Stunde der Wahrheit
vorsichtshalber die Fahrgeschwindigkeit.
»Was ist dazwischen passiert? »Ich habe keine Ahnung.«
»Oh mein Gott. Dir wurde doch nichts in den Drink getan, oder?« Als Rachel nicht antwortete, wurde Emmas Stimme hysterisch.
»Wir fahren dich in ein Krankenhaus. Sofort.« Doch Rachel winkte ab.
»Quatsch. Die Erinnerungen sind nicht ganz weg, nur verschwommen. Außerdem würde ich es spätestens jetzt merken, wenn mir jemand was getan hätte, oder?« Emma sah sie mit großen Augen an.
»Du lässt sich trotzdem untersuchen.«
Kapitel 5
Rachel war wohlauf, wie sich nach dem Krankenhausbesuch herausstellte. Und sie hatte auch keine KO-Tropfen verabreicht bekommen, wie Emma befürchtet hatte. Man hatte zwar noch leichte Rückstände bewusstseinsverändernder Wirkstoffe in ihrem Blut gefunden, doch laut dem Arzt waren diese eher mit herkömmlichen Partydrogen zu vergleichen. Dass demnach kein Grund zur Sorge bestand, hatte Emma schockiert. Andererseits mussten sich die heutigen Mediziner mit weitaus schlimmeren Fällen herumschlagen, was Rachel wohl noch zu einem harmlosen Fall machte. Traurig, aber wahr!
»Du bist also nicht vorsätzlich betrunken Auto gefahren«, schlussfolgerte Emma, als sie später im Fastfood-Geschäft saßen und klang sichtlich erleichtert. Rachel hätte zwar immer noch einen Unfall bauen können, aber dass sie nicht daran Schuld gehabt hätte, beruhigte sie etwas.
»Sag ich ja. Außerdem hätte mich das schwer gewundert, wenn ich so was Bescheuertes gemacht hätte. Nicht mal ich bin so waghalsig.« Emma nickte, dann fragte sie:
»Wie fühlst du dich?«
»Eigentlich ganz gut. Kopfschmerzen hab ich noch ein bisschen.« Emma gab ihr eine Tablette, dann sagte Rachel:
»Tut mir wirklich leid, das mit James. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es für dich gewesen sein musste, dort zu schlafen.« Emma machte eine wegwerfende Handbewegung, die aber selbst in ihren Augen nicht überzeugend aussah.
»Ach quatsch. Du hättest dich gestern mal sehen müssen. Ich bin nur froh, dass es dir gutgeht.« Sie knabberten eine Weile gedankenverloren an ihren Burgern, als Rachel fragte:
»Was hast du da oben gemacht?«
»Wie bitte?«, fragte Emma und nahm einen Schluck von ihrem Getränk.
»Na, in James Zimmer.« Emma versuchte, dem durchdringenden Blick ihrer Freundin standzuhalten.
»Nach dir gesucht, also du … Moment mal. Woher weißt du, dass ich in seinem Zimmer war?« Rachel hatte sie doch erst gesehen, als sie schon die halbe Treppe hinter sich gehabt hatte. »Raste jetzt nicht aus, aber ich hab euch belauscht – ausversehen natürlich.«
»Ausversehen!«, wiederholte Emma anklagend.
»Ehrlich. Ich wollte gerade hoch ins Bad, als ich euch gehört habe.« Emma machte wieder eine wegwerfende Handbewegung.
»Ist ja auch egal. Zwischen mir und James ist es aus und daran wird sich auch nach der gestrigen Nacht nichts ändern. Keine Sorge.«
»Darum mach ich mir ja auch keine Sorgen«, murmelte Rachel und schob sich lustlos eine Pommes in den Mund. Da Emma nicht danach war, das Thema zu vertiefen, fragte sie Rachel erst gar nicht, was sie damit meinte, sondern aß ebenfalls weiter.
Zwei Wochen darauf war Emma reif für eine Veränderung und so kam es ihr ganz gelegen, dass Ryan sie ins Kino einlud. Er hatte sie vor zwei Tagen in der Mittagspause abgefangen und gefragt, ob sie Lust hätte, ganz unverbindlich, ins Kino zu gehen. Und Emma hatte ohne zu zögern zugestimmt. Dabei hatte sie sich mehr als einmal gefragt, ob sie nicht zugesagt hatte, um sich etwas zu beweisen. Andererseits mochte sie Ryan wirklich und sie hätte schon blind sein müssen, um Rachels aufgezählte Vorteile zu übersehen. Er war wirklich attraktiv und das auf eine ganz andere Art als James. Ryan überzeugte durch außerordentlich guten Humor, jugendlichen Charme und seinen himmelblauen Augen. Und die Tatsache, dass er sie ganz offensichtlich anhimmelte, ließ ihre Libido allmählich wieder zum Leben erwachen.
»Was soll es sein? Actionthriller oder schnulziger Liebesfilm?«, fragte Ryan mit einem Augenzwinkern, als sie vor dem Kino standen und sich das Programm ansahen. Emma lachte.
»Oh Gott, bitte kein Liebesfilm. Je blutiger, desto besser.« Sie entschieden sich für eine Action-Komödie und Ryan bestand darauf, den Eintritt sowie Getränke und Popcorn allein zu zahlen. Emma erinnerte sich daran, wie James ebenfalls darauf bestanden hatte, sie letztendlich aber Getränke und Essen übernommen hatte. Damit hatte
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