Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sturm der Barbaren

Titel: Sturm der Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
Vom Netzwerk:
sehr gern ein Birnapfeltörtchen … vermisse diese Dinge, aber am meisten vermisse ich die Familie und die Gespräche und sogar Vaters lange Vorträge …
     
    Er schreibt den Antwortbrief an Myryan fertig und rollt die zweite Schriftrolle auf. Er hat sie kurz vor Beginn der letzten Patrouille erhalten, sie stammt von seinem Vater, doch Lorn hatte keine Zeit gefunden, sie vor dem Aufbruch nach Ramsende – und den Angriffen der Barbaren – noch zu beantworten.
    Er entrollt sie langsam und liest sie sorgfältig durch, so als würde er sie zum ersten Mal lesen.
     
    … Ich habe deinen Rat schließlich doch befolgt und Myryan noch etwas Zeit gelassen, aber mein Entschluss steht fest: Es ist das Beste für sie, Ciesrt zum Gemahl zu nehmen. Sie werden bereits vermählt sein, wenn diese Zeilen dich erreichen. Ich weiß um deine Bedenken, sie sind durchaus berechtigt, und ich schreibe dies auch nicht, um dich zu beschwichtigen. Ich bitte dich nur darum, erst nach Cyad zurückzukehren und deine Schwester zu besuchen, bevor du vorschnell urteilst … Vernt wird von den älteren Magi’i respektiert und geschätzt … Es tröstet mich zu hören, dass du nun Hauptmann geworden bist. Laut Luss’alt sind die ersten zwei Jahre die gefährlichsten, obwohl er auch meint, dass das Leben eines Lanzenkämpfers stets gefährlich ist …
     
    Der Brief enthält weitere Höflichkeiten und schließt:
     
    … Ich kann die Muster der Rationalen Sterne sehen, einige verändern sich, andere nicht; einige scheinen stets heller als die anderen, ganz gleich, wo am Himmel sie sich gerade bewegen.
     
    Lorn schürzt die Lippen. Sein Vater hat selten von den Rationalen Sternen gesprochen geschweige denn darüber geschrieben, denn die Rationalen Sterne gehören zum Geschlecht der Kaiser und nicht zu dem der Magier oder Lanzenkämpfer. Er wundert sich auch über die zeitliche Überschneidung der zwei Briefe. Myryan schrieb ihre Schriftrolle später, doch sie erwähnte Ciesrt mit keiner Silbe. Lorn beschließt, nichts zu schreiben, was auch sie nicht erwähnt hat. Jerial hat ihm überhaupt noch nicht geschrieben. Wie soll er seinem Vater nun antworten? Schließlich nimmt er das nächste Blatt Papier und taucht die Feder ins Tintenfass.
     
    Vater,
    es tut mir Leid, dass es so lange gedauert hat, bis ich zurückschreibe, aber ich war auf Patrouille und bin gerade erst zurückgekehrt …
    … Ich bin dir dankbar, dass du mit der Besiegelung der Vermählung von Myryan und Ciesrt’elth noch gewartet hast und ich werde auch deinen Rat in dieser Sache befolgen …
     
    »Das ist schließlich das Einzige, was ich tun kann«, murmelt Lorn leise und sieht sich um. »Zumindest von hier aus.«
    Der blasse, blonde Unteroffizier Cyllt betritt das Arbeitszimmer und setzt sich an den am weitesten von Lorn entfernten Schreibtisch, um eine einzige Schriftrolle zu studieren. Neben die Schriftrolle stellt Cyllt eine fast volle Flasche dunklen Byrdyn, der nicht halb so gut schmeckt wie der bernsteinfarbene Alafraan.
    Lorn nickt höflich zum Gruße, bevor er die Feder erneut eintaucht und mit der Antwort fortfährt.
     
    Ich habe nichts von einer Vermählung in meinem Brief an Myryan erwähnt, weil sie ihrerseits auch nichts davon zu Papier brachte …
     
    Für die Patrouillen sind besondere Kenntnisse und Fähigkeiten notwendig, und ich habe das große Glück, mit Lanzenkämpfern zu dienen, die in der Lage sind, mir diese zu vermitteln …
    Man hat mir mitgeteilt, dass mir nach drei vollen Dienstjahren eine halbe Jahreszeit Heimaturlaub zusteht, ganz gleich ob ich nun in Isahl bleibe oder anderswo stationiert werde. Meine nächste Aufgabe wird mir vermutlich im Frühherbst zugeteilt werden …
     
    Er schließt den Brief wie folgt:
     
    … ich freue mich, dich im nächsten Winter wieder zu sehen.
     
    Lorn hat sich die Schriftrolle von Ryalth bis zum Schluss aufgehoben, denn ihre Briefe sind so selten, dass er sich immer besonders darauf freut, und er möchte ihre Worte noch einmal lesen, bevor er darauf antwortet. Wieder fällt ihm der Absenderstempel ins Auge, der Brief wurde in Fyrad abgeschickt, so wie alle ihre Schriftrollen; daher auch die Seltenheit. Lorn schickt seine Briefe ebenfalls an die Handelshausadresse in Fyrad – ein sehr weiser Zug von Ryalth.
     
    Mein lieber Lanzenkämpferhauptmann, deine Briefe sind stets unendlich überraschend. Ich als ungebildete Händlerin vermag nicht, angemessen auf deine eleganten Sätze zu antworten. Ich will es auch

Weitere Kostenlose Bücher