Stundenlohn für flotte Gangster
„Ich weiß es ja von Dr. Lorder. Der Anrufer
wird als Psycho eingestuft und hat damit Narrenfreiheit. Erst wenn er einen
Mordanschlag versucht, kann die Polizei massiv gegen ihn vorgehen. Doch man
meint, dass es dazu im Allgemeinen nicht kommt.“
„Weshalb wir das ja anders
händeln“, grinste Klößchen. „Wir spielen das Band mal ab“, sagte Karl. „Ob auch
alles gut drauf ist.“
„Ich will’s nicht nochmal
hören“, sagte Anna. „Ich geh’ in die Küche und mach’ uns Tee.“
„Super!“, meinte Karl.
„Kakao haben Sie wohl nicht?“,
fragte Klößchen. „Leider nicht.“
„Na ja, das Gebirgsquellwasser
war auch nicht ohne. Schmeckt fast wie richtiges Wasser.“
Anna lachte und wandte sich zur
Küche.
Wieder klingelte das Telefon.
19. Lisa und der Reifenstecher
Alle blickten Tim an. Gaby, die
ihren Boy natürlich kennt wie keine andere, war gespannt. Lorder hielt
inzwischen recht viel von Tim und seine Miene verriet Erwartung.
Mugani wirkte gelassen.
Jedenfalls war er nicht beunruhigt.
„Wir haben eine Möglichkeit zum
Überprüfen“, sagte Tim. „Ob Sie, Mugani, in Sachen Anna Riedel tatsächlich
nicht schuldig sind.“
Pest und Beule!, dachte er. Ich
rede schon wie ein Rechtsverdreher.
„Dazu ist es nötig“, fuhr er
fort, „dass wir mit Sergio Gilli sprechen. Am besten hier und sofort. Sind Sie
damit einverstanden?“
Mugani nickte. „Warum nicht?“
„Dann rufen Sie ihn an.“
„Nicht nötig. Er ist schon auf
dem Wege hierher. Schließlich hat er heute Dienst. Und nachher wenn die Gäste
kommen, ist hier was los. Da muss ich mitmachen. Eigentlich wollte ich ja
zwischendurch was erledigen. Aber das kann ich vergessen.“
„Okay.“ Tim nickte und wandte sich
an Gaby. „Bitte, mal dein Handy, Pfote!“
Gaby nahm es aus ihrem
Täschchen. Tim rief zunächst die Auskunft an, weil er meinte, das ginge am
Schnellsten. Lind er erhielt auch sofort die Rufnummer von Lisa Stechowski,
Annas netter Nachbarin.
Gaby lächelte. Lorder und
Mugani dagegen konnten offensichtlich mit dem Namen nichts anfangen.
„Stechowski“, meldete sich
Annas Nachbarin. Im Hintergrund sang Laura mit lieblicher 18-Monate-Stimme ein
Da-da-ei-ei-ja-ja-Lied.
„’n Abend, Frau Stechowski. Hier
ist Tim von TKKG. Entschuldigen Sie die unverfrorene Störung. Aber wir haben
ein Anliegen. Wollen Sie bitten, den Reifenstecher zu identifizieren. Den haben
Sie ja deutlich gesehen und beschrieben. Sind Sie dazu bereit?“
„Selbstverständlich, Tim. Hat man
ihn gefasst? Wohin soll ich kommen? Ins Polizei-Präsidium?“
„Nein. Ins Sunrise-Hotel. Dr.
Lorder, von dem Sie ja gehört haben, ist auch da. Er wird die Taxikosten
übernehmen.“
Tim grinste Lorder an bei
dieser Behauptung. Aber für den war die Erstattung selbstverständlich. Er
nickte.
„Wir sind in der Tagesbar“,
sagte Tim.
„Ich komme“, antwortete Lisa
Stechowski. „Oh! Was mache ich mit Laura? Mein Mann ist heute Abend nicht da.
Er hat Fortbildung. Und mein Mädelchen zahnt. Sie ist unruhig.“
„Mitbringen!“, schlug Tim vor.
„Damit machen Sie Gaby eine Freude. Sie ist ganz wild auf Babys und Kleinkinder
und kann gut mit ihnen umgehen.“
„Das geht leider nicht“, lachte
Lisa. „Laura liegt im Bett und dort muss sie auch bleiben. Aber ich kann Anna
bitten, dass sie aufpasst. Im Übrigen brauche ich kein Taxi. Ich komme mit
meinem Wagen.“
„Wunderbar. Also bis gleich.“
Tim klappte das Handy zu und
blickte zum Durchlass. Dort — aus dem Hintergrund-nur-für-Angestellte — trat
Sergio Gilli.
Er war wieder mit seiner weißen
Barkeeper-Jacke bekleidet. Aber im Gesicht hatte er sich verändert. Unter dem
linken Auge war eine hühnereigroße Schwellung, die sich violett verfärbte.
Damit sah er aus wie ein Preisboxer, der verloren hat. Und so war auch seine
Stimmung.
Mit einer Mischung aus
Feindseligkeit und Unsicherheit blickte er her.
„Den Überfall“, sagte Lorder,
„haben wir abgehakt, Gilli. Jetzt geht’s um was anderes.“
„Sie haben irgendwas mit dir
vor, Sergio“, quetschte Mugani durch die Zähne. „Sie verdächtigen mich nämlich,
ich hätte irgendwelchen Terror gegen eine Frau veranlasst.“
Tim entging nicht: Über Gillis
Gesicht lief ein Zucken. Aber nur für eine halbe Sekunde. Man konnte es auch
auf die Verletzung zurückführen.
„Wir warten ein bisschen“,
sagte der TKKG-Häuptling. „Gleich kommt eine Frau. Dann machen wir die
Gegenüberstellung.“
Gilli zuckte die
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