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Sturm der Barbaren

Titel: Sturm der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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gar nicht versuchen. Ich möchte dir nur schreiben, dass die Beständigkeit, die du niemals nur vorgetäuscht hast, alles übersteigt, was ich jemals erlebt habe. Das Handelshaus Ryalor …
     
    Lorn zuckt noch immer zusammen bei dem Namen, den sie für ihr Handelshaus gewählt hat, obwohl er das meiste Geld für die Gründung des Hauses beigesteuert hat.
     
    … gedeiht weiterhin prächtig und wir besitzen nun Anteile an drei Küstenschonern und zwei hochseetüchtigen Handelsschiffen. Einige dieser Anteile sind groß genug, sodass wir vielleicht bald ein oder zwei mehr besitzen werden. Die langfristigen Kupfer-Terminkontrakte haben sich so gut entwickelt, dass ich einen davon mit großem Gewinn verkaufen habe; wir könnten nun die anderen alle verlieren und hätten trotzdem noch Gewinn gemacht.
     
    Lorn lacht in sich hinein. Sie schreibt, als wüsste sie wirklich, was sie tut.
     
    Es geht das Gerücht, dass mein Gemahl in fernen Ländern arbeitet, und wir wissen, dass das ja auch irgendwie stimmt, genauso wie für meinen unbekannten Handelspartner … obwohl ich mir in seinem Namen schon einige Leichtsinnigkeiten geleistet habe.
     
    Lorns Stirn legt sich in Falten, als er das Wort Leichtsinnigkeiten liest. In allen Briefen von Ryalth stehen kleine Botschaften zwischen den Zeilen, was wahrscheinlich sehr weise ist. Er kann sich nur wundern und den Kopf schütteln. Er lebt in Isahl und Ryalth in Cyad; und während seiner freien Tage darf er nicht weiter als bis nach Syadtar reiten. Er ist Lanzenkämpferoffizier und sie Händlerin. Lorn lächelt. Ein Magier kann auf keinen Fall eine Händlerin heiraten … wenn ein Lanzenkämpferoffizier es täte, würde es lediglich als Skandal empfunden werden.
    Lorn sitzt ganz allein am Tisch und lacht, was Cyllt zum Aufblicken veranlasst, aber der Unteroffizier senkt den Blick schnell wieder, nachdem er das schwere Kelchglas erneut mit Byrdyn gefüllt hat.
     
    Das Handelshaus Ryalor wird von Zeit zu Zeit von verschiedenen hamorischen und austranischen Händlern konsultiert. Es ist fast so, als wären wir eines der kleineren
     
    Familienhandelshäuser. Wir sind nicht sehr groß, aber wer hätte jemals gedacht, dass Öl und Baumwolle so gut ins Geschäft kommen würden?
    Ich habe einen Buchhalter eingestellt. Man kann ihn natürlich nicht mit meinem früheren vergleichen. Er ist sehr höflich, aber er nennt mich weiterhin ›Herr‹. Er sagt, es sei eine Angewohnheit von ihm. Es gibt nur zwei andere Häuser hier und kein Handelshaus, das von einer Frau geführt wird …
     
    »Da kommt der Oberst«, murmelt Cyllt.
    Lorn schiebt Ryalths Schriftrolle rasch unter die von seinem Vater und Myryan, den Bericht und das weiße Papier, auf das er die Antwort an Ryalth schreiben will, lässt er liegen.
    Der schwarzhaarige, stämmige Zandrey wirft einen schnellen Blick auf das schwere Kelchglas neben Cyllt. »Der Wein kann ein zu treuer Gefährte werden hier in Isahl.«
    »Ja, Ser.«
    Lorn verkneift sich ein Nicken. Er erinnert sich an Jostyn, der daran Gefallen fand, in den Satteltaschen Wein mit auf die Patrouillen zu nehmen; zuerst Alafraan und dann immer billigeren Fusel, bis die Barbaren ihn schließlich vom Pferd holten. Eine Zeit lang hatte Sub-Major Brevyl jeglichen Wein aus dem Arbeitszimmer und aus ganz Isahl verbannt, um die Offiziere zu bestrafen, die ihn nicht darüber informiert hatten, dass Jostyn eine Gefahr darstellte.
    »Ihr wusstet es«, hatte Brevyl zu den anderen Offizieren gesagt, als er sie um sich gesammelt hatte. »Ihr wusstet es und keiner hat mir je etwas gesagt. Gute Lanzenkämpfer wurden getötet, das hätte nicht passieren dürfen.«
    Neben dem Wein – dieser aus gutem Grund – hatte auch Oberst Chyorst Isahl verlassen, degradiert zum Hauptmann. Später erzählte man sich, dass er während einer Patrouille am Verwunschenen Wald gestorben war, seine Leiche hat man nie gefunden.
    »Fragt Lorn dort drüben, wie der Wein anderen Offizieren bekommen ist«, sagt Zandrey. »Oder auch nicht, je nachdem, wie man es sehen will.« Sein Lächeln wirkt freudlos, dann geht er auf Lorn zu.
    Im Gegensatz zu Cyllt steht Lorn auf, wenn auch ein wenig langsam. »Ser.«
    »Setzt Euch, Lorn.« Zandrey zieht sich einen Stuhl heran.
    Lorn lässt sich wieder nieder.
    »Gute Patrouille … Kielt hat mit Dubrez gesprochen«, meint der Oberst im Plauderton, wenn auch mit leiser Stimme. »Mehr als sechzig Barbaren … das ist viel für Ramsende. Ich habe die alten Berichte

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