein, dachte Val schwankend. Er stützte sich am Boden ab, während er Tams reglose Gestalt betrachtete. Ihr Gesicht sah aus wie das einer blassen, zarten Wachsfigur.
    »Ich muss telefonieren«, verkündete er, um sich aus seiner Apathie zu reißen. »Wir brauchen Sanitäter, Ärzte. Auch für Rachel. Gebt mir bitte ein Handy. Wir brauchen einen Krankenwagen … «
    »Connor hat das schon in die Wege geleitet«, unterbrach Davy ihn. »Der FBI-Verbindungsmann kümmert sich um den Rest. Sie sind bereits unterwegs hierher. Also, diese Leichen … Was ist hier passiert? Gehen sie alle auf dein Konto?«
    »Nein. Nur ein paar«, murmelte er unbestimmt. »Sieben oder acht vielleicht. Hauptsächlich haben sie sich gegenseitig kaltgemacht. Was macht ihr da mit Tams Arm?«
    »Er ist gebrochen«, erklärte Sean barsch. »Diese dreckigen Wichser haben sie mit einem gebrochenen Arm an einem gottverdammten Strick aufgehängt. Gegen ihre Vergiftung kann ich nichts machen, aber ich kann zumindest ihren Arm schienen.«
    Glas knirschte, als Val auf sein Hinterteil sackte. Er fing sich mit einer blutigen Hand ab. Das dämmrige Zimmer verschwamm ihm vor den Augen. Er kämpfte darum, wach und bei Bewusstsein zu bleiben, weil er Tam nicht allein lassen wollte, solange sie noch atmete. Es wäre eine schreckliche Verschwendung kostbarer Momente mit ihr.
    Aber er konnte die Bürde des Bewusstseins nicht länger tragen. Er brach zusammen und glitt einen langen, rutschigen Abhang hinab.
    »Oh, verflucht, er kippt uns aus den Latschen«, hörte Val einen der beiden Männer gereizt ausrufen, bevor er mit dem Gesicht voran in die Finsternis

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