Stundenlohn für flotte Gangster
Schultern und
begann, Gläser zu polieren.
„Falls inzwischen Gäste
antanzen“, meinte Mugani, „werden Sie hoffentlich Aufsehen vermeiden, Dr.
Lorder.“
„Mir ist es egal, wo wir uns auseinander
setzen.“
„Wir können ins Büro gehen.“
Mugani deutete zu der Hintergrundtür.
Auch Tim war einverstanden.
Doch die Gäste ließen auf sich warten. Stattdessen kam Lisa Stechowski nach
ungewöhnlich kurzer Zeit und war auch ein bisschen außer Atem.
Sie trug einen hellen Blazer
über Jeans und blauem Top. Natürlich war sie etwas nervös, dennoch
entschlossen. Beim schnellen Hereinkommen war ihr Lächeln auf Tim und Gaby
gerichtet. Dann bemerkte sie Gilli. Abrupt blieb sie stehen und wies auf den
Barmann.
„Das ist er. Der Reifenstecher.
Ja, das ist er.“
Stille.
Klasse!, dachte Tim. Endlich
geht’s voran.
Lorder, dem Tim natürlich von
dem Anschlag erzählt hatte, nickte grimmig. Gabys Lächeln war beinahe schon Schadenfreude.
Gillis Gesicht vereiste. Vorsichtig platzierte er Glas und Poliertuch auf dem
Tresen. Mugani blickte blöde. Das fiel ihm auch sonst nicht schwer. Aber jetzt
war überdeutlich, dass er nichts raffte.
„Hast du Reifen zerstochen?“,
fragte er. „Ist doch Kinderei.“
Lisa war zu Tim, Gaby und
Lorder getreten. Der TKKG-Häuptling stellte ihr den Rechtsanwalt vor.
Vernehmlich erklärte Tim dann —
wobei er etwas schwindelte, nämlich übertrieb: „Diese Dame ist die Nachbarin
von Anna Riedel und hat am frühen Abend beobachtet, wie ein Mann an Annas Wagen
sämtliche Reifen zerstach. Der Wagen parkte vor dem Haus. Den Täter haben Sie
uns beschrieben“, Tim blickte Lisa an, „und zwar so genau, dass wir ihn sofort
erkannten. Jetzt ist es bewiesen.“
Mugani runzelte die Stirn. Ihm
dämmerte was. Immerhin ging’s um Anna Riedel. Um sie und sonst niemanden.
„Sergio!“, meinte er und ging
langsam auf ihn zu. „Du hast doch nicht etwa bei Anna Riedel die Reifen
zerstochen?“
Gilli starrte Lisa an, dann
Lorder. Zuletzt Tim.
Tim tippte unter sein linkes
Auge, dorthin, wo Gilli die Schwellung hatte.
„Von den Dingern gibt’s noch
mehr. Ich verteile sie gratis. Ist das einzige Mittel gegen eine bestimmte
Sorte von Peinigern.“
„Ich kann das nicht
unterstützen, Tim“, sagte Lorder gelangweilt. „Wir leben in einem Rechtsstaat.
Auch als Jugendlicher musst du dich daran halten. Leider kann ich dich nicht
beaufsichtigen.“
„Alle haben es gehört, Doktor“,
grinste Tim. „Und in Karate bin ich ein Ass.“
„Sergio!“ Muganis Stimme wurde
lauter. „Hast du Anna was angetan?“
Gilli schüttelte den Kopf. „Nur
den Reifen.“
Er gesteht! Tim hätte fast in
sein Glas gebissen. Klar, dieser dumpfe Typ jobbt mit der Faust. Mit dem Gehirn
hat er’s nicht. Immerhin schnallt er, dass er sich jetzt nicht mehr rauslügen
kann. Denn er hat ja kein Alibi und Lisa könnte sogar die Krawatte beschreiben,
die ihm nicht steht.
„Weshalb?“, brüllte Mugani.
Mit zwei Schritten war er bei
Gilli. Und schlug ihm mit der rechten Faust ins Gesicht. Kein Boxhieb, eher ein
Hammerschlag. Vermutlich unabsichtlich traf er die gewaltige Beule.
Gilli brüllte auf und taumelte
zurück.
Tim war schon über den Tresen
geflankt und stürzte sich von hinten auf Mugani, der eine Flasche ergriffen
hatte. Offenbar wollte er sie seinem Barmann auf den Schädel hauen.
Von Tim an der Schulter
gepackt, wurde Mugani herumgewirbelt.
„Du bist entlassen!“, brüllte
er Tim ins Gesicht.
Das galt natürlich Gilli, aber
der Rosenkavalier reagierte verlangsamt.
„Klar doch!“ Tim entwand ihm
die Flasche.
„Ich schlage ihn tot!“, wurde
Tim angeschrien.
„Nein, das werden Sie nicht
tun. Das Wichtigste muss nämlich noch geklärt werden. Mugani, beruhigen Sie
sich! Was wollten Sie trinken — Martini mit Wodka?“
„Ja. Aber einen großen.“
Tim zerrte den Barpächter zum
anderen Ende des Tresens.
„Hier bleiben Sie!“
Gaby bebte vor Lachen und
versteckte es hinter den Händen. Lorder hatte gespannte Aufmerksamkeit auf
Mugani gerichtet. Lisa labte sich an Gabys Cola. Und jetzt übernahm Tim das
Kommando hinter der Bar.
Von Gilli ließ er sich die Flaschen
zeigen. Mugani erhielt einen Viertel-Liter-Drink halb Martini, halb Wodka mit
drei Eiswürfeln.
Lisa wollte ein Glas Weißwein,
die anderen nichts mehr. Gilli hatte sich auf den Tresen gestützt und den Blick
in ein Eisfach gesenkt.
Tim äugte zur Tür. Noch immer
keine Gäste. Vielleicht hatte unbemerkt jemand
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