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Stundenlohn für flotte Gangster

Stundenlohn für flotte Gangster

Titel: Stundenlohn für flotte Gangster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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dran, als er ahnt.“

20. Familienverhältnisse
     
    Über Chicago, wo es um dieselbe
Zeit sieben Stunden früher war, tobte ein Unwetter. Mit Windböen, Blitz und
Donner, schwarzen Wolken und einem gischtenden Michigan-See, der jetzt
allerdings leer war wie eine verlassene Badewanne. Alle Yachten und Boote
hatten sich rechtzeitig in die Marinas (Häfen) gerettet. — In der
feudalen Villa des Hotelkettenkönigs William Redfire löste Dr. Arthur Winchester
— Freund und Leibarzt in einer Person — die Blutdruckmanschette vom Arm seines
Patienten.
    „Ich bin zufrieden mit dir.“
    William verzog das Gesicht. „Du
wirst mir noch einreden, ich wäre gesund.“
    „Du bist gesünder als du
aussiehst.“
    „Verdammter Quacksalber!“
    Arthur grinste. Sie kannten
sich schon lange. Jeder wusste, was er vom andern zu halten hatte.
    „Aber keinen Whisky mehr,
William. Bei dem Verbot bleibt es.“
    William lehnte sich in seinem
ledernen Clubsessel zurück. „Ich werde den Arzt wechseln.“
    „Seit 30 Jahren kündigst du das
an. Aber ich hoffe immer vergeblich. Im Übrigen reicht ein Trinker in der
Familie. Was dein Sohn bechert, geht auf keine Kuhhaut.“
    Redfire hob die Schultern. „Was
heißt hier Familie? Es gibt nur Bruce und mich — seit Eleonore tot ist. Und er
ist nicht mal mein leiblicher Sohn.“
    „Ihr habt auch keinerlei
Ähnlichkeit. Weder innen noch außen. Mal ganz offen, William: Was mich an dir
beunruhigt, ist nicht deine messbare Gesundheit. Mit deinen Organen kannst du
100 werden. Aber du verschließt etwas in dir. Das quält dich.“
    „Unsinn!“
    „Glaubst du, ich merke das
nicht.“
    „Jetzt komm mir nicht mit
irgendwelchem Psycho-Quark.“
    „Die Gesundheit, William,
umschließt immer Körper, Seele und Geist. Also, spuck’s aus! Hast du Ärger mit
Bruce?“
    „Ärger habe ich mit ihm, seit
Eleonore ihn mitgebracht hat in unsere Ehe. Vor 34 Jahren. Gott sei Dank! hat
er auch mit ihr keine Ähnlichkeit. Eleonore war super.“
    „Das war sie.“
    „Er geht nach seinem Vater,
Eleonores erstem Mann. Gut, dass der sich selbst erschossen hat. Sonst hätte
ich’s getan.“
    „Wünsche von gestern, William.
Gibt’s was Aktuelles von Bruce?“
    „Hm.“
    „Er ist jetzt in Singapur?“
    „Nein, in Deutschland. Und
schon verdammt lange.“
    Der Arzt hob erstaunt die
Brauen. „Wieso denn das? Ich denke, er soll die Runde machen durch all deine
viel zu teuren Touristen-Bunker?“
    „Ja, schon. Aber dort, wo er
jetzt ist — in ‘ner deutschen Großstadt — hat er eine besondere Aufgabe zu
erledigen. Leider bringt er’s nicht. Und allmählich habe ich den Verdacht, dass
er es gar nicht will. Dass er mich zum Narren hält. Oder — noch schlimmer —
dass er mein Vorhaben bewusst sabotiert (schädigt).“
    „Das wäre schlimm. Worum
geht’s?“
    „Das verrate ich dir nicht.“
    „Wie ich mich dunkel erinnere,
warst du vor ewigen Zeiten in einer deutschen Großstadt. Für länger. Wen hast
du damals umgebracht?“
    „Spinner! Ich war dort, weil
ich ein altes, renommiertes deutsches Hotel — dem’s aber wirtschaftlich mies
ging — kaufen wollte. Für’n Butterbrot. Monatelang habe ich verhandelt. Mit
allen Tricks. Leider vergebens.“
    „Und wo ist die Leiche im
Keller?“
    „Hm.“
    „Spuck’s aus!“
    „Nur wenn du mir einen Whisky
erlaubst.“
    Der Arzt seufzte. „Also gut.
Aber nur einen kleinen mit viel Wasser. Und den werde ich dir selbst mixen.“
    „Das hast du noch nie gekonnt.“
    Doch Dr. Winchester ließ sich
nicht beirren, ging zur Hausbar, hantierte und kam mit einem großen Glas
zurück.
    Redfire kostete. „Das Wasser
schmecke ich. Aber wo ist der Whisky?“
    „Der ist drin. Und nun erzähl. Es
ist — wenn ich mich richtig erinnere — 30 Jahre her. Dein Verbrechen ist
verjährt.“
    „Ja“, nickte Redfire. „Es war
vor 30 Jahren.“
    Himmel!, dachte der Arzt. Er
sieht aus, als würde er sich schämen. Und ergriffen ist er auch. Wird er
sentimental (rührselig) auf seine alten Tage?
    Redfire wischte sich übers
Gesicht. „Du weißt, ich habe Eleonore geliebt. Unsere Ehe war okay. Ich war
auch treu — mit einer Ausnahme. Damals in Deutschland. Ja, da habe ich eine
wundervolle Frau kennen gelernt. Ich hätte nie gedacht, dass man zwei Frauen
lieben kann, gleichzeitig. Vielleicht gilt das nicht allgemein. Aber ich befand
mich in einem schlimmen Konflikt. Denn auch Marlene hat mir sehr viel
bedeutet.“
    „Marlene?“
    „Marlene Riedel. Sie

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