Stupid Crazy Love Story
geschenkt bekommen. Und dann hab ich angefangen, mit meinem Mac herumzuspielen und die Fotos mit tausend verschiedenen Programmen zu bearbeiten. Es ist so ziemlich das Einzige, was ich mache, mal abgesehen von Squash.«
Als wir uns dem Hafen nähern, ist auf einmal Musik zu hören. Es klingt, als würde eine ganze Menschenmenge ausgelassen feiern. Ãberall hängen Laternen. Ein bisschen wie an Weihnachten. Die Mexikaner verstehen es zu feiern. Ich sollte öfter hierherkommen. Die StraÃen sind mit Schleifen und riesigen Papiergirlanden dekoriert. Vor den Geschäften hängen bunte Lampions und Konfetti fliegt durch die Luft. Eine Gruppe von kleinen Mädchen in knappen rosa Kleidchen läuft an uns vorbei. Ihre Haare sind hochgesteckt und sie tragen Blumen hinter den Ohren.
»Oh Gott, guck dir das an«, lacht Kylie und zeigt auf einen winzigen Chihuahua mit einem Sombrero auf dem Rücken. Kurz darauf trottet ein Esel, der ein groÃes hölzernes Kreuz trägt, über die StraÃe. Er wird offensichtlich von ein paar Leuten zur Kirche geführt, doch auf einmal bleibt er stehen und weigert sich weiterzugehen. Als ein Mann ihm auf den Hintern schlägt, setzt er sich widerwillig in Bewegung.
Ich fotografiere wie verrückt. Dieser Ort sprüht nur so vor Leben.
»Du solltest Fotograf werden, Max. Ernsthaft. Du hast den richtigen Blick. Und du weiÃt besser über Filme Bescheid als ich.«
»Ach was. Es gibt jede Menge Leute, die tolle Fotos machen. Das ist keine groÃe Sache â¦Â«
»Und ob das âne groÃe Sache ist. Du darfst dein Talent nicht einfach so verschwenden.«
»Okay.« Das ist alles, was ich dazu sage. Ich will nicht weiter darüber diskutieren.
»Du bist richtig gut. Das weiÃt du doch hoffentlich, oder?« Kylie sieht mich mit ihren groÃen Augen an. Sie ist so verdammt aufrichtig. Und ernst. Und offen. Und wunderschön â¦
»Ja, kann schon sein.«
»Ich meine, ich kann schreiben, das kann mir niemand wegnehmen. Und du machst groÃartige Fotos. Noch dazu bist du viel besser als die meisten Leute. Du solltest was daraus machen. Sehen, wohin es dich führt.«
»Ach, ich weià nicht. Ich ⦠ich hab einfach nicht dein Selbstvertrauen ⦠«
Plötzlich sieht Kylie mich ganz merkwürdig an und fragt: »Mein Selbstvertrauen?« Und dann lacht sie, als hätte ich einen Witz gemacht.
»Was ist?«
»Vor einer Stunde habe ich genau das Gleiche zu dir gesagt. Dein Selbstvertrauen liegt doch bei fünfundneunzig Prozent. Meines gerade mal bei fünfundzwanzig, an guten Tagen vielleicht bei dreiÃig. Ich weià einfach nur, dass ich gut schreiben kann, und du weiÃt, dass du fotografieren kannst. Aber das hat nichts mit Selbstvertrauen zu tun, das ist eine Tatsache.«
»Ich sag ja, es ist ziemlich kompliziert.«
»Was ist nicht kompliziert?«
Die Menschenmenge wird immer dichter und die Musik lauter, je näher wir zum Zentrum vordringen. Es kommt mir vor wie an Silvester. Wie sollen wir Will und Juan in diesem Getümmel jemals wiederfinden? Kylie und ich gehen jetzt langsamer und versuchen, uns am Rand zu halten.
»Okay, pass auf, ich habâs probiert«, sage ich, doch ich bereue sofort, nicht den Mund gehalten zu haben.
»Was meinst du damit, du hast es probiert?«, fragt Kylie.
»Es wird einfach nichts draus, okay?«
»Red keinen Quatsch.« Kylie lässt nicht locker. »Los, erzähl schon.« Ich habe ihr den Knochen hingeworfen und jetzt lässt sie ihn nicht mehr los. Ich sehe sie an und seufze. Warum habe ich nur damit angefangen?
»Ach, vergiss es, ist keine groÃe Sache.«
»Jetzt komm schon, raus damit. Was hast du denn zu verlieren? Wir sehen uns nach heute wahrscheinlich nie wieder.«
Ich hoffe sehr, dass das nicht stimmt.
»Wir sehen uns bei der Abschlussfeier«, antworte ich. Und danach würde ich sie eigentlich auch gerne wiedersehen. Ich weià nur nicht so genau, wie ich ihr das mitteilen soll. Sie weià genauso gut wie ich, dass ich eine Freundin habe. Doch auf einmal ist Lily nur noch ein weiterer Punkt auf der Liste nerviger Dinge, mit denen ich mich nicht beschäftigen will.
»Okay. Wir erleben morgen zusammen mit hundertzwanzig anderen Schulabgängern einen bewegenden Moment. Aber die Sache ist doch die: Wir haben sonst nichts miteinander zu tun. Deine Geheimnisse sind bei mir sicher.
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